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#Wieso Allergiesymptome in diesem Jahr besonders heftig sind

Woran erkennt Joachim Bargon einen Allergiker? Er wird es ihm erzählen. Denn sobald die Menschen im Gespräch erfahren, dass der Fünfundsechzigjährige nicht nur Lungenfacharzt ist, sondern auch Allergologe, beginnen sie zu berichten. Von laufenden Nasen, juckenden Augen und manchmal auch von dem Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Und sie fluchen. Auf Gräser und Pollen. Auf den Frühling. Den Sommer. Den Herbst. Nur die Wintermonate, die seien in Ordnung, sagen sie dann. Diese wenigen Wochen im Jahr, in denen die Natur eine Pause zu machen scheint – und Kraft holt, um mit den ersten Sonnenstrahlen die vielen Allergiker zu ärgern.

Marie Lisa Kehler

Stellvertretende Ressortleiterin des Regionalteils der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Die Geschichten, die Joachim Bargon von seinen Patienten erzählt bekommt, ähneln sich. Aber die Geschichtenerzähler sind andere als noch vor einigen Jahren, sagt der Chefarzt der Abteilung für Pneumologie am Rot-Kreuz-Krankenhaus. Immer mehr „Erstbetroffene“ klagen nach den Erfahrungen des Allergologen inzwischen erst im späten Erwachsenenalter über allergiebedingte Leiden. „Fünfzigjährige, die in diesem Alter zum ersten Mal eine Allergie entwickeln, hatte ich früher seltener“, sagt Bargon und beschreibt einige mögliche Erklärungen, die es seiner Meinung nach für dieses Phänomen gibt.

Atemwege bei vielen ohnehin schon gereizt

Zum einen hätten sich neue „Blüher“, wie etwa die Ambrosia, angesiedelt, eine Pflanze, die aufgrund ihrer hohen Pollendichte vielen Allergikern stark zu schaffen macht. Auch dass besonders Städter über Allergien klagen, ist laut Bargon kein Zufall. Die Atemwege seien bei vielen ohnehin schon gereizt, etwa durch eine hohe Feinstaubbelastung. Zudem beginne der Pollenflug verschiedener Frühblüher klimabedingt noch ein paar Wochen früher als in den Jahren zuvor.

Dass viele Allergiker die Symptome in diesem Jahr als besonders schlimm empfinden, sieht Bargon als Folge der Corona-Pandemie. Schließlich sei das lange Tragen von Masken nicht nur, aber auch den Allergikern zugutegekommen. Außerdem sei durch die Kontaktbeschränkungen und die Möglichkeit, von Zuhause aus zu arbeiten, der Bewegungsradius der meisten Menschen deutlich eingeschränkt worden – und wer deshalb nicht so viel wie sonst unterwegs gewesen sei, der habe sich auch keinem großen Allergierisiko ausgesetzt, sagt Bargon.

Es könne zwar durchaus sein, dass der eine oder andere in diesem Frühjahr die typischen Symptome stärker empfinde als in den Vorjahren, gibt der Lungenfacharzt zu. Vielleicht sei bei vielen Menschen aber auch einfach die Verwunderung darüber, wie sehr eine Allergie den Alltag bestimmen kann, Jahr für Jahr immer wieder aufs Neue sehr groß. „Das beeinträchtigt die Lebensqualität schon enorm“, sagt Bargon, der selbst noch nie unter Heuschnupfen gelitten hat. Durch die allergischen Reaktionen fühlten sich die Betroffenen schlapp und müde, die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit leide.

Unbedingt „auf Spurensuche“ gehen

Der Fünfundsechzigjährige rät deshalb Betroffenen, „auf Spurensuche“ zu gehen. Denn nur wer wisse, gegen was er allergisch ist, könne durch verschiedene Therapieansätze, etwa eine Immuntherapie, konzentriert dagegen vorgehen. Der Besuch bei einem Facharzt sei immer ratsam. Viele Betroffene machten allerdings den Fehler, mit dem saisonbedingten Verschwinden der Symptome an eine Wunderheilung zu glauben. Die Erfahrung aber lehre, dass das Leiden schon im nächsten Frühjahr wieder von vorne beginne.

Allergien, so Bargon, können sich im Laufe eines Lebens verschlimmern. Was mit Augenjucken und einer laufenden Nase beginnt, kann sich zu allergischem Asthma, also zu verengten und entzündeten Atemwege, entwickeln. Und das gelte es unbedingt zu vermeiden, mahnt der Facharzt.

Spezielle Sprays, die die Entzündung bremsen und die Bronchien erweitern, könnten helfen. Aber auch dabei gelte: Je genauer die Diagnose, desto gezielter die Therapie. Von ab­schwellenden Nasensprays hält Bargon hingegen wenig. „Die machen die Schleimhäute in der Nase auf Dauer nur kaputt.“

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