Wissenschaft

#Wie lassen sich Menschen am besten für den Klimaschutz gewinnen?

Um dem Klimawandel wirkungsvoll entgegenzutreten, braucht es die Unterstützung jedes Einzelnen. Wie man diese am besten gewinnt, haben Forschende nun in 63 Ländern getestet. Demnach hängt es stark von Nationalität und Grundeinstellung einer Person ab, ob Klimabotschaften bei ihr den gewünschten Effekt erzielen oder sogar gegensätzlich wirken. Eine von mehreren universellen Tendenzen besteht jedoch darin, dass „Weltuntergangs-Botschaften“ am ehesten zum Teilen von thematisch passenden Social-Media-Beiträgen bewegen.

Damit der Klimawandel nicht noch weiter voranschreitet, ist neben internationalen Abkommen und staatlichen Maßnahmen zur CO2-Reduktion auch das Engagement jedes Einzelnen entscheidend. Wenn möglichst viele auch ihren privaten Lebensstil nachhaltig gestalten – zum Beispiel auf Flugreisen verzichten oder Wasser sparen – können die Auswirkungen des Klimawandels noch effektiver eingedämmt werden. Doch wie gelingt es, möglichst viele Menschen zum Handeln zu bewegen – oder zumindest zur Unterstützung einer effektiven Klimapolitik?

Von Weltuntergang bis Gruppenzwang

Klimabotschaften lassen sich auf verschiedene Weise formulieren. Da wäre zum Beispiel das „Weltuntergangs-Szenario“, das vor einem möglichen Untergang der Menschheit warnt, wenn man sein Leben nicht sofort ändert. Oder man wird auf die konkreten Probleme und Nöte hingewiesen, die im eigenen Land bereits klimawandelbedingt eingetreten sind – in Deutschland zum Beispiel diverse Hitzewellen oder die Flutkatastrophe im Ahrtal. Ebenso denkbar ist es, dass Klimaaktivisten einen positiveren Ton anschlagen und hervorheben, wie viele andere Menschen sich bereits um die Reduktion ihres eigenen CO2-Fußabdruckes bemühen – gefolgt von dem Aufruf, selbst einer von ihnen zu werden.

Welche Formulierungen am besten wirken, haben nun Forschende um Madalina Vlasceanu von der New York University untersucht. Dafür legten sie rund 60.000 Versuchsteilnehmern aus 63 Ländern verschiedene Formen von Klimabotschaften vor und ermittelten dann, welche Varianten ihren Glauben an den Klimawandel und ihre Absicht, sich mit dem eigenen Verhalten gegen ihn einzusetzen, den stärksten Auftrieb verliehen.

Maßgeschneiderte statt universeller Botschaften nötig

Das Ergebnis: Ein Geheimrezept für die Formulierung einer perfekten Klimabotschaft, mit der sich möglichst viele Menschen ins Boot holen lassen, haben Vlasceanu und ihr Team nicht gefunden. Sie konnten allerdings verschiedene grobe Tendenzen aufzeigen. So stellten die Forschenden zum Beispiel fest, dass Weltuntergangs-Szenarien selbst bei Klima-Skeptikern am ehesten zum Teilen von Beiträgen auf Social Media führen, während sie die Bereitschaft zum Pflanzen neuer Bäume eher senken. Wie gut eine Botschaft wirkt, hängt allerdings neben dem Ziel, das sie verfolgt, auch von der Zielgruppe ab, die adressiert wird. Insbesondere stellten die Forschenden fest, dass Nationalität, sozialer Status und Grundeinstellungen verschiedener Personen ihre Beeinflussbarkeit durch Klimabotschaften prägten.

„Bei den hochgebildeten Konservativen in den Vereinigten Staaten zum Beispiel war die Intervention zur zukünftigen Selbstkontinuität die beste Möglichkeit, um die Unterstützung für die Klimapolitik zu erhöhen, da sie die Unterstützung um 18 Prozent erhöhte“, so die Forschenden. Konkret waren die Versuchsteilnehmer in diesem Szenario gebeten worden, einen Brief aus der Perspektive ihres zukünftigen an ihr jetziges Ich zu schreiben, in dem sie jene klimafreundlichen Verhaltensweisen auflisten, die sie sich rückblickend gewünscht hätten. Ein weiteres Beispiel: Wenn Menschen aus Rumänien erfuhren, dass 99 Prozent aller Experten den Klimawandel für einen Fakt halten, erhöhte das ihre Unterstützung für die Klimapolitik um neun Prozent, in Kanada senkte derselbe Satz sie hingegen um fünf Prozent.

Damit Klimaaktivisten und staatliche Institutionen künftig den richtigen Ton treffen, wenn sie bei ihrer Zielgruppe den Handlungsdrang wecken wollen, haben Vlasceanu und ihre Kollegen ein spezielles Web-Tool entwickelt, mit dem sich die Effektivität von Klimabotschaften vorab prüfen lässt. Gibt man die Eckdaten seiner Zielgruppe und die Absicht der jeweiligen Intervention ein, werden automatisch jene Kommunikationsformen generiert, die statistisch gesehen am effektivsten wirken.

Quelle: Universität Wien; Fachartikel: Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.adj577 

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