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#Wer darf noch raus aus Afghanistan?

Wer darf noch raus aus Afghanistan?

Die Aussagen des Taliban-Sprechers vom Dienstagabend stifteten Verwirrung. Einerseits hatte Zabihullah Mudschahid gesagt, die Taliban würden afghanischen Staatsbürgern nach dem 31. August nicht mehr erlauben, das Land zu verlassen. Andererseits verkündete er: „Die Straße zum Kabuler Flughafen ist gesperrt. Ausländer können durchgehen, Afghanen dürfen die Straße nicht benutzen.“ Das klang, als gelte das Ausreiseverbot für Afghanen von sofort an.

Friederike Böge

Politische Korrespondentin für China, Nordkorea und die Mongolei.

Auch am Mittwoch blieb die Lage unübersichtlich. „Man kann nicht mehr durchgehen. Stattdessen werden ausgewählte Personen zu einem Versammlungsort bestellt und dann in Minibussen mit Eskorte zum Flughafen gefahren“, sagte ein Mitarbeiter einer internationalen Organisation in Kabul der F.A.Z.

Mindestens 20 Menschen getötet oder verletzt

Die Taliban hatten die Maßnahme damit begründet, dass Menschen im Gedränge vor den Toren des Flughafens verletzt oder getötet werden könnten. Tatsächlich waren in den vergangenen Tagen nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters mindestens zwanzig Menschen auf diese Weise zu Tode gekommen. Tausende hatten sich vor den Flughafentoren versammelt, unter ihnen auch viele Personen, die keine Reisedokumente und keine Mitfluggenehmigung hatten. Sie hatten es Ortskräften und anderen gefährdeten Personen erschwert, in den Flughafen zu gelangen. „Natürlich ist es sicherer zu fahren, als sich durch die Menge zu schlagen. Das gilt aber nur dann, wenn die Taliban kooperieren und garantieren, dass sie keine Afghanen belästigen oder festnehmen“, sagte der Mitarbeiter der internationalen Organisation.

Die Anonymität der Menschenmenge sei für jene von Vorteil gewesen, die fürchten mussten, von den Taliban erkannt und festgenommen zu werden. In Bundeswehrkreisen in Kabul wurde am Mittwoch gar die Einschätzung geäußert, dass die Chancen, noch Afghanen in den Flughafen zu bekommen, minimal seien.

Taliban-Sprecher Zabihullah Mudschahid am Dienstag


Taliban-Sprecher Zabihullah Mudschahid am Dienstag
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Bild: AFP

Schon vorher mussten Personen, die zum Flughafen wollten, mehrere Taliban-Checkpoints passieren. Viele berichteten allerdings in den vergangenen Tagen, ihre Unterlagen seien nicht geprüft worden. Das ist jetzt anders. Ein Reporter des Senders Al Jazeera berichtete am Mittwoch: „Die Situation hat sich über Nacht verändert.“ Die Taliban hätten neue Checkpoints vor den Flughafentoren errichtet. Es würden nur noch Personen durchgelassen, die einen ausländischen Pass, ein gültiges Visum oder eine Einladung der Vereinigten Staaten oder eines anderen NATO-Landes vorweisen könnten.

Auch dann aber scheint die Durchfahrt nicht garantiert zu sein. Der Journalist und Buchautor Anand Gopal berichtete auf Twitter, dass zuletzt mehrere Konvois, die zum Flughafen gelangen wollten, von den Taliban zurückgewiesen worden seien. „Die Taliban erlauben ihnen nicht, durchzufahren, ohne Genehmigung der USA aus dem Innern des Flughafens“, schrieb er. Ein Reporter der Zeitung Los Angeles Times befragte Sicherheitskräfte der Taliban, die eines der Flughafentore bewachten. Der Anführer der Gruppe habe versichert, dass Afghanen mit einem „gültigen Visum“ durchgelassen würden.

Die Straße vor dem Tor ist plötzlich leer

Auf dem Video, das er im Internet verbreitete, kann man sehen, dass die Straße vor dem Tor, die noch am Dienstag voller Menschen war, leer ist. Davor stehen Dutzende schwer bewaffnete Sicherheitskräfte. Gut möglich, dass viele Afghanen sich aus Angst vor einer Festnahme nicht zum Flughafen trauen. Die neuen Maßnahmen dürften also auch eine Form der Abschreckung sein. Der Taliban-Sprecher hatte am Dienstagabend deutlich gemacht, dass die neuen Machthaber besorgt über die Ausreise Tausender qualifizierter Fachkräfte seien und einen weiteren sogenannten Braindrain zu verhindern suchten.

Ein anderer Taliban-Sprecher, Suhail Shaheen, relativierte am Mittwoch die Aussage Zabihullah Mudschahids. Diese habe sich allein auf Rettungsflüge ausländischer Streitkräfte bezogen. Nach dem 31. August könne der zivile Luftverkehr wieder aufgenommen werden, und Afghanen mit gültigen Papieren könnten reisen. Allerdings haben viele Afghanen keinen gültigen Pass. Das zeigte sich in den Tagen vor dem Fall Kabuls, als Tausende vor der Passbehörde Schlange standen. Nun ist sie ganz geschlossen.

Shaheen sah sich offenbar zu der Klarstellung genötigt, weil die missverständlichen Worte Mudschahids in Kabul Panik ausgelöst hatten. „Wir haben das Ende der Fahnenstange erreicht“, sagte ein ausreisewilliger Afghane der F.A.Z. Ein anderer wurde erst zum Flughafen gerufen und bekam auf dem Weg die Nachricht: „Die Tores des Flughafen sind gerade geschlossen worden.“

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