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#Wie Afroamerikaner über Trump denken

Wie Afroamerikaner über Trump denken

Dieser Sommer in den Vereinigten Staaten, das ist kein Geheimnis, war für niemanden normal. Wie denn auch, mit Corona und den Kontaktbeschränkungen? Für eine Bevölkerungsgruppe war das Jahr umso mehr besonders. Am 25. Mai, als sich das Virus über Amerika verbreitete, kniete der weiße Polizeibeamte Derek Chauvin am Straßenrand einer vielbefahrenen Kreuzung in Minneapolis auf dem Nacken von George Floyd – für acht, neun qualvolle Minuten. Danach sollte nichts mehr sein wie zuvor.

Städte gingen bei Demonstrationen in Flammen auf, wochenlang brodelte es in Amerika, weltweit setzten sich Proteste für mehr Gleichberechtigung und gegen systematischen Rassismus ein. Irgendwas wirkte anders, heftiger, gewaltiger: Von einem Kulturwandel war die Rede, von Amerikas Abrechnung mit seiner eigenen rassistischen Vergangenheit.

Von LaTonya Goldsby und Kareem Henton bekommt man für solche Sätze eher ein müdes Lächeln. Sie haben das alles schon mal gehört: Atatiana Jefferson, Michael Brown, Breonna Taylor, Stephon Clark, Philando Castille, Freddy Gray, Eric Garner. Polizeigewalt gegen unbewaffnete, schwarze Amerikaner. Zu viele Namen, zu viele Vorfälle und immer heißt es: Das muss das letzte Mal gewesen sein, genug ist genug.

„Wir haben unser Leben zu verlieren“

Aber es ist wie bei den Amokläufen an amerikanischen Schulen: Es ist das letzte Mal – bis zum nächsten Mal. „Was wir zu verlieren haben?“, fragt LaTonya Goldsby, eine der Gründerinnen von Black Lives Matter Cleveland. „Das ist einfach zu beantworten: unser Leben.“

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Genau diese Frage hatte Donald Trump 2016 gestellt. Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Michigan sagte er damals an afroamerikanische Wähler gerichtet: „Was habt ihr zu verlieren, wenn Ihr was Neues ausprobiert wie Trump? Ihr lebt verarmt, eure Schulen taugen nichts, ihr habt keine Jobs, eure Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 58 Prozent – was zum Teufel habt ihr zu verlieren?”

Vier Jahre lang stand Trumps Frage stellvertretend für die innere Überzeugung seiner politischen Agenda, wenn es um die Belange der Black Community ging: eine gewisse unernste Gleichgültigkeit.

Wie sehr hat sich Trump wirklich für das Amerika der Schwarzen eingesetzt? Zwar unterschrieb Trump den „First Step Act“ im Dezember 2018, ein Gesetz, das Strafrechtsreformen vorantreibt, aber für Aktivistinnen wie LaTonya Goldsby ist das beinahe ein bedeutungsloser Schritt. Für sie wirkt er wie ein glückliches Missgeschick.

Alles wird von Trumps Verhalten überschattet

„Wenn ich mir seine aufgeladene Rhetorik anhöre, den Rassismus, die Unterstützung für White-Supremacy-Gruppen“ sagt sie, „denke ich bloß, dass alles, was er hätte erreichen können, eh von seinem Verhalten überschattet ist und von den Worten, die er ausgesprochen hat, von dem Hass, der Negativität, der Boshaftigkeit, der Hinterhältigkeit.“

LaTonya Goldsby und Kareem Henton von Black Lives Matter aus Cleveland im Bundesstaat Ohio.


LaTonya Goldsby und Kareem Henton von Black Lives Matter aus Cleveland im Bundesstaat Ohio.
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Bild: Daniel C. Schmidt

Sie sitzt am Schreibtisch in ihrem etwas kargen Büro in Cleveland. Auf dem Fensterbrett vor ihr liegt ein Haufen unausgefüllter Anmeldezettel, um sich für die Wahlen im November zu registrieren. Sie ist die Cousine von Tamir Rice, der im November 2014 in einem Park von einem weißen Beamten erschossen wurde. Rice hatte eine Spielzeugpistole in der Hand. Ein herbeigerufener Polizist eröffnete kurz nach der Ankunft das Feuer. Er feuerte zwei Schüsse ab, traf Rice in den Oberkörper. Einen Tag später verstarb er im Krankenhaus.

Tamir Rice war zwölf Jahre alt.

Öffentliches Interesse lässt nach, Gesetze bleiben

Neben Goldby sitzt Kareem Henton, auch er ist Gründungsmitglied von Black Lives Matter Cleveland. Sie reden über Polizeigewalt, George Floyd, und die Coronakrise, die eine ohnehin schon benachteiligte Bevölkerungsschicht überproportional hart getroffen hat. Wenn man sich mit ihnen unterhält, hört man schnell eine zynische Haltung heraus, zu oft sind sie von der Politik enttäuscht worden. Das, was Amerika an Protesten und Aktionismus im Sommer gesehen hat, mag eine weltweite Solidaritätswelle ausgelöst haben, aber wie bedeutend ist das schon, wenn es nicht in konkreten Maßnahmen mündet?

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