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#Wie Streetworker die Wiesn sicherer machen




Das Oktoberfest ist bekannt für Rausch und Exzess. Aber wer kümmert sich darum, dass alle wieder sicher heimkommen? Unterwegs mit einem Team von Streetworkern.

Dass sich die junge Frau im Dirndl nicht mehr richtig auf den Beinen halten kann, sieht man sofort. Nur mühsam stolpernd kommt sie vorwärts. Der junge Mann neben ihr scheint der Hauptgrund zu sein, dass sie überhaupt noch steht. Da nähern sich schon zwei Streetworkerinnen des Vereins Condrobs. Genau rechtzeitig, um ihr aufzuhelfen, denn nun ist sie doch gestürzt. Eine Einsatzgruppe von sieben Polizisten und Polizistinnen kommt ebenfalls vorbei. „Vielleicht ist der Safe Space eine gute Idee?“, schlägt ein Polizist vor. Doch die Streetworkerinnen haben die Lage im Griff, die junge Frau hat sich dank ein paar helfender Hände auf der hölzernen Veranda hinter dem Armbrustschützen-Festzelt wieder aufgesetzt. Vorsichtig trinkt sie ein paar Schlucke Wasser.

Ein paar Wiesn-Besucher sitzen weggetreten am Rande der Zelte. Andere versuchen, ihren Rausch im Gras des sogenannten Kotzhügels auszuschlafen

Wenn sich die Dunkelheit über die Münchner Theresienwiese senkt, die Lichter dort greller und blinkender wirken, die Menschen ausgelassener und betrunkener, startet der Einsatz des Streetwork-Teams von Condrobs. Vier seiner Mitglieder ziehen immer freitags und samstags ab 19 Uhr los, ausgestattet mit Wasser, Kotztüten und Rettungsdecken. Während das Team der „Sicheren Wiesn“ der Einrichtungen AMYNA, IMMA und dem Frauennotruf seit 20 Jahren im sogenannten „Safe Space“ Schutz und Unterstützung für Frauen und Mädchen anbietet und dafür stationär im Servicezentrum untergebracht ist, arbeiten die Condrobs-Streetworker nachts ohne feste Station. Ergänzend zur „Sicheren Wiesn“ unterstützen sie vor allem jene jungen Wiesn-Gäste, die zum Beispiel sichtbar weggetreten am Rande der Zelte sitzen oder versuchen, ihren Rausch im Gras des sogenannten Kotzhügels auszuschlafen. Das Streetwork-Team hat zum Ziel: Sicherstellen, dass alle noch ansprechbar und nicht alleine sind; dass sie wissen, wie sie nach Hause kommen – und es ihnen gut genug geht, dass sie das auch schaffen können. Bei Bedarf werden Polizei oder Rettungsdienst hinzugeholt. Oder es wird an die „Sichere Wiesn“ vermittelt.

Am Abend des vergangenen Wiesn-Samstags lässt das Team um Siegfried Gift, der die Abteilung für „JugendSucht- und Familienhilfen“ bei Condrobs leitet, dafür die großen Hauptwege auf der Theresienwiese hinter sich und steuert – so direkt das bei den Menschenmassen eben geht – auf die etwas verlasseneren Gassen zwischen und hinter den Zelten zu. Hier ist alles etwas gedämpfter. Ein Paar küsst sich leidenschaftlich, eine Hutverkäuferin läuft mit bunt blinkenden Hasenohren zum nächsten Eingang. Ein paar Männer sitzen am Rand des Marstall-Festzelts, den Kopf auf den Knien abgestützt. Sie sind ansprechbar, einer akzeptiert dankbar lächelnd einen Becher Wasser. Dann ein kleiner Schock: Ein junger Mann, der auf der von den großen blauen Lettern beleuchteten Wiese hinter dem Hofbräu-Zelt liegt, rührt sich auch bei mehrmaligen Weckversuchen nicht. Dem eilig herbeigerufenen Wiesn-Sicherheitsteam gelingt es jedoch, ihn zu wecken. Er kann sich schließlich mit viel Mühe selbst aufrichten. Aufatmen.

Neu: die App „SafeNow“. Mit ihr kann man ein Hilfe-Signal samt Standort an Notfall-Kontakte absenden

Damit Sicherheitsteams im Notfall auch im Zelt immer so schnell wie möglich zur Stelle sind, testet man in der Schottenhamel-Festhalle dieses Jahr zum ersten Mal die App „SafeNow“. Sie ermöglicht es, dass man in wenigen Sekunden ein Hilfe-Signal samt Standort an die abgespeicherten Notfall-Kontakte absenden kann und in bestimmten Bereichen – wie nun eben auch im Schottenhamel-Zelt – auch an das jeweilige Sicherheitsteam. „Unsere Bedienungen sind begeistert“, zieht Festwirt Christian Schottenhamel eine erste Bilanz. In vielen Fällen habe man schnell helfen können. Er spricht von medizinischen Notfällen, verbalen Attacken oder aufdringlichen Gästen. „Es muss ja nicht erst ein sexueller Übergriff sein, um schlimm zu sein“, sagt er.

Um dafür zu sorgen, dass es möglichst gar nicht erst zu Übergriffen kommt, hat Condrobs nachmittags noch ein weiteres Angebot direkt vor dem Eingang zur Theresienwiese gegenüber der Bavaria aufgebaut: Unter dem Aktionsnamen „Wiesn Gentleman“ sprechen die Sozialarbeiterinnen und -arbeiter seit zehn Jahren Gäste an, die von der U-Bahn-Station Goetheplatz auf das Festgelände strömen. 

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Sie sollen dafür sensibilisiert werden, dass bei all dem Spaß der gegenseitige Respekt nicht zu kurz kommt. „Die Menschen sollen feiern, darum geht man ja auf die Wiesn, aber dabei sollen sie die Grenzen der anderen einhalten“, sagt Patrick Hey, der die Abteilung für „Prävention und ambulante Angebote für Jugend und Familie“ leitet. Und: sie sollen darauf schauen, dass alle anderen keine Grenzen überschreiten. „Eigentlich ist es meistens schon sehr früh klar, wenn etwas nicht gewollt ist“, sagt Hey.

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