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#Wer hat Saman Abbas umgebracht?

„Wer hat Saman Abbas umgebracht?“

Saman Abbas ist nur 18 Jahre alt geworden. Geboren im Dezember 2002 nahe Lahore in Pakistan, kam sie mit 13 Jahren nach Italien. Der Vater hatte eine Anstellung als Feldarbeiter in einem landwirtschaft­lichen Betrieb in der Nähe des Städtchens Novellara in der norditalienischen Region Emilia-Romagna ge­funden, wo die Familie auch lebte. Saman Abbas starb in der Nacht zum 1. Mai 2021. Als Todesursache haben die Forensiker nach dem Fund der Leiche im November 2022 Erdrosseln ermittelt.

Matthias Rüb

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

An diesem Freitag beginnt in der Provinzhauptstadt Reggio-Emilia der Mordprozess. Den Eltern, einem On­kel sowie zwei Cousins wird zur Last gelegt, Saman Abbas gemeinschaftlich umgebracht zu haben, weil sie sich einer Zwangsheirat mit einem zehn Jahre älteren Cousin in Pakistan widersetzt hatte. Auf der Anklagebank in Reggio-Emilia werden der On­kel und die beiden Cousins sitzen. Der Vater wurde im November 2022 bei Lahore verhaftet, er sitzt in Islamabad in Auslieferungshaft. Die Mutter ist in Pakistan untergetaucht.

Für den Teenager eröffnete sich in Europa eine neue Welt

Der Vater hatte Saman dem Verwandten in Pakistan vor der Übersiedlung nach Italien versprochen. Doch für den Teenager öffnete sich in Europa eine neue Welt. Das Mädchen legte den Schleier ab, lernte rasch Italienisch, die Leistungen in der Schule wa­­ren gut. Nach dem Mittelschul­abschluss wollte Saman aufs Gymnasium, was die Eltern untersagten. Es gab viel Streit. Mitunter soll der Vater, der ungeachtet des muslimischen Al­ko­holverbots oft betrunken gewesen sein soll, die Tochter geschlagen ha­ben. Saman wurde eingesperrt, ihr Mo­biltelefon durfte sie eine Stunde am Tag benutzen.

Im August 2020 lernte Saman über Tiktok den Pakistani Saqib A. kennen, zwei Jahre älter als sie und ebenfalls Einwandererkind. Die jungen Leute verliebten sich, trafen sich heimlich in Bologna. Dort lebte Saman vorübergehend in einer staatlichen Einrichtung, nachdem sie von zu Hause weggelaufen war und beim Jugendamt um Schutz ersucht hatte. Saman und Sa­qib verlobten sich heimlich. Doch Sa­man ließ sich von der Familie überreden, nach Hause zurückzukehren. Of­fenbar unter dem Vorwand, sie werde ihren Personalausweis und ihren Reisepass zurückerhalten, die der Vater an sich genommen hatte. Das letzte Lebenszeichen von Saman Abbas ist eine Sprachnachricht vom Abend des 30. April an Saqib A. Sollte er in den kommenden 48 Stunden nichts von ihr hören, dann müsse er die Polizei alarmieren, bat Saman. Sie glaube ge­hört zu haben, wie ihre Mutter nach einem Streit sagte: „Es ist nun nichts mehr zu machen.“

Tatsächlich meldete Saqib A. schon zwei Tage später Saman als vermisst. Die Carabinieri wurden erstmals am 5. Mai 2021 in dem Gehöft vorstellig, fanden dort aber weder Saman noch deren Eltern an, nur den Onkel und den jüngeren Bruder Samans. Die beiden berichteten den Carabinieri, Sa­man sei plötzlich sehr krank geworden und gemeinsam mit den Eltern nach Hause gereist. In Wahrheit waren die Eltern noch am 1. Mai allein von Mailand nach Pakistan geflogen. Die Auswertung der Aufzeichnungen der Überwachungskameras des Hofes er­gab, dass Saman, mit einem Rucksack auf dem Rücken, gegen 0.10 Uhr mit Mutter und Vater in Richtung der Ge­wächshäuser ging. Kurz darauf tauchten die Eltern ohne Saman aus dem Dunkeln wieder auf und gingen ins Haus zurück. Nach etwa zehn Minuten ging der Vater wieder in Richtung Gewächshäuser und kehrte bald da­rauf zurück, Samans Rucksack in Hän­den. Auf weiteren Aufnahmen sind der Onkel und die Cousins mit Schaufeln und Hacken zu sehen.

Erdrückende Beweislage

Die Beweislage war schon nach wenigen Tagen der Ermittlungen er­drückend. Nur fand sich trotz inten­siver Suche über anderthalb Jahre keine Leiche. Der Onkel und die Cousins flüchteten, wurden aber zwischen En­de Mai 2021 und Februar 2022 in Frankreich und Spanien festgenommen und an Italien ausgeliefert. Sie behaupteten zunächst hartnäckig, Sa­man sei in Pakistan und wohlauf. Das sagte auch der Vater in Lahore. Schließlich brach der Onkel Samans in italienischer Untersuchungshaft sein Schweigen und führte die Ermittler im November 2022 zu der Stelle, wo Samans Leichnam vergraben lag.

Der Onkel, der von den Cousins beschuldigt wird, Saman erdrosselt zu haben, bezichtigt seinerseits die un­tergetauchte Mutter der Tat. In einem abgehörten Telefongespräch des Va­ters mit einem Verwandten in Pa­kistan ist dieser mit folgenden Worten zu hören: „Ich habe sie umgebracht, um meiner Würde und meiner Ehre willen.“

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