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#Wie viel Stress lohnt für mehr Zins?

Selbst die Profis verlieren in diesen Zeiten mitunter den Überblick. Ania Scholz ist bei der FMH-Finanzberatung für Tages- und Festgeldvergleiche zuständig, aber so viel Veränderung wie derzeit hat sie schon lange nicht mehr erlebt. „30 Neukundenaktionen der Banken mit neuen Zinssätzen innerhalb weniger Tage sind derzeit eher die Regel als die Ausnahme“, sagt Scholz.

Dennis Kremer

Redakteur im Ressort „Wert“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Und ein Ende ist zunächst einmal nicht absehbar. So hat beispielsweise die Check-24-Bank C24 für Neu- und Bestandskunden einen Tagesgeldzins von 4,0 Prozent ab dem 1. September angekündigt, den sie bis zum 31. Dezember dieses Jahres garantiert. Voraussetzung ist ein Check-24-Girokonto. Und auch der Onlinebroker Scalable Capital zahlt für neue Einlagen ab September 4,0 Prozent Zinsen – allerdings ebenfalls nur unter bestimmten Bedingungen. Zum Beispiel müssen Kunden mindestens vier Wertpapiertransaktionen von September bis Dezember über Scalable ausführen.

Das zeigt: Der Markt ist in Bewegung, was grundsätzlich keine schlechte Nachricht für Bankkunden ist. Zugleich verdeutlicht das aber auch: Häufig müssen Kunden genau hinsehen, viele Angebote sind zeitlich befristet wie das von C24. Nach dem 31. Dezember sinkt der Zinssatz voraussichtlich deutlich. Oder die Angebote sind an bestimmte Bedingungen geknüpft wie die Offerte von Scalable Capital.

Selbst leidenschaftliche Zinsjäger fragen sich da, ob das alles immer den Aufwand wert ist. Lohnt es sich wirklich, jedem Angebot hinterherzuhecheln? Oder kann es nicht auch rational sein, einmal auf ein paar Zehntelprozentpunkte Zins zu verzichten?

„Rational inertia“, zu Deutsch: rationale Trägheit, nennen Verhaltensökonomen das. Tatsächlich spricht gerade in der Zinsfrage auf den ersten Blick erst einmal wenig dafür. Auf den zweiten Blick sieht das schon anders aus.

Um zunächst beim ersten Blick zu verharren: Der Aufwand, ein Tages- oder Festgeldkonto zu eröffnen, hat in Zeiten der Digitalisierung erheblich abgenommen. Zwar muss ein Kunde noch immer ein umständliches, aber aus Sicherheitsgründen schwer zu vermeidendes Identifikationsverfahren über sich ergehen lassen. Früher musste man dafür zur Post, heute geht es auch per Videochat, was gleichfalls nicht immer Freude macht. Dabei kommt es nicht selten zu längeren Wartezeiten und auch zu absurden Situationen, wenn die Callcenter-Mitarbeiter die nötigen Ausweisdokumente partout nicht lesen können, obwohl man sie klar vor die Kamera hält. Aber zumindest der Gang in die Filiale ist nicht mehr zwingend nötig, und Anbieter wie Weltsparen ermöglichen es sogar, von einem Konto ausgehend unterschiedliche Tages- und Festgeldangebote abzuschließen. Unter dem Strich bleibt also in den meisten Fällen ein Zeitaufwand, der die Suche nach dem besten Zins als durchaus vertretbar erscheinen lässt.

Der zweite Blick: die psychologischen Kosten

Dann aber folgt der zweite und genauere Blick. Der kann sogar überzeugte Zinsjäger ins Zweifeln bringen. Da wären zunächst einmal die psychologischen Kosten der Zinssuche. Hört sich seltsam an, ist aber durchaus relevant. Dazu gehört zum Beispiel die Sorge, beim Abschluss eines neuen Tages- oder Festgeldkontos irgendetwas zu übersehen. Anhand zweier aktueller Angebote lässt sich zeigen, dass diese Furcht nicht unberechtigt ist.

Beispiel Nummer eins: das Angebot des Fintechs Follow My Money. Das Fintech bietet in Kooperation mit der Baader Bank das aktuell höchste Tagesgeldangebot für Neukunden, nämlich 4,1 Prozent. Das klingt verlockend, ab dem 1. Dezember sinkt der Zinssatz dann aber auf 1,5 Prozent. FMH-Expertin Scholz hat ausgerechnet, was das für Kunden bedeutet, die ihr Geld zu diesen Konditionen ein Jahr lang zu Follow My Money tragen. Aus den beiden unterschiedlichen Zinssätzen ergibt sich aufs Jahr gerechnet eine durchschnittliche Rendite von 2,22 Prozent. Das ist noch immer kein so schlechtes Angebot, aber eben deutlich weniger, als es zunächst den Anschein hat.

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