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#Wie Robert Habeck einen Pfälzer Unternehmer vergessen hat

Thomas Kübler hat Puls. „Der Siedepunkt könnte nicht höher sein“, sagt er. Der Unternehmer aus der Pfalz hat gerade erfahren, dass das Kabinett in Berlin an diesem Tag entscheiden will, ob das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) noch vor der Sommerpause in den Bundestag kommt. Kübler weiß zu dieser Stunde nicht mal, ob oder wie es seine Heizungen in den Regierungsentwurf gepackt haben. „Im schlimmsten Fall“, sagt er „nimmt es uns die Existenz“.

Bernd Freytag

Wirtschaftskorrespondent Rhein-Neckar-Saar mit Sitz in Mainz.

Die wirtschaftliche Existenz, das sind für Kübler Heizungen. Genauer: Infrarotheizungen. Nicht die kleinen strombetriebenen fürs Bad, sondern große, meist mit Gas beheizte für Industriehallen. Für sehr große Gebäude also, mit Decken, die auch mal mehr als 20 Meter hoch sein können. Fast 20.000 Projekte hat er schon mit seinen Heizungen ausgestattet. In Fabriken von Mittelständlern wie Herrenknecht hängen sie, in der Fischauktionshalle in Hamburg, in Tennishallen, Messehallen, Reparaturbahnhöfen. Kübler ist der klassische kleine Mittelständler: 135 Beschäftigte, 15 Millionen Euro Jahresumsatz, mit Haut und Haaren dabei.

Gesetz „handwerklich schlecht gemacht“

Im Foyer am Firmensitz Ludwigshafen reihen sich die Auszeichnungen. Den deutschen Nachhaltigkeitspreis hat er schon gewonnen, den bayerischen Staatspreis, gleich viermal den Innovationspreis des Landes Rheinland-Pfalz. Und jetzt das: Ausgerechnet das Vorzeigegesetz der Energiewende könnte seinem Unternehmen die Luft zum Atmen nehmen. Schon die Debatte darum habe den Vertrieb gelähmt, sagt er. Unternehmer sind da nicht anders als Private: Bevor nicht klar ist, wohin es geht, tauscht keiner seine Heizung aus.

So viel schlechte Politik – je mehr Kübler redet, desto höher steigt der Puls. Das geplante Gesetz sei eins zu eins von der Lobbygruppe „Agora-Energiewende“ in das Wirtschaftsministerium befördert worden. Dass neue Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien gespeist werden müssten, sei allein auf die Wärmepumpe zugeschrieben. Für Kübler der Lobbycoup einer grünen Seilschaft. Statt den C02-Ausstoß zu begrenzen, würden pauschale Vorgaben für den Energieeinsatz gemacht. Wenn etwas schiefgehe in der Formulierung, wären Infrarotheizungen, die den Ausstoß von Kohlendioxid um mindestens die Hälfe senken könnten, de facto raus. Er mache schon seit der Unternehmensgründung vor fast 35 Jahren Energiewende, sagt er. Dieses Gesetz sei handwerklich schlecht gemacht.

Tatsächlich gilt das GEG nicht nur für die rund 22 Millionen Wohngebäude in Deutschland, sondern auch für knapp 2 Millionen beheizte Nichtwohngebäude. Industriehallen machen nach Küblers Worten zwar nur zwei Prozent des Gebäudebestands in Deutschland aus. Aber sie verursachten 15 Prozent des gebäuderelevanten Energieverbrauchs. Küblers Problem: Im Gesetz sollen Hallen vermutlich wieder einmal behandelt werden wie alle anderen Nichtwohngebäude auch: wie Hotels also, Bürogebäude, Bahnhöfe, Krankenhäuser und Kindergärten.

Heizen von Industriehallen problematisch

Viele dieser Gebäude hätten in der Tat wie Wohnungen auch einen „Betondeckel“ alle 2,5 Meter, die könne man auf Wärmepumpen umrüsten – aber Industriehallen? Oft schlecht gedämmt, oft sehr hoch. „Mit Fußbodenheizungen und 45 Grad warmem Wasser klappt das nicht.“

Kübler hat sich einen Spruch zurecht gelegt für seine „Tour als Wanderprediger“, wie er selbst sagt. In jeder Debatte, jedem Hintergrundgespräch, bringt er ihn vor, damit es alle verstehen: „Hallen sind keine Kindergärten“. Die Frage, ob solch ein lapidarer Hinweis für Fachleute und Abgeordnete, die immerhin über ein Gesetz entscheiden, denn überhaupt nötig sei, treibt nur seinen Puls.

Industriehallen werden heute in der Regel mit zentralen Kesseln geheizt. Das warme Wasser wird über Leitungen in die Hallen gepumpt und dort über einen Wärmetauscher als warme Luft eingeblasen. Infrarotheizungen – Kübler schätzt seinen Anteil an den Hallen auf 5 bis 8 Prozent – funktionieren anders: ebenfalls ursprünglich vor allem mit Gas betrieben, jetzt auch mit Wasserstoff oder Strom, heizen sie nicht Luft oder Wasser auf, sondern Haut und Flächen. Wie die Bergsonne, die den Skifahrer erwärmt, obwohl in der Umgebung Minustemperaturen herrschen. Punkt- und zielgenau also, ein Vorteil in Hallen, in denen sonst große Mengen an Luft sozusagen unnötig aufgeheizt werden müssen.

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