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#Wie Kontaktverfolgung effizient funktionieren kann

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Wie Kontaktverfolgung effizient funktionieren kann

Vor knapp einem Jahr erschien es noch als eine überaus aussichtsreiche Strategie, die Pandemie effizient zu kontrollieren: „Sofortige Benachrichtigungen durch eine Kontaktverfolgungs-App könnten ausreichen, um die Epidemie zu stoppen, sofern sie von einem ausreichend hohen Anteil der Bevölkerung genutzt wird“, hieß es noch im Mai in einem Artikel des Fachjournals „Science“, in dem Wissenschaftler um Luca Ferretti von der Universität Oxford die Effekte entsprechend zeitnaher Kontaktnachverfolgung umfassend modelliert hatten. Einige Wochen später, Mitte Juni, wurde dann in Deutschland die Corona-Warn-App des Robert-Koch-Instituts (RKI) veröffentlicht – und der Optimismus verflüchtigte sich zusehends. Bis heute wurde die App nach Angaben des RKI knapp 26 Millionen Mal heruntergeladen, gut 260.000 positive Testergebnisse wurden bislang geteilt. Keine Bilanz, die auf einen entscheidenden Beitrag zur Eindämmung der Pandemie schließen lässt.

Sibylle Anderl

Diese Erfahrung, zusammen mit Berichten über die mit Zetteln und Faxen immer nah am Kollaps arbeitenden Gesundheitsämter, hat mittlerweile für viele Menschen die Glaubwürdigkeit des Konzepts der Kontaktverfolgung insgesamt in Mitleidenschaft gezogen. Wenn heute als Ziel die Erreichung einer möglichst niedrigen Inzidenz ausgegeben wird, um die Situation daraufhin mit funktionierender Kontaktverfolgung und Fallisolation stabil unter Kontrolle zu halten, ist nicht selten zu hören, Kontaktverfolgung würde in Deutschland leider nicht funktionieren. Das habe der Sommer gezeigt. Dabei gibt es hinsichtlich der Frage, auf welche Weise die Kontaktverfolgung unternommen wird, noch einigen Optimierungsspielraum – das behauptet zumindest eine aktuelle Veröffentlichung in „Nature Physics“.

Vorteile der Rückwärtsermittlung

Eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern um Sadamori Kojaku und Yong-Yeol Ahn vom Center for Complex Networks and Systems Research der amerikanischen Indiana University schlägt darin vor, bestimmte Eigenschaften sozialer Kontaktnetzwerke zu nutzen, um die Effizienz der Kontaktverfolgung deutlich zu steigern. Empfohlen wird die Anwendung einer Rückwärtskontaktermittlung: Während es bei der Vorwärtsermittlung darum geht, die Personen aufzuspüren, die von einem Infizierten angesteckt worden sein könnten, zielt die Rückwärtsermittlung darauf ab, zu ermitteln, wo der Fall selbst angesteckt wurde. Das RKI rät den Gesundheitsämtern in seiner Infografik zur Kontaktpersonennachverfolgung, beide Richtungen zu berücksichtigen. Die Corona-Warn-App wiederum ist darauf ausgelegt, in Vorwärtsrichtung von einem Infektionsfall ausgehend dessen enge Kontaktpersonen vor einer möglichen Ansteckung zu warnen. Es ist zwar wahrscheinlich, dass sich unter diesen Kontaktpersonen auch diejenige befindet, die den Meldenden selbst angesteckt hat. Diese kann und soll von der App aber nicht ermittelt werden.

Obwohl es auf den ersten Blick vielleicht überraschend wirkt, besitzt nun aber gerade die Rückwärtsrichtung der Kontaktverfolgung großes Potential für die Eindämmung des Infektionsgeschehens. Der von den Wissenschaftlern in „Nature Physics“ angeführte Grund dafür ist ein Netzwerkphänomen, das als „Freundschafts-Paradox“ bezeichnet wird. Beschrieben wurde es 1991 vom amerikanischen Soziologen Scott L. Feld, der im „American Journal of Sociology“ erklärte, warum die meisten Menschen selbst weniger Freunde besitzen als ihre Freunde. Die relativ einfache Begründung: Sofern es einige Menschen mit vielen Freunden gebe und andere mit nur wenigen, tauchten die übermäßig gut vernetzten sehr viel häufiger in den Freundschaftsnetzwerken anderer auf als diejenigen mit kleinem Freundeskreis. Ein Mensch mit vierzig Freunden würde also vierzig anderen Menschen das Gefühl geben, selbst vergleichsweise wenige Freunde zu besitzen, während jemand mit nur einem Freund eben nur jenen einen als besser vernetzt erscheinen ließe.

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