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#Wie die Pandemie die Kliniken voranbringen soll

Wie die Pandemie die Kliniken voranbringen soll

Die Rolle der Krankenhäuser in der Pandemie ist noch lange nicht geklärt. Großes Lob mischt sich mit Kritik. Doch schon jetzt entbrennt die Diskussion darüber, wie das Klinikwesen in Zukunft aussehen soll. Niemand bestreitet, dass sich die Häuser im Kampf gegen Covid-19 als belastbar erwiesen und Schlimmeres verhindert haben: wegen der guten Bettenausstattung auf Normal- und Intensivstationen, wegen der Absage verschiebbarer Operationen, aber auch, weil das System der Hausärzte, das andere Länder so nicht kennen, den Krankenhäusern den Rücken freigehalten hat. Etwa 10 Prozent aller deutschen Covid-Fälle kamen in Hospitäler und von diesen etwa 20 Prozent auf Intensivstationen.

In einer Grußbotschaft für den zweiten Krankenhaus-Gipfel der Deutschen Krankenhausgesellschaft DKG dankte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag den Ärzten und Pflegekräften in den Kliniken für ihren Einsatz in der Krise. Die Mitarbeiter hätten monatelang an ihren Grenzen gearbeitet. Inzwischen sei die dritte Corona-Welle gebrochen, immer mehr Häuser könnten zum Regelbetrieb zurückkehren. Das Virus sei zwar nicht verschwunden, so Merkel, es gebe aber eine große Erleichterung darüber, dass man sich nicht allein auf die Krisenbewältigung konzentrieren müsse.

Die Kosten der Bewältigung waren zuletzt Gegenstand von Kritik. Sowohl der Bundesrechnungshof wie auch die gesetzliche Krankenversicherung hatten moniert, dass der Verbleib geförderter Intensivbetten nicht klar sei und dass an die Freihalteprämien für Corona-reservierte Betten viele Fragezeichen zu richten seien. Der Klinikverband wies das zurück. Es gebe keinerlei Belege für finanzielle Tricksereien, sagte der DKG-Vorsitzende Gerald Gaß, auch nicht vonseiten des Rechnungshofs. Zu den zusätzlichen Intensivplätzen sagte er: „Diese Betten existieren, sie sind aber nicht zur Gänze zum Einsatz gekommen. Das ist auch gut so.“

Wenn es aber nötig gewesen wäre, hätte man sie betreiben können. Auch hätten die Bundesländer keine Manipulationen mit Freihaltepauschalen festgestellt. Dergleichen lohne sich ohnehin nicht, da die Abrechnungen geprüft würden und zu viel gezahltes Geld über den Ganzjahresausgleich zurückgezahlt werden müsse.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprang den Kliniken auf derselben Veranstaltung bei. Es könne jetzt noch niemand sagen, wie das Jahr 2020 für die Kliniken gelaufen sei: „Ich warne da jetzt vor Schnellschuss-Folgerungen.“ Gaß und Spahn wollen die Pandemie zum Anlass nehmen, über die künftige Krankenhausstruktur nachzudenken. So sagte der Minister, möglicherweise habe das Ausnahmejahr als eine Art „Experiment“ gezeigt, dass gar nicht alle geplanten Operationen nötig seien.

Zuvor hatten schon die Krankenkassen klargestellt, so viele Klinikbehandlungen wie 2019 werde es nie wieder geben. „Ich will das nicht als Spardebatte, sondern eine Qualitätsdebatte“, versicherte Spahn. Ihm ist daran gelegen, dass die Notfall- und Grundversorgung zwar überall in Deutschland flächendeckend gegeben ist. Dass sich Kliniken aber untereinander und mit ambulanten Anbietern abstimmen und sich einige Krankenhäuser spezialisieren sollten.

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Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie gut Kliniken und niedergelassene Ärzte über bisher bestehende Grenzen hinweg zusammenarbeiten könnten. „Nicht jedes Krankenhaus muss alles machen“, so Spahn. In der künftigen Krankenhauslandschaft müsse die Expertise ausgebaut und genutzt werden, ohne ländliche Regionen zu vernachlässigen. Zentral dafür sei eine angemessene Personalausstattung. Zwar gebe es inzwischen Personalbemessungsverfahren. Bei Pflegekräften und Berufsinteressierten fehle aber noch das Vertrauen auf Verlässlichkeit in den kommenden Jahren.

Die Krankenhausstrukturreform sei eine „Megaaufgabe“ für die Zwanzigerjahre. „Bei Krankenhäusern haben wir keine bedarfsgerechten Strukturen. Wir haben Überversorgung, vor allem im Ballungsraum, wir haben auch manche Unterversorgung.“ Es sei nötig, die Versorgung zusammenzuführen, das könne auch auf dem Land erfolgen. Im Sinne der Patientensicherheit lasse sich aber nicht rechtfertigen, dass manche Krankenhäuser schwierige Eingriffe nur achtmal im Jahr durchführten. „Ich bin mir sicher, ein Patient ist bereit, für eine komplexe, planbare Operation 20 Kilometer weiter zu fahren, wenn er weiß, dass seine Überlebenswahrscheinlichkeit dann um 50 Prozent steigt.“

Krankenhausverbandschef Gaß ergänzte, ambulante und stationäre Versorgung müssten sich ergänzen. „Da die Versorgung über niedergelassene Ärzte in dünner besiedelten Regionen immer schwieriger wird, bieten sich hier die Krankenhäuser als Anlaufstellen an.“ Schon heute versorgten die Kliniken genauso viele Patienten ambulant wie stationär.

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