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#„Wir werden Pflegekräfte verlieren“

„Wir werden Pflegekräfte verlieren“

Christian Fett hat nicht mehr viel Hoffnung, dass er seine ungeimpften Mitarbeiter doch noch überzeugen kann. Er leitet das Seniorenzentrum St. Lioba in Villingen-Schwenningen, tief im Süden von Baden-Württemberg. Mit knapp 90 Prozent sei die Impfquote in seinem Haus eigentlich ganz gut, findet er – die letzten 10 Prozent seien aber recht hartnäckig gegen die Corona-Impfung. Wenn am 16. März die einrichtungsbezogene Impfpflicht in Kraft tritt, wird ein Teil von ihnen wohl gehen, befürchtet er: „Wir werden Pflegekräfte verlieren.“

Konkret geht es um zehn Mitarbeiter, darunter vier Pflegefachkräfte, von denen drei in Vollzeit arbeiten und zwei gefragte Zusatzqualifikationen für die Anleitung von Auszubildenden und den Umgang mit Demenzkranken haben. Hinzu kommen einige Pflegehilfskräfte und Mitarbeiter aus den Stationsküchen und der Reinigung. Heimleiter Fett hat mit allen persönliche Gespräche geführt, in den nächsten Tagen will er einen weiteren Anlauf nehmen. Ob es etwas bringt? „Wir machen uns schon Sorgen, wie wir das ab Mitte März gut hinkriegen.“

Letzte Überzeugungsarbeiten

So wie in Villingen-Schwenningen bereiten sich derzeit in ganz Deutschland Pflegeheime, ambulante Dienste, Kliniken, Arztpraxen und Rettungsdienste auf die Impfpflicht vor. Sie führen Gespräche, verteilen Infomaterial, machen Impfangebote. Bis zum 15. März müssen alle Beschäftigten in solchen Einrichtungen – Ärzte, Pflegekräfte, Hausmeister, Techniker – ihrem Arbeitgeber einen Impf- oder Genesenennachweis vorlegen. Tun sie das nicht, muss der Arbeitgeber das Gesundheitsamt informieren, das die Beschäftigung in den Einrichtungen untersagen kann. So steht es im Gesetz, das Bundestag und Bundesrat Mitte Dezember beschlossen haben. In der Praxis dürfte das dazu führen, dass Arbeitgeber ungeimpfte Mitarbeiter ohne Gehalt freistellen.

Auch wenn gerade in der Pflege jeder Einzelne, der geht, schmerzt: Dass dem Gesundheitswesen wegen der Impfpflicht massenhaft Mitarbeiter verloren gehen, zeichnet sich bislang nicht ab – auch in anderen Ländern wie Frankreich, wo es schon eine Impfpflicht für Pflegekräfte gibt, war das nicht der Fall. „Von einem Exodus kann keine Rede sein“, sagt Tobias Berghoff, Vorstand im Caritasverband Dortmund und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Altenhilfe im Erzbistum Paderborn, die rund 230 Altenheime und Tagespflegen sowie 110 ambulante Dienste mit mehr als 13.000 Beschäftigten vertritt. In diesen Einrichtungen seien durchweg 90 bis 95 Prozent der Mitarbeiter geimpft, berichtet Berghoff. „Und die letzten werden wir auch noch erreichen.“

Fachkräftemangel wird bestärkt

Der Deutsche Caritasverband weiß bisher ebenfalls nur von einzelnen Pflegekräften, die die Absicht geäußert haben, zu kündigen. Die Impfpflicht sei dabei nur ein Faktor unter mehreren, auch die hohe Arbeitsbelastung und der Personalmangel spielten eine Rolle, sagt eine Sprecherin. Immer wieder melden sich dieser Tage aber auch Heimträger zu Wort, die die Versorgung gefährdet sehen. In Unterfranken haben Diakonie, Arbeiterwohlfahrt und Caritas einen Brief an Landtagsabgeordnete verschickt, in dem sie vor „katastrophalen Folgen“ der einrichtungsbezogenen Impfpflicht warnen und eine allgemeine Impfpflicht fordern. Dann könnte ungeimpftes Personal nicht mehr auf andere Stellen ausweichen. Man habe sehr für die Impfung geworben und in einigen Häusern eine hohe Quote erreicht, schreiben sie, in anderen belaufe sie sich jedoch nur auf 70 Prozent.

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