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#Wie die Null-Covid-Strategie die Bürger verärgert

„Wie die Null-Covid-Strategie die Bürger verärgert“

Ursprünglich hatte die Schanghaier Stadtverwaltung den Lockdown der östlichen Stadtteile nur auf vier Tage angesetzt. Doch für viele Bewohner kamen am Freitagmorgen nicht die ersehnten Lockerungen. Wohnblocks, in denen bei Massentests einzelne Corona-Fälle entdeckt wurden, bleiben vorerst für weitere drei bis zehn Tage abgesperrt. Was danach geschieht, ist offen. Für die Gebiete westlich des Huangpu-Flusses, der Chinas größte Metropole in zwei Hälften teilt, sollte eigentlich erst am Freitag ein viertägiger Lockdown beginnen. In vielen Vierteln war dieser allerdings um zwei Tage vorgezogen worden.

Friederike Böge

Politische Korrespondentin für China, Nordkorea und die Mongolei.

Die widersprüchliche Informationspolitik der Behörden verstärkte den Eindruck von Chaos in einer Stadt, deren Verwaltung als die modernste und fortschrittlichste in ganz China gilt. Am Donnerstag sah sich die Lokalführung bereits gezwungen, Fehler einzugestehen, um dem wachsenden Unmut in der Stadt den Wind aus den Segeln zu nehmen.

„Unser Wissen über die hoch ansteckende und heimtückische Omikron-Mutante ist nicht ausreichend, und unsere Vorbereitungen waren angesichts des rasanten Anstiegs der Infektionen nicht umfassend genug“, sagte der Generalsekretär der Stadtregierung, Ma Chunlei. Dessen ungeachtet häuften sich die Klagen in den sozialen Netzwerken.

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Ein Bewohner namens Qian Miao beschrieb etwa seine Erlebnisse in einem Quarantänezentrum, in das er gebracht worden sei, obwohl er sich selbst nach einem Positivtest zweimal negativ getestet habe. „Ich kann nicht glauben, dass das wirklich passiert“, schrieb Qian.

Schon während einer vier Stunden dauernden Busfahrt in das Quarantänezentrum sei er mit mehr als 30 anderen positiv getesteten Personen zusammengepfercht worden. Bis ihm ein Zimmer zugewiesen worden sei, seien mitten in der Nacht weitere sieben Stunden vergangen. Auf die Frage, wann er sich freitesten könne, habe er von keiner Stelle eine Antwort erhalten. Zu den Essenszeiten würden sich lange Schlangen bilden, die eine Ansteckungsgefahr erhöhten. Weil der Aufzug kaputt sei, müsse er aus dem zwölften von 30 Stockwerken zum Essen ins Erdgeschoss heruntergehen. Später wurde Qians Eintrag von den Zensoren gelöscht. Sein Weibo-Konto schien außerdem deaktiviert zu sein.

Gesundheitspersonal am Freitag in Schanghai


Gesundheitspersonal am Freitag in Schanghai
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Bild: AFP

Eine Gruppe von Reinigungskräften berichtete, dass sie vom Nachbarschaftskomitee aus ihren Wohnungen geworfen worden sei, weil sie nach Beginn der Ausgangssperre von der Arbeit zurückgekommen sei. Offenbar hatten die Nachbarn die Polizei verständigt. Zahlreiche Dialysepatienten berichteten im Internet, dass ihre Behandlung aufgrund des Lockdowns ausgesetzt worden sei und sie dadurch gesundheitlich Schaden genommen hätten.

Die kritische Lage in Schanghai befeuerte am Freitag abermals eine Debatte über mögliche Auswege aus der Null-Covid-Strategie – eine Debatte, die von der chinesischen Führung zwischenzeitlich unterdrückt worden war. Viel Zuspruch erhielten dabei die Ausführungen von Schanghais führendem Virologen Zhang Wenhong, der in der Vergangenheit als Büttel des Westens verunglimpft worden war, nachdem er geäußert hatte, China müsse langfristig lernen, mit dem Virus zu leben.

Vor wenigen Tagen schrieb er auf Weibo, in Zukunft müsse die Aufrechterhaltung des normalen Lebens auf die gleiche Stufe gestellt werden wie die Virusbekämpfung. Er sprach sich für eine „nachhaltigere Bewältigungsstrategie“ aus und verwies darauf, dass den Bürgern die Angst vor Corona genommen werden müsse. Schließlich verliefen Infektionen mit der Omikron-Variante in vielen Fällen mild. Dafür bekam er in vielen Wortmeldungen am Freitag Zuspruch. Möglicherweise leitet die Lage in Schanghai ein Umdenken in der chinesischen Öffentlichkeit ein.

In einem Punkt deuteten die Schanghaier Behörden an, dass sich hinter den Kulissen etwas tut: Es hieß, dass die Stadtverwaltung den Import von Impfstoffen unterstützen werde. Was damit gemeint war, blieb zunächst unklar. Bislang haben die chinesischen Behörden dem Biontech-Impfstoff die Zulassung verwehrt. Ein Umdenken in dieser Frage wäre ein politisches Signal, dass China in der Corona-Politik neue Wege beschreiten will.

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