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#Reiche Länder wollen rücksichtlos kaufen

Reiche Länder wollen rücksichtlos kaufen

Die erfolgreiche Suche nach einem Impfstoff hat weltweit die Hoffnung genährt, dass die Corona-Pandemie in den nächsten Monaten zunehmend abflaut und wieder mehr Normalität in den Alltag einziehen wird. Doch für viele Regionen der Welt könnte sich diese Hoffnung als trügerisch herausstellen. Die Verteilung der Impfdosen droht sehr ungleich zu verlaufen – zum Nachteil der ärmeren Länder. Darauf weisen nun Forscher der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in den Vereinigten Staaten in einer Untersuchung hin, deren Ergebnisse am Mittwoch in der Fachzeitschrift „British Medical Journal“ (BMJ) vorgestellt wurden.

Tim Niendorf

Wie die Forscher schreiben, hätten sich die reichsten Staaten, darunter die Europäischen Union, über die Hälfte der der Impfdosen der 13 aussichtsreichsten Kandidaten gesichert – und das, obwohl in diesen Ländern lediglich 13,7 Prozent der Weltbevölkerung leben. 

Die Forscher machen die sich abzeichnende, ungleiche Verteilung an einem konkreten Beispiel fest: Japan, Australien und Kanada hätten sich zusammengerechnet etwa eine Milliarde Impfdosen gesichert, obwohl nur ein Prozent der weltweiten Infektionen in diesen drei Ländern aufgetreten sei. Sollten die aussichtsreichsten Impfstoffkandidaten alle zugelassen werden (ob es so kommt, ist allerdings freilich fraglich), stünde Kanada bei der Verteilung mit Abstand an der Spitze: Das Land bekäme dann 9,5 Dosen je Einwohner und Einwohnerin; damit könnte das Land also mehr als vier Mal so viele Menschen impfen wie es Einwohner hat. Die Europäische Union könnte in einem solchen Szenario fast zwei Mal so viele Menschen impfen wie es Einwohner hat, die Vereinigten Staaten hätten in etwa so viele Impfdosen zur Verfügung wie für die Menschen des Landes erforderlich.




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Selbst im Idealfall, wenn also die 13 aussichtsreichsten Impfstoffkandidaten alle Tests bestehen sollten, es keinerlei Probleme bei der Lieferung, Lagerung und Verteilung geben würde und zudem alle Hersteller ihre Produktion auf ein Maximum hochfahren würden, dürfte mindestens ein Fünftel der Weltbevölkerung erst frühestens im Jahr 2022 geimpft werden können, so die Forscher weiter. Im besten Fall wären bis Ende 2021 sechs Milliarden Impfungen vorstellbar.

Aufgrund der Vorverträge haben die reichsten Regionen der Welt also die besten Chancen, mithilfe der Impfungen schneller wieder ein Stück weit Normalität herzustellen. Der Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Angel Gurría, hatte erst kürzlich Deutschland und die anderen Industrieländer vor Egoismus bei ihrer Impfstrategie gewarnt. „Einige Länder haben viel zu viel Impfstoff, andere haben gar nichts“, sagte er der „Welt“. „Warum“, fragte er, „denken wir nicht an die fünf Milliarden Menschen in ärmeren Ländern?“

Um der ungleichen Verteilung entgegenzuwirken gibt es das  Projekt „Covax“, das unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gegründet wurde. Diesem haben sich schon mehr als 180 Länder angeschlossen, die Vereinigten Staaten und Russland aber fehlen etwa. Unterdessen plant die Europäische Union laut „Spiegel“, die vertraglich vereinbarten Optionen für den Kauf von zusätzlichen 180 Millionen Impfdosen einzulösen. Dabei soll es sich um 80 Millionen weitere Dosen des amerikanischen Herstellers Moderna und um 100 Millionen Dosen des deutschen Unternehmens Biontech und des amerikanischen Partners Pfizer handeln.

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