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#Wie Erdogan versucht, seine Macht auf Nordzypern auszuweiten

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Wie Erdogan versucht, seine Macht auf Nordzypern auszuweiten

Mustafa Akinci nennt sich Präsident, aber eigentlich ist er keiner. Zumindest gibt es nur einen Staat, von dem der erste Repräsentant der türkischen Volksgruppe auf Zypern als Präsident anerkannt wird, und das ist die Türkei. Sie ist bis heute das einzige Land, das diplomatische Beziehungen zu der 1983 ausgerufenen „Türkischen Republik Nordzypern“ unterhält – einem Quasistaat von Ankaras Gnaden mit etwa 300.000 Einwohnern. Seit Akinci die nordzyprische Präsidentenwahl 2015 gewann, ist er deshalb für die Türkei Staatsoberhaupt Nordzyperns, für den Rest der Welt dagegen nur der wichtigste Volksgruppenführer auf einer seit 1974 geteilten Mittelmeerinsel.

Michael Martens

Michael Martens

Korrespondent für südosteuropäische Länder mit Sitz in Wien.

Doch obwohl die Existenz des De-facto-Kleinstaats von türkischer Wirtschaftshilfe und den im Norden stationierten Streitkräften der Türkei abhängt, ist Akinci kein Vasall Ankaras. Der 1947 in Limassol geborene Politiker achtet im Gegenteil sehr auf politische Eigenständigkeit. Er legt Wert darauf, ein türkischer Zyprer zu sein und nicht etwa ein zyprischer Türke.

Diese Definition erfolgt in Abgrenzung zu den etwa 60.000 Siedlern aus der Türkei, die Ankara seit 1974 in den Nordteil der Insel gebracht hat. Die Neu-Zyprer unterscheiden sich in ihrer Lebensweise zum Teil deutlich von den türkischen Zyprern. Viele sind religiös und trinken keinen Alkohol. Bei nicht wenigen türkischen Zyprern ist das umgekehrt.

Akinci hat es sogar schon gewagt, den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan öffentlich zu kritisieren. So sagte er 2018 in einem Interview mit der F.A.Z., zwar sei die Türkei das einzige Land, das Nordzypern helfe, „aber das bedeutet nicht, dass wir alles aus der Türkei importieren müssen. Wir wollen hier unsere eigene Identität bewahren. Wir wollen unser demokratisches, säkulares Verständnis und unseren Lebensstil behalten.“


Bild: F.A.Z.-Karte heu./lev.

Die türkischen Zyprer, so Akinci zur F.A.Z., wollten weder eine Minderheit in einem griechisch dominierten Zypern werden „noch eine Provinz der Türkei“. Diese Spitzen galten Erdogans Versuchen, seine Macht auf Nordzypern auszuweiten. Durch solche und andere Kritik, etwa an der mangelnden Pressefreiheit in der Türkei, zog Akinci den Groll des türkischen Staatschefs auf sich.

Tatar liegt knapp vor Akinci

Vor der ersten Runde der nordzyprischen Präsidentenwahl am Sonntag hatte Erdogan den Unbotmäßigen das nun spüren lassen. Akinci tritt zur Wiederwahl an, doch Erdogan unterstützte unverblümt einen Gegenkandidaten, von dem er sich größere Folgsamkeit erwartet: Ersin Tatar, bisher Chef der international nicht anerkannten Regierung Nordzyperns. Nach Auszählung der meisten Wahllokale zeichnete sich am Sonntagabend eine Stichwahl zwischen Akinci und Tatar ab. Tatar lag mit gut 32 Prozent vor Akinci, der auf knapp 30 Prozent der Stimmen kam.

Erdogan hat Tatar in diesem Jahr mehrfach demonstrativ empfangen. Unlängst hielten die beiden Politiker wieder einmal Rat und verkündeten danach eine Botschaft, die in Zypern wie eine Bombe einschlug: Man werde die seit mehr als vierzig Jahren abgesperrte, vom türkischen Militär kontrollierte und dem Verfall preisgegebene Geisterstadt Varoscha wieder öffentlich zugänglich machen. Varoscha war einst Zentrum des Tourismus auf Zypern. Bei der türkischen Invasion 1974 flohen die griechischen Bewohner aus dem blühenden Ort. Varoscha ist ein Vorort von Famagusta, das seit der Invasion ebenfalls unter türkischer Kontrolle steht.

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