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#Wie will Taiwan die Schätze der Himmelssöhne schützen?

„Wie will Taiwan die Schätze der Himmelssöhne schützen?“

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine rangen viele ukrainische Museen mit der Frage, wie sie ihre Kunstschätze vor Beschuss und Plünderung schützen sollten. Das brachte in Taiwan manche zum Nachdenken. Nur drei Wochen nach der Invasion sah sich der Direktor des Nationalen Palastmuseums in Taipeh im Parlament mit der Frage konfrontiert, ob sein Haus für den Fall eines chinesischen Angriffs einen Notfallplan besitze. „In Taiwan sind wir gewohnt, an Naturkatastrophen wie Erdbeben und Taifune zu denken“, sagt Direktor Wu Mi-cha in seinem Büro in Taipeh. „Für den Kriegsfall hatten wir bis dahin noch keine Übung.“ Die erste dieser Art fand dann im Juli statt. Neben Mitarbeitern des Museums nahmen auch Soldaten und Polizisten daran teil. Anschließend hätten Fachleute empfohlen, noch „komplexere Szenarien auszuarbeiten, damit wir uns darauf vorbereiten können und nicht in Panik geraten“, sagt Wu.

Friederike Böge

Politische Korrespondentin für China, Nordkorea und die Mongolei.

Dass China das Museum im Kriegsfall gezielt bombardieren würde, ist höchst unwahrscheinlich. Schließlich beherbergt der wuchtige Bau im Norden der taiwanischen Hauptstadt die weltweit wertvollste Kunstsammlung aus dem Nachlass der chinesischen Kaiser. Aus diesem Grund gilt das Museum im Volksmund als der sicherste Ort in ganz Taiwan. Die meisten der fast 700.000 Objekte wurden in den 1930er-Jahren aus der Verbotenen Stadt in Peking vor der japanischen Invasion in Sicherheit gebracht und landeten infolge des chinesischen Bürgerkriegs in Taiwan. China fordert sie zurück. Man kann sich vorstellen, dass eine Eroberung des Museums aus Sicht des chinesischen Verteidigungsministeriums ein bedeutender symbolischer Akt wäre. Die Zeitung „Taipei Times“ berichtete kürzlich, das Museum sei als „kritische nationale Infrastruktur“ eingestuft worden, so wie Atomkraftwerke, Krankenhäuser, Strom- und Wasserversorger.

Die Identifikation geht verloren

Vorerst begnügte sich die chinesische Propaganda damit, das Gerücht zu streuen, Taiwan plane, die wertvollsten Kunstwerke nach Amerika und Japan zu bringen. Im chinesischen Internet erregte das erwartbar die Gemüter. Auch in Taiwan wurden die Gerüchte aufgegriffen. „Am schlimmsten ist, dass auch unsere führenden Medien dem gefolgt sind“, sagt Wu. Er sah sich zu einem Dementi gezwungen. Ebenso irritiert zeigt Wu sich über die Tatsache, dass seine Vorvorgängerin der chinesischen Parteizeitung „Global Times“ ein Interview gab, obwohl das nationalistische Blatt bei der Verbreitung der Gerüchte kräftig mitgewirkt hatte. „Tanz mit den Fake News“ nennt Wu das.

Kulturtransport: In den 1930ern wurden die Schätze nach Taiwan gebracht.


Kulturtransport: In den 1930ern wurden die Schätze nach Taiwan gebracht.
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Bild: Nationalarchiv Taiwan

Dazu muss man wissen, dass das Palastmuseum auch in Taiwan ein Politikum ist. In den Augen vieler Anhänger der oppositionellen Nationalpartei (KMT) verkörpert es das Erbe der Republik China. Als deren Truppen 1949 den Bürgerkrieg gegen Maos Kommunisten verloren, ließ KMT-Führer Tschiang Kai-schek die Kunstschätze in Tausenden Holzkisten nach Taiwan bringen und stilisierte sie bis zu seinem Tod 1975 zum Symbol für seinen Anspruch, weiter ganz China zu regieren. Umso mehr galt das während der Kulturrevolution, in der Maos Schergen sich an den Kulturgütern des Landes vergingen.

Heute identifizieren sich die meisten Taiwaner nicht mehr mit der chinesischen Geschichte. Das gilt auch für Präsidentin Tsai Ing-wen von der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP). Mit ihrem Amtsantritt 2016 wurde auch die Museumsleitung ausgetauscht, denn dessen Direktor wird vom Ministerpräsidenten vorgeschlagen und von der Präsidentin ernannt. Er hat Ministerrang. Daran lässt sich bis heute die frühere Bedeutung der Institution ablesen. In der DPP gibt es Sympathien für eine Herabstufung zu einer Unterorganisation des Kulturministeriums, aber die KMT ist vehement dagegen. Wus Vorvorgängerin Feng Ming-chu wirft der Regierung vor, die chinesische Herkunft der Sammlung ausradieren zu wollen. Zu ihrer Zeit gab es noch Kooperationen mit dem Pekinger Palastmuseum in der Verbotenen Stadt. Als Feng nach dem Amtsantritt Tsai Ing-wens ausschied, nahm sie sogar einen Beraterposten in der Verbotenen Stadt in Peking an, gab ihn nach massivem Druck aus Taipeh aber wieder auf.

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