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#Wir leben nicht von Sonne und Wind allein

„Wir leben nicht von Sonne und Wind allein“

Viele denken bei der Energiewende an Windräder und Solardächer. Die Kraft des Windes und der Sonne soll Licht bringen, wenn es dunkel ist, und Wärme, wenn es kalt ist. Sie kostet wenig und schont die Umwelt. So weit der Traum.

Morten Freidel

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung

Damit er wahr wird, brauchte Deutschland bisher Gas, Milliarden Ku­bikmeter jedes Jahr. Gaskraftwerke sollten einspringen, wenn Flaute herrscht und der Himmel bewölkt ist, oder viel Strom verbraucht wird. Noch vor wenigen Monaten forderten Fachleute, Deutschland solle in den nächsten Jahren zehnmal so viele Gaskraftwerke bauen wie bisher, mit einer Leistung, die der von etwa 16 Atomkraftwerken entspricht. Das Gas war lange der eigentliche Gewinner der Energiewende. Es sollte die Brücke sein, auf der Deutschland in die erneuerbare Zukunft geht.

Dann überfiel Russland die Ukraine und drosselte die Lieferungen. Seitdem ist die Brücke eingestürzt. Die Bundes­regierung reagierte darauf, indem sie an­kündigte, den Ausbau von Windrädern und Solarzellen noch ambitionierter vo­ranzutreiben als ohnehin schon. Sie entschied sich also, auch ohne Brücke loszumarschieren, geradewegs durchs Tal. Ob man das klug findet, hängt davon ab, für wie steil man den Hang auf der anderen Seite hält.

Einige Ingenieure halten ihn für zu steil. Es geht schon bei den Zielen los. Die Ampel will viel mehr Windräder an Land bauen als bisher, vor allem ab dem Jahr 2025. Michael Beckmann, Professor für Energieverfahrenstechnik an der Technischen Universität Dresden, hat ausgerechnet, was das bedeutet: Um ihr Ziel zu erreichen, müsste die Regierung jeden Tag vier Windräder in Deutschland aufstellen, für die nächsten zehn Jahre. Und das ist schon zu ihren Gunsten gerechnet, denn vier sind es nur, wenn sie Windräder der neuesten Generation errichtet, die besonders viel Leistung bringen, aber auch besonders groß sind. Sollte die Bundesregierung kleinere Rotoren bauen, müssten es jeden Tag etwa acht Stück sein, Tag für Tag, zehn Jahre lang. Wie, fragt Beckmann, soll das gehen? Wo sollen die Handwerker dafür herkommen, woher die Materialien, die im Moment auf der ganzen Welt knapp sind? Auch in Windrädern stecken seltene Erden. Vom politischen Widerstand ganz zu schweigen. Schon jetzt klagen Bürger gegen Windräder in ihrer Nähe, wollen manche Landkreise keine mehr bauen, und hinken Länder wie Bayern hinterher, auch, weil die Rotoren bei den landschaftsverliebten Bayern eher unbeliebt sind. Selbst mit radikal vereinfachten Genehmigungen dürfte der Bau nirgendwo stocken, damit die Rechnung der Ampel aufgeht. Beckmann hält das für „unrealistisch, um nicht zu sagen: un­möglich“.

Wie viel Energie die Windräder liefern, ist unsicher

Hinzu kommen die Kosten, die nicht nur nach Ansicht von Beckmann exorbitant wären. Sie dürften außerdem jedes Jahr steigen, denn Politiker gehen davon aus, dass Windräder schlagartig teurer werden, sobald sie in Massen gebaut werden. Das hat mit den Ausschreibungen zu tun. Firmen, die Windräder bauen, be­werben sich, wenn irgendwo eine Fläche zum Bau ausgewiesen wird. Wer das günstigste Angebot abgibt, bekommt den Zuschlag. Schon jetzt ist es allerdings so, dass es für die ausgeschriebenen Flächen zu wenige Angebote gibt, die Firmen kommen einfach nicht hinterher. Wenn nun noch viel mehr Land zum Bau freigegeben wird, dann wird es kaum noch An­gebote geben. Wer eines einreicht, kann dann fast jeden Preis verlangen, denn er weiß: Er kriegt den Zuschlag so­wieso. Beckmann glaubt, dass es gut 20 Milliarden jedes Jahr kosten könnte, die Windräder mitsamt Anschlüssen zu bauen, allein an Land. Die Bundesregierung will aber auch auf dem Meer riesige Windparks errichten, dazu noch Solaranlagen. Da hat sie sogar noch ambitioniertere Ziele als beim Wind. „Das sind Kosten, die fast schon mit denen der deutschen Einheit zu vergleichen sind.“

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