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#Wie China die Uiguren in der Region Xinjiang unterdrückt

„Wie China die Uiguren in der Region Xinjiang unterdrückt“

Zeile 11.135 in einer Excel-Liste: Erkin Ayup, Kreis Konasheher, Gebäude 1, Zelle 122, Gefangener, 26.07.2017, eingeteilt zur Um­erziehung. Das ist alles, was Abdu­weli Ayup über das Schicksal seines Bruders weiß. Sein Name ist einer von Tausenden, die in den „Xinjiang Police Files“ auftauchen. Die Dokumente und Fotos dokumentieren Chinas Umgang mit Ui­guren, Kasachen und anderen ethnischen Minderheiten in der Region Xinjiang.

Die Daten wurden dem Anthropologen Adrian Zenz zugespielt. Eine Gruppe in­ternationaler Medien hat Teile davon ver­öffentlicht. In den Dateien finden sich auch Bilder aus den Lagern, in denen die chinesische Regierung nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen zeitweise mehr als eine Millionen Menschen festhält. Auf mehr als 2000 Por­trätaufnahmen blicken Menschen vor ei­nem weißen Hintergrund direkt in die Kamera: ein Mann mit kurz geschorenen Haaren und Hämatomen auf der Stirn, eine 72 Jahre alte Frau mit müden Au­gen, die Jüngsten sind erst 15 Jahre alt.

Auf anderen Bildern ist ein sogenannter Tigerstuhl zu sehen, eine Metall­kons­truktion, in die Polizisten Gefangene festschnallen, damit sie sich beim Verhör nicht bewegen können. „Das war ich“, sagt Ayup. Auch er wurde zwei Jahre lang in einem Lager in Xinjiang festgehalten und gefoltert. Was auf den Bildern zu se­hen ist, hat er nur gehört. Die Dokumente hat er sich nicht angesehen. Weil er Angst davor hatte, welche Namen er da­rin finden würde. Ein Bekannter entdeckte die Informationen über seinen Bruder. Seit Jahren hat der Linguist seine fünf Geschwister nicht gesehen.

Verhaftet für die Muttersprache

Ayup und sie wachsen in einem kleinen Ort 15 Kilometer außerhalb der Großstadt Kashgar auf. Im Osten erstreckt sich die Wüste Taklamakan, im Westen liegt Tadschikistan. Fast alle, die hier leben, sind Uiguren. Der Kreis Kona­sheher hat heute eine der höchsten Ge­fangenenraten der Welt. 2018 befanden sich etwa zwölf Prozent aller Angehörigen einer ethnischen Minderheit in Ge­fangenschaft.

Seine Heimat verlässt Ayup 2015, nachdem er aus dem Lager entlassen wurde. Die Regierung warf ihm „separatistisches Bestreben“ vor. Ayup leitete in Kashgar eine Sprach­schule für Uigurisch. Er will seine Muttersprache an die nächste Generation wei­tergeben. Den Behörden war er da­mit ein Dorn im Auge. In den Schulen in Xinjiang setzt die Regierung sukzessive ihre Sprachregelung durch. Uigurisch werde aus dem öffentlichen Leben verbannt, sagt Ayup.

Eines der wenigen Bilder, die Ayup noch von seinem Bruder Erkin geblieben sind.


Eines der wenigen Bilder, die Ayup noch von seinem Bruder Erkin geblieben sind.
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Bild: Abduweli Ayup/Twitter

Nach einigen Monaten in Gefangenschaft wird er vor ein Ge­richt gestellt. Dort sitzt auch sein An­walt. Ayup sieht ihn zum ersten Mal. Während der Verhandlung sagt er nichts. Am Ende unterschreibt Ayup ein Dokument, das seine Aussagen enthalten soll. Durchlesen kann er es sich nicht. Er wird wegen Veruntreuung zu 18 Monaten Haft und einer Geldstrafe verurteilt. Nach seiner Entlassung wird er fast täglich von der Polizei kontrolliert.

2015 gelingt ihm die Flucht. Schon viele Jahre zuvor hat er sich und seiner Familie Ausweise in anderen Regionen besorgt. „Für das System sind wir ohnehin nur Nummern“, sagt Ayup. Die Papiere sollen den Eindruck erwecken, er und seine Frau lebten getrennt voneinander in verschiedenen Städten. An der Passkontrolle zeigen sie ihre neuen Dokumente vor und steigen in ein Flugzeug in die Türkei – weil Ayup ihre Visa im Internet bean­tragen konnte.

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