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#Wie ein Kampf mit einem Taubstummen

Wie ein Kampf mit einem Taubstummen

Gegen 19 Uhr am Samstagabend steht Chia Rabiei wieder auf dem Würzburger Barbarossaplatz – unweit der Kerzen und Blumen, die im Gedenken an die Opfer der schrecklichen Tat vom Freitagnachmittag abgelegt wurden. Ungefähr 26 Stunden ist es her, dass Rabiei hier vor dem Kaufhaus Woolworth entlang kam und sah, wie ein Mann mit einem Messer auf Passanten einstoch. Später stellte sich heraus, dass es sich um einen 24 Jahre alten abgelehnten Asylbewerber aus Somalia handelt, der in Deutschland subsidiären Schutz genießt, also nicht abgeschoben werden kann. Was Rabiei dann tat, ist auf Handyvideos festgehalten, die auf Youtube und in sozialen Medien kursieren.

Die Person dort sieht so aus wie er: Bart um Oberlippe und Kinn, die Haare zu einem kleinen Zopf nach hinten gebunden, die Beine etwas kräftiger. Nur mit einem Rucksack versucht der Mann, den Täter, der nach wie vor sein langes Messer in der Hand hält, abzulenken, in Schach zu halten. Alsbald lässt er den Rucksack fallen und versucht es mit Schreien und kampfsportartigen Bewegungen. Die habe er sich selbst beigebracht, sagt Rabiei der F.A.Z. In dem Video ist zu sehen, wie der Mörder etwas vom Boden aufhebt und nach ihm wirft. Da liegen bereits zwei Rucksäcke auf der Straße. Einen hatte Rabiei kurz vorher im Sozialkaufhaus „Brauchbar“ gekauft.

Chia Rabiei am Tag nach der Messerattacke auf Würzburger Barbarossaplatz


Chia Rabiei am Tag nach der Messerattacke auf Würzburger Barbarossaplatz
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Bild: Timo Frasch

Rabiei sagt, er sei 42 Jahre alt und ein aus Iran stammender Kurde. Seit 17 Monaten sei er in Deutschland. Er lebe in einer Asylbewerberunterkunft, sei in einem Asylverfahren und belege einen Deutschkurs. Wenn er sich nicht so verständlich machen kann, wie er will, übersetzen zwei Männer, die ihn zum Barbarossaplatz begleitet haben, insbesondere einer, der sich als Schriftsteller und irakischer Kurde vorstellt und sagt, er lebe seit Längerem in Würzburg. Rabiei hat nach eigenen Angaben eine Tochter, auch sie lebe in Deutschland, in Hof. In Iran sei er selbständiger Taxifahrer gewesen in Mahabad, einer kurdisch geprägten Stadt im Nordwesten des Landes.

Über die Gründe, warum er sein Glück nun in Deutschland suche, will Rabiei nichts Näheres sagen. Auf die Frage, ob er bei der Konfrontation mit dem Angreifer nicht um sein Leben gefürchtet habe, sagt er: nein. Die Geschehnisse aber ließen ihn nicht mehr zur Ruhe kommen. Er habe nicht schlafen können, weil er sich immer wieder gefragt habe, warum er nicht früher am Tatort gewesen sei. Dann hätte er vielleicht früher eingreifen und den Täter stoppen können. Vielleicht hätte er so verhindern können, dass der Mann so viele Menschen verletzen und töten konnte.

Weil der Attentäter die ganze Zeit lang kein Wort gesprochen habe, habe er das Gefühl gehabt, mit einem Taub-Stummen zu kämpfen, sagt Rabiei. Er habe auch die Menschen um sich herum nicht wahrgenommen und sei in dem Moment wie in einem Tunnel gewesen. Erst als er die Aufnahmen gesehen habe, habe er bemerkt, wie viele Menschen um ihn herum waren. Sein Gewissen plage ihn, weil er nicht mehr tun konnte. Gegenüber der Polizei habe er schon ausgesagt.

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