Nachrichten

#Wie der Weltverband die Dressur-Equipe angreift

Wie der Weltverband die Dressur-Equipe angreift

Man muss kein Mathematiker sein, um zu berechnen, welche Mannschaft in Tokio rein von der Papierform her die Goldmedaille im Dressurreiten gewinnen müsste. Deutschland natürlich, wie immer seit 1984, mit einem einzigen Intermezzo 2012 in London. Ein Blick auf die Weltrangliste genügt, um das ambitionierte Trio einzuschätzen: An der Spitze steht Isabell Werth mit Bella Rose, auf Platz zwei Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera – und Dorothee Schneider ist mit Showtime nur deshalb Vierte, weil den dritten Platz wiederum Isabell Werth mit einem weiteren Pferd, nämlich Weihegold, innehält.

Wissen war nie wertvoller

Sichern Sie sich mit F+ 30 Tage lang kostenfreien Zugriff zu allen Artikeln auf FAZ.NET.

JETZT F+ LESEN


Dass alles andere als der Olympiasieg eine allseitige Enttäuschung wäre, braucht man diesen Reiterinnen nicht extra zu sagen. Sie brennen vor Ehrgeiz und werden alles geben. „Es gibt eine klare Erwartungshaltung, die wir auch an uns selber stellen“, sagt Isabell Werth. Zumal den Reiterinnen klar ist, dass nicht nur die Konkurrenz, sondern auch der Weltverband FEI die deutsche Dominanz gerne beenden würde. Zu diesem Zweck hat er sich mit dem Zufall verbündet und den Stellenwert des Pechs erhöht.

Weil die FEI die Reitermannschaften bei diesem Turnier in allen drei Disziplinen auf drei reduziert und damit Streichresultate abgeschafft hat, wird nun jeder Fehler und jedes Missgeschick gnadenlos bestraft. „Ein bisschen Glück braucht jeder, wenn es um die Wurst geht“, sagt Monica Theodorescu, die Bundestrainerin der Dressurreiter, in ihrer stets positiven Art. Was natürlich auch für die Hauptkonkurrenten der Deutschen, die Mannschaften aus Großbritannien, Dänemark, den Niederlanden und den Vereinigten Staaten, gilt.

Komplizierter Modus

Isabell Werth wird deutlicher: „Es braucht nur ein dummes Ereignis zu passieren, und schon ist die Mannschaft geplatzt.“ Manchmal reichen schon flatternde Fahnen oder ein umgewehter Blumentopf, um ein Pferd nachhaltig zu irritieren. Da ist beinahe ein Vorteil, dass die Zuschauer fehlen. Außerdem scheint die Teehäuschen-Dekoration die Pferde nicht groß zu beunruhigen. „Das Stadion ist sehr pferdefreundlich dekoriert“, sagt Ko-Bundestrainer Johnny Hilberath.

Ein weiterer Zweck der Streich-Übung ist es, ohne Erhöhung der vorgegebenen Sportler-Quote mehr Nationen an den Start zu bringen, was gelungen ist. Die Zahl der Dressur-Mannschaften stieg auf von 11 in Rio 2016 auf 15, die Zahl der Nationen von 25 auf 29. Der Grand Prix an diesem Samstag und am Sonntag dient der Qualifikation für Mannschafts- und Einzelfinale.

Dabei gibt es eine Besonderheit, die an die Gruppenphase der Fußball-Europameisterschaft erinnert: Das Feld wird in sechs Gruppen mit zehn Paaren eingeteilt. Die besten acht Mannschaften qualifizieren sich für die Team-Entscheidung im Grand Prix Special am Dienstag. Die beiden Besten jeder Gruppe erreichen sicher das Einzel-Finale, die Kür mit Musik am Mittwoch, dazu kommen sechs Lucky Loser.

Zu kompliziert? Wer gewinnen will, darf sich über den Sinn des Modus nicht weiter den Kopf zerbrechen. An diesem Samstag will erst einmal Jessica von Bredow-Werndl im Grand Prix ein erstes Ausrufezeichen mit Dalera setzen (14.42 Uhr MESZ im F.A.Z.-Liveticker zu Olympia, im ZDF und bei Eurosport), tags darauf reiten Isabell Werth und Dorothee Schneider. Im Kampf um die Einzelmedaillen gehören die deutschen Amazonen gegenseitig zu den Hauptkonkurrentinnen.

Dazu die britische Titelverteidigerin Charlotte Dujardin, die allerdings nicht mit ihrem Top-Pferd Freestyle, sondern mit dem Wallach Gio nach Tokio gereist ist, die Dänin Catherine Dufour mit Bohemian und der Niederländer Edward Gal mit Toto, einem Nachkommen des berühmten Totilas, den der Reiter einst nach Deutschland abgeben musste. Der Abschiedsschmerz war groß.

Bella Rose wieder fit

Für Isabell Werth, seit Mittwoch 52 Jahre alt, hat sich ein Herzenswunsch schon erfüllt: mit Bella Rose, dieser ganz besonderen Stute, überhaupt zu den Olympischen Spielen nach Tokio zu kommen. Nach einer dreieinhalb Jahre langen Verletzungspause brachte sie die Fuchsstute in den Sport zurück, wurde 2018 doppelte Welt- und 2019 dreifache Europameisterin. Seitdem hat sie nur die unumgänglichen Qualifikationsturniere für Olympia bestritten.

Isabell Werth weiß, dass sie die Kräfte ihres schon 17 Jahre alten Pferdes sorgfältig einteilen muss, und so sind die Auftritte in Mannheim, Balve und Kronberg vom „Kaltstart“ über die Aufwärmphase bis zur Generalprobe noch kein echter Indikator für das, was kommen wird. Jessica von Bredow-Werndl, die das Königinnen-Paar in diesem Jahr bereits zweimal mit nahezu perfekten Ritten geschlagen hat, könnte ihr den Einzel-Sieg streitig machen, aber nicht nur sie.

„Olympische Spiele haben ihre eigenen Gesetze“, sagt Isabell Werth. „Und da ich schon ein paar Tage dabei bin, lasse ich mich auch nicht unter Druck setzen.“ Sie hat vor olympischer Kulisse schon Ströme von Freudentränen vergossen. Und auch schon erleben müssen, wie ihr Pferd mitten in der Übung einfror und nicht mehr weitermachen wollte. Über all die Aufs und Abs ihrer langen Karriere wurde sie zur erfolgreichsten Reiterin der Geschichte, sie gewann zehn olympische Medaillen, davon sechs goldene, aber zur Routine wird so etwas nie.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!