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#Wie der Wettlauf mit der Delta-Variante gewonnen werden kann

Wie der Wettlauf mit der Delta-Variante gewonnen werden kann

Es ist ein Déjà-vu: Wie vor einem Jahr ist dank strikter staatlicher Einschränkungen im Alltagsleben und vor allem dank des besonnenen Verhaltens der meisten Bürger schon vor dem Tritt auf die Bundesnotbremse eine bedrohliche Corona-Welle gebrochen. Die Inzidenzwerte sind wieder einstellig. Deutschland lockert sich, gute Laune und Lebenslust kehren zurück. Treffen im Freundeskreis sind wieder möglich, in Cafés und Biergärten drängeln sich die Gäste ohne Maske und Testzwang.

Und doch liegt ein Schatten über der Vorfreude auf einen unbeschwerten Sommer: die erwartete vierte Welle durch die aus Indien eingeschleppte Delta-Variante des Virus. Die Kanzlerin und Gesundheitsminister Jens Spahn dämpfen bei aller Erleichterung über sinkende Todeszahlen und deutlich weniger Schwererkrankte die von ihnen selbst im Januar geschürte Erwartung auf ein Ende der Pandemie im September – rechtzeitig vor der Bundestagswahl.

Wird es wieder einen Lockdown geben?

Wie im Dezember, als sich geplante Öffnungsschritte durch die britische Alpha-Variante des Virus erledigten und ein langer Stop-and-go-Lockdown folgte, herrscht nun wieder Alarmstimmung in Berlin im Blick auf die Entwicklung in Großbritannien. Dort musste Premierminister Boris Johnson den versprochenen „Tag der Freiheit“ von allen Corona-Regeln auf Mitte Juli verschieben, auch weil er zu spät auf die Gefahr reagierte. Die hohe Zweitimpfquote von mehr als 45 Prozent schützte nicht vor Masseninfektionen mit der hochansteckenden Delta-Mutante. Das Virus infizierte selbst etliche mit dem heimischen Impfstoff von AstraZeneca zweifach immunisierte Briten. Der schützt offenbar weniger gegen die gefährlichere Virusvariante als die Vakzine von BioNTech und Moderna. Das bisher im (voll besetzten) Wembley-Stadion in London geplante EM-Finale wird deshalb nicht nur von Karl Lauterbach als ein Hochrisiko-Spiel betrachtet.

Aber wie groß ist die Gefahr hierzulande, wenn es wie 2020 im kälteren Herbst zur nächsten Welle kommt? Wird sie wieder so steil steigen wie vor einem Jahr? Und welche Maßnahmen wird dann die womöglich noch amtierende Bundesregierung aus Union und SPD mit Noch-Kanzlerin Merkel und den Ländern treffen, um eine solche Welle zu brechen und die Folgen für Gesundheitssystem, Wirtschaft, Bildung und Kultur gering zu halten? Wird sie einen weiteren Lockdown anstreben, Schulen wieder schließen und Freiheitsrechte abermals einschränken?

Vieles spricht dafür, dass es diesmal anders, besser und ohne Lockdown ausgeht. Der wichtigste Unterschied zur zweiten und dritten Welle mit Zehntausenden Corona-Toten und Schwerkranken ist die weit vorangeschrittene Impfkampagne. Die Gruppe der besonders gefährdeten mehr als siebzig und achtzig Jahre alten durchgeimpften Menschen ist deshalb weitgehend sicher auch vor der Delta-Variante. Dennoch wird es für viele andere ein Wettlauf mit dem mutierten Virus. Ende August wird es in Europa wohl die Alpha-Variante verdrängt haben.

Es ist ein Rennen, das nicht verloren werden darf, weil womöglich immer wieder Impfstoff fehlt. Erst gut ein Drittel der Bevölkerung ist vollständig geimpft und damit recht wirksam geschützt. Noch nicht oder nur einmal geimpft sind indes viele aus der großen Risikogruppe mit Vorerkrankungen. Die für das Erreichen der Herdenimmunität notwendige Impfquote von 85 Prozent ist schon allein wegen der Millionen nicht geimpfter Kinder und Jugendlicher unrealistisch, selbst wenn die Ständige Impfkommission wegen des Vormarschs der Delta-Variante ihre Haltung noch revidieren sollte, dass eine Impfung von Jugendlichen unter 16 Jahren nicht geboten sei.

Impfskeptiker besser ansprechen

Doch schon eine Quote von sechzig bis siebzig Prozent zweifach Geimpfter wäre ausreichend, schätzen Immunologen, um lokale Infektionsausbrüche rasch unter Kontrolle zu bringen. Aber um dieses Ziel zu erreichen, müsse deutlich mehr Tempo beim Impfen gemacht werden, mahnen nicht nur Ärzte. Zudem muss die immer noch große Gruppe der Impfskeptiker viel besser angesprochen werden als bisher. Ein Risikofaktor wie im vorigen Jahr ist zudem der Strom von Urlaubsrückkehrern aus dem Ausland.

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Dennoch dürften Einschränkungen und Maßnahmen diesmal nicht von Inzidenzwerten abhängen, sondern sich an der tatsächlichen Auslastung der Intensivbetten ausrichten. Selbst Intensivmediziner rechnen diesmal nicht mit einem dramatischen Zuwachs an schwerkranken Covid-19-Patienten. Auch die Gerichte werden restriktive Corona-Maßnahmen wegen der hohen Durchimpfung kaum noch billigen. Zumutbare Einschränkungen wie Maskenpflicht in Innenräumen, Abstandsgebot, Teilnehmerbegrenzung bei Großveranstaltungen sowie regelmäßiges Testen dürften dennoch weiter zum Alltag gehören.

Eines sollte jedoch diesmal durch bessere Vorbereitung der Politik mit Schutzmaßnahmen wie Raumluftfiltern ausgeschlossen sein: die Schließung von Schulen und die damit verbundene Rückkehr zum Wechsel- und Distanzunterricht von zu Hause aus. Das wäre für die „Generation Corona“ eine Katastrophe.

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