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#Wilhelminismus in Grün

Wilhelminismus in Grün

Heute Morgen müssen wir uns als Journalisten bei dem Schauspieler Jan-Josef Liefers bedanken. Er lobte uns Medien dafür, dass wir „seit über einem Jahr, unermüdlich und mit klarer Haltung, dafür sorgen, dass der Alarm genau dort bleibt, wo er hingehört: Nämlich ganz, ganz oben.“

Ein Medienkritiker sprach von „ekliger Ironie“. Kurze Zeit später sogar vom „Dammbruch“ und dem „größten Erfolg der Querdenker“-Szene. Was anschließend weitere Journalisten mit klarer regierungsamtlicher Haltung motivierte, zum großen Angriff auf Liefers und andere bekannte Schauspieler zu blasen: Hatten sie es doch gewagt, mit satirischen Mitteln die Coronapolitik der Bundesregierung kenntlich zu machen. Zugleich wurden auf Twitter publizistische Fahndungslisten erstellt, wer denn so alles diese Aktion unter dem Hashtag #Allesdichtmachen unterstützt hatte. Rechte und „Querdenker“, so der Tenor, haben sich die beteiligten Schauspieler wegen der Kontaktschuld zu verantworten.

Vergiftete Atmosphäre in diesem Land

Das geschah am gleichen Tag, als das bis zum 30. Juni geltende bundeseinheitliche Infektionsschutzgesetz die letzten parlamentarischen Hürden genommen hatte. Nichts beschreibt die vergiftete Atmosphäre dieses Landes besser als der Umgang mit Kritikern.

Es macht aber deutlich, in welcher Situation sich die politischen Parteien wenige Monaten vor der Bundestagswahl befinden. Wollen sie diesen denunziatorischen Tonfall eines Journalismus mit Haltungsschäden mitmachen, oder müssen sie den Dammbruch in der Wählerschaft befürchten?

Dabei geht es allerdings nicht um das „Querdenken“, sondern um das drohende Scheitern des pandemiepolitischen Alarmismus. Während nämlich diese Schauspieler uns allen mit spitzer Zunge den Spiegel vorhielten, diskutierte Maybrit Illner über die Folgen einer schwierigen Geburt: Die des gerade erst gekürten Kanzlerkandidaten der Unionsparteien, Armin Laschet.

Die Mär vom „Kanzlerkandidat der Herzen“ lebt fort

Dafür hatte die Gastgeberin zwei Protagonisten aus der Union eingeladen, Friedrich Merz (CDU) und Dorothee Bär (CSU). Außerdem Cem Özdemir als Vertreter der Grünen, die als die größten Rivalen der Union beim Kampf um das Kanzleramt gelten.

Die Argumentation von Frau Bär bestimmte auch die Wahrnehmung dieses Kampfes in den vergangenen Tagen. Es ist die These von der überwältigenden Popularität des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der ganz sicher diese Bundestagswahl für die Union gewonnen hätte. Ein „Kanzlerkandidat der Herzen“, wie es sein Generalsekretär formuliert hätte.

Allerdings darf sich Söder auf Youtube jedes Video unter „Allesdichtmachen“ sprichwörtlich zu Herzen nehmen, es ist als ein Dementi dieser These zu verstehen. Laschet hat dagegen mit einer weit verbreiteten Ablehnung zu kämpfen, die Merz so kommentierte: „Wir werden bis zum Sommer eine Veränderung der Stimmungslage haben.“

Damit verbindet sich die Hoffnung auf ein Ende des pandemiepolitischen Ausnahmezustandes, damit andere Themen die Wahlentscheidung der Bürger bestimmen können. Trotzdem blieben Merz und Bär in diesen 60 Minuten seltsam zahnlos, als es um den Streit mit den Grünen ging. Ersterer entschuldigte sich fast dafür, die Amtstauglichkeit einer Annalena Baerbock bezweifelt zu haben.

Klage: Keine Kritik

Später beklagte sich die stellvertretende CSU-Vorsitzende über Medien, die bisweilen über die Grünen so kritisch berichten, wie ein Fanclub über seinen Star des Herzens. Sie erwähnte das groteske Interview mit der grünen Kanzlerkandidatin auf Pro Sieben, wo die Interviewer ihrem Gast am Ende sogar applaudierten. Das sei kein kritischer Journalismus, befand Frau Bär.

Özdemir machte hier einen bezeichnenden Einwand. Diese Nähe könnte etwas mit den Themen der Grünen zu tun haben, etwa der Klimapolitik. Immerhin applaudierte Frau Illner nicht. Trotzdem gab es eine Stimmung, wo die beiden Unionspolitiker unaufhörlich ihrem politischen Gegner Respekt zollten. Selbst für seine harmlose Kritik an den Bemühungen zur Verunstaltung der deutschen Sprache meinte Merz, sich rechtfertigen zu müssen.

„Schwurbler“

Gleichzeitig waren beide nicht in der Lage, der wilhelminischen Kraftmeierei von Özdemir in der Außenpolitik entschieden zu widersprechen. Dieser schloss Koalitionen mit Parteien aus, die keine klare Position im Umgang mit Autokraten hätten. Mit Parteien, die in der Frage, wie man „mit Erdogan, wie man mit Putin umgeht, rumschwurbeln“, kämen die Grünen nicht zusammen.

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