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#Wie Batman gegen den Joker

„Wie Batman gegen den Joker“

Es wurde gestritten und laut gespielt an diesem spektakulären Samstagabend, und mit einer Aussage hatte Nick Kyrgios nach seinem Sieg gegen Stefanos Tsitsipas (6:7, 6:4, 6:3, 7:6) sicherlich recht. „Wir beide sind nicht aus dem selben Holz geschnitzt. Wenn Sie sehen würden, wie ich zuhause Basketball spiele, diese Jungs sind Hunde. Die Leute, gegen die ich in Wimbledon spiele, die sind das nicht. Und er ist so weich, wenn er hierher kommt und sagt, ich hätte ihn schikaniert.“

Das Wort, das der Australier im Original an dieser Stelle benutzte war „bully“, und dafür gibt es viele mögliche Übersetzungen: mobben, tyrannisieren, drangsalieren oder eben schikanieren. Tsitsipas hatte den bully eine gute halbe Stunde vorher ins Spiel gebracht. „Er macht das andauernd“, sagte er, „wahrscheinlich war er in der Schule schon so. Ich mag keine bullies, und er hat eine ganz üble Seite.“

Es war das Nachspiel der Begegnung zweier Typen, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Auf der einen Seite Provokateur Nick, auf der anderen der softe Stefanos. Der eine spielt am besten und fühlt sich am stärksten, wenn es um ihn herum knallt, zischt und scheppert, der andere möchte seine Kunst in Ruhe entfalten, und in diesem Spannungsverhältnis verlor der Grieche die Übersicht. Aus Frust über den Verlust des zweiten Satzes schlug er einen Ball rechts raus in Richtung des Publikums und hatte Glück, dass er niemanden traf.

Permanent am provozieren: Nick Kyrgios


Permanent am provozieren: Nick Kyrgios
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Bild: dpa

Tsitsipas müsse disqualifiziert werden, fordert Kyrgios umgehend von Stuhlschiedsrichter Damien Dumusois, doch der sah keinen Grund dazu. Auch später beharrte Kyrgios auf diesem Standpunkt, lag damit aber wohl falsch. Der langjährige frühere australische Schiedsrichter Richard Ings kommentierte auf Twitter: „Den Ball ins Publikum zu schlagen, führt nicht automatisch zu einer Disqualifikation. Ich hätte gedacht, dass Kyrgios inzwischen vom Verhaltenskodex ein konkreteres Verständnis hat.“ Nach all den Jahren und Strafen, die der Australier hinter sich hat.

Doch den Bully-Vorwurf des Gegners fand er auch deshalb merkwürdig, weil die Sache seiner Meinung nach doch eher umgekehrt gewesen war. „Ich hab nichts gemacht, er war derjenige, der Bälle auf mich geschossen hat.“ Womit er in der Tat recht hatte. Dreimal versuchte Tsitsipas, seinen Gegner zu treffen, hatte dabei aber nur begrenzt Erfolg, wie er selbst bestätigte. Er habe den anderen einfach stoppen wollen. Irgendwer müsse sich mal mit Kyrgios hinsetzen und reden, so könne das einfach nicht weitergehen. Doch der schlug noch mal zurück, als er sagte: „Ich wäre auch aus der Fassung, wenn ich gegen jemanden in zwei Wochen zweimal verlieren würde. Vielleicht sollte er einfach erstmal rausfinden, wie er mich schlagen kann.“

Zu sanft für ein Duell mit Streetfighter Nick Kyrgios: Stefanos Tsitsipas verliert Nerven und Match


Zu sanft für ein Duell mit Streetfighter Nick Kyrgios: Stefanos Tsitsipas verliert Nerven und Match
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Bild: AP

Die heiligen Hallen des Tennis wackelten an diesem Abend, und 10.000 Zuschauer auf Court 1 schienen sich bestens zu amüsieren. Wer im Stadion sitzt, der versteht nicht so genau, was gesagt, gerufen oder geschrien wird. Das Fernsehen verdichtet das Geschehen. Es sei denn, jemand dreht die Kamera im entscheidenden Moment in eine andere Richtung, wie beim mit Spannung erwarteten Handschlag der Kombattanten am Netz geschehen. Nun, der Handschlag fand statt, aber Tsitsipas sorgte dafür, dass die Berührung so kurz wie möglich war. Der Grieche war frustriert, enttäuscht, wütend – auch auf sich selbst, dass er sich so hatte provozieren lassen.

Kyrgios auf den Spuren von Nastase, Connors oder McEnroe

Und Kyrgios? Der Typ ist einer der besten, talentiertesten Tennisspieler, der je auf diesem Planeten Bälle übers Netz geschlagen hat. Und er kreiert mit seiner Spielweise, mit seinem Auftreten eine Atmosphäre, die viele als große Bereicherung und Abwechslung wahrnehmen. Jedes Theaterstück, jeder Film gönnt sich einen Gegenspieler zum Helden, um die Spannung zu erhöhen. Was wäre Batman ohne den Joker, Robin Hood ohne den Sheriff von Nottingham?

Kyrgios ist auf den Spuren von Ilie Nastase unterwegs, von Jimmy Connors oder John McEnroe, doch selbst der ist hin- und hergerissen bei der Einschätzung und meinte, es sei traurig und schön zugleich ihm zuzusehen. Aber der eine Punkt, an dem es keine Diskussionen geben dürfte, ist die respektlose und beleidigende Art, wie Nick Kyrgios mit Linienrichtern und Schiedsrichtern umgeht. Wie kann es sein, dass er zum Mann auf dem Stuhl sagt: „Du bist eine Schande“ und dass danach nichts passiert? Wenn er sich so was, sagen wir mal, in einer Sportart wie Rugby leisten würden, die bekanntlich nicht von Weicheiern gespielt wird, müsste er mit einer langen Sperre rechnen.

In der nächsten Runde an diesem Montag wird der lauteste, schillerndste und unberechenbarste Mann des modernen Tennis gegen einen 20 Jahre alten Amerikaner spielen, der als einer der Stillsten gilt, Brandon Nakashima. Ganz sicher, werden auch nach diesem Spiel wieder viele Leute behaupten, der Sport brauche Figuren wie Kyrgios, um neue Fans zu begeisterten. Er selbst findet das ja auch. Man kann ihn spannend finden, das ist unbestritten. Aber wer sich fortgesetzt wie die Axt im Wald benimmt, muss damit rechnen, dass ihn manche Bäume nicht mögen.

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