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#Weshalb Gorillas-Mitarbeiter die eigenen Lagerhäuser blockieren

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Weshalb Gorillas-Mitarbeiter die eigenen Lagerhäuser blockieren

Eigentlich profitieren Lieferdienste in der Pandemie besonders: Viele Menschen bleiben zuhause, einige sparen sich – ob aus Sicherheit oder Bequemlichkeit – sogar den Gang in den Supermarkt. Ein Glück, dass Starts-ups wie Gorillas bereits zu Beginn ein Geschäftsmodell aus den Lebensmittellieferungen gemacht haben.

Doch ausgerechnet jetzt, da die Lieferdienste einige Kundschaft an sinkende Inzidenzen und wiedereröffnende Außengastronomie verlieren dürften, scheint das Start-up Gorillas einen Image-Schaden zu erleiden. Seit Mittwoch blockieren Angestellte Lagerhäuser in Berlin, in ganz Deutschland laufen auch am Samstag Solidaritätsaktionen für bessere Arbeitsbedingungen. Größtenteils handelt es sich um spontane Proteste mit dutzenden Teilnehmern, die sich zwischenzeitlich auf Großstädte wie Stuttgart, Düsseldorf und sogar London ausbreiten.

Auslöser ist laut Aussage des „Gorillas Workers Collective“ die Kündigung eines Fahrers namens Santiago. Diesem soll ohne Vorwarnung oder Abmahnung fristlos gekündigt worden sein, nachdem er zu spät zu einer Schicht erschien. Für Teile der Berliner Belegschaft ein Paradebeispiel für die unfairen Arbeitsumstände im 2020 gegründeten Unternehmen. Auf den Kundgebungen werfen sie der Geschäftsführung neben unzureichender Bezahlung, unnötiger Strenge und unberechtigten Kündigungen auch Rassismus und Sexismus vor.

Bei den Aktionen handelt es sich um einen sogenannten „wilden Streik“. Die Blockaden und Arbeitsverweigerungen erfolgten ohne Vorankündigung oder zentrale Koordination durch große Gewerkschaften. Zwar tritt die Gruppe „Gorillas Workers Collective“ in den sozialen Netzwerken als Organisator in Erscheinung. Offizielle Anmeldungen der Streiks und Gespräche mit der Geschäftsführung scheint es bisher aber nicht zu geben.

Gegenüber dem „Tagesspiegel“ bestätigte das Unternehmen, dass die Kündigung des betroffenen Fahrers ausschließlich „verhaltensbedingt“ und „während seiner Probezeit“ vorgenommen worden sei. „Gorillas kümmert sich aktiv um einen sachlichen Dialog mit der Mitarbeitergruppe“, heißt es in einem Schreiben.

Am Freitagabend versucht die Geschäftsführung zu schlichten. In einem Statement rief einer der Gründer, Kagan Sümer, die streikende Belegschaft dazu auf, konstruktiv mit den Verantwortlichen zu reden. Gorillas verfolge keine „hire to fire“-Strategie, Kündigungen seien immer im Sinne des Unternehmens. Dennoch sei er offen für Input. Deswegen wollte er ab dem 28. Juni eine Fahrradtour zu den verschiedenen Gorillas-Standorten in Deutschland machen, um mit seinen Angestellten – zu denen inzwischen laut eigenen Angaben 6000 festangestellte Fahrradkuriere gehören – zu sprechen.

Niedrigere Bezahlung durch Expansion?

Doch davon lässt sich die Belegschaft wohl nicht besänftigen. Angestellte fordern in den sozialen Netzwerken und auf Transparenten nicht nur die Wiedereinstellung des betroffenen Fahrers, sondern auch die Abschaffung der Probezeit und eine Regelung, die Kündigungen nur mit vorherigen Abmahnungen erlaubt.

Rückendeckung für ihre Forderungen erhielten sie auch von Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke). Auf Twitter sprach er sich zugunsten der Gorillas-Angestellten aus: „Ihnen gehört meine volle Unterstützung! Wenn dieses Unternehmen eine Zukunft in Berlin haben möchte, dann muss es umgehend die Mindeststandards eines fairen Umgangs mit Beschäftigten beachten.“

Immer wieder berichten Kuriere und Angestellte, die für Lieferdienste wie Lieferando und Amazon arbeiten, von prekären Arbeitsbedingungen. Und auch außerhalb der Proteste zeigt sich, wie hart der Markt der noch jungen Lebensmittellieferdienste umkämpft ist. Unternehmen wie Gorillas, Flink und Getir haben in ihren jüngsten Finanzierungsrunden jeweils dreistellige Millionenbeträge von Wagniskapitalgebern eingesammelt, um möglichst schnell in weitere Städte expandieren zu können und sich so einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Ihr Versprechen: Die bestellte Ware wird innerhalb von nur 10 Minuten aus dezentralen Lagern in den Stadtteilen per Fahrradkurier geliefert. Flink ist mittlerweile in 19 Städten in Deutschland präsent, Gorillas in 17 Kommunen. Gleichzeitig hat Gorillas Medienberichten zufolge die Löhne der fahrenden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen (die sogenannten „Rider“) von etwa 12 Euro pro Stunde auf 10,50 Euro reduziert.

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