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#„Wittern Sie etwa eine große Verschwörung?“

„Wittern Sie etwa eine große Verschwörung?“

Wie in so vielen Gesprächen dieser Tage geht es erst einmal um Corona. Tomas Bilic findet es nicht richtig, dass er sich impfen lassen muss, um seine Grundrechte voll leben zu können. Nicht etwa, weil er ein Impfgegner sei, wie der selbständige Offenbacher betont. „Sondern weil ich das Gefühl habe, nicht ehrlich behandelt zu werden!“ Seine Gesprächspartnerin Daniela Bergelt lebt im mehr als 400 Kilometer entfernten Berlin – dennoch treffen sie an diesem Montagabend im Videotelefonat aufeinander, um die Lage ihres pandemiegeplagten Landes zu diskutieren. Sie hält dagegen in der Frage nach Lockerungen: „Solange wir keine Herdenimmunität haben, ist es richtig, dass Geimpfte Vorzüge genießen.“

Nicht nur geografisch trennt den Inhaber eines Autohauses und die Mitarbeiterin im öffentlichen Dienst eine ganze Menge. Er ist 25 Jahre älter als sie und hat im Vorfeld acht Ja-/Nein-Fragen zu politischen, wirtschaftlichen und sozialen Themen gegensätzlich beantwortet. Gesehen oder gehört haben sie einander bis zu diesem Abend noch nie, der Algorithmus von „Deutschland spricht“ hat die Fremden zusammengeführt. Tomas Bilic erklärt, die Maskenaffäre der CDU und die völlig undurchsichtige Kommunikation in Bezug auf den Impfstoff von AstraZeneca haben sein Vertrauen erschüttert. Daniela Bergelt reagiert mit viel Verständnis für ihr Gegenüber. Ihr Vertrauen in die öffentlichen Institutionen ist groß: Sie würde sich auch mit AstraZeneca impfen lassen, sagt sie. „Und so furchtbar die Maskenskandale auch sein mögen – immerhin sind sie ans Licht gekommen und werden rechtliche Konsequenzen haben.“

Bilic hat die Gegenfrage schon auf den Lippen, noch bevor Bergelt ihren Satz beendet hat: „Vielleicht haben Sie dieses Grundvertrauen auch nur, weil Sie einen sicheren Job haben?“ – „Ja, das kann sein“. Bilic hat ein wohlwollendes Lächeln auf dem Gesicht und auch Bergelt schenkt seinem schnellen Konter ein Lachen. Sie findet, dass einiges mit zu viel Optimismus verkauft werde in der Krise, pocht aber darauf, dass dahinter keine böse Absicht stecke. „Das Problem ist doch, dass keiner mehr Verantwortung übernehmen will“, sagt Bilic. Darin sind sich beide einig. Bilic verweist auf die Erntehelfer, die im vergangenen Jahr bei geringem Lohn und noch geringerem Schutz vor einer Ansteckung nach Deutschland gekommen seien. „Hauptsache der Spargel kommt auf den Tisch!“, stimmt Bergelt zu.

„Das Problem ist doch, dass keiner mehr Verantwortung übernehmen will“, sagt Tomas Bilic.


„Das Problem ist doch, dass keiner mehr Verantwortung übernehmen will“, sagt Tomas Bilic.
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Bild: Lucas Bäuml

Die studierte Geisteswissenschaftlerin sitzt während des Gespräches vor ihrem gut gefüllten Bücherregal. Empathielosigkeit möge sie gar nicht, hatte sie im Vorfeld geschrieben und „man sollte immer mitdenken, was andere im Gepäck haben“. Was Tomas Bilic im Gepäck hat, verrät er ohne Umschweife schon zu Beginn des Gesprächs: Der Sohn eines Kroaten und einer Deutschen verließ Madgeburg Ende der Fünfzigerjahre im Alter von drei Jahren und kam als Flüchtling nach Offenbach. „Seit meinem 18. Lebensjahr bin ich selbständig – mit Höhen und Tiefen, es war nicht immer einfach.“ Hinter ihm hängt das Poster eines roten Formel-1-Wagens.

Die Frage, ob die Bundesländer zu viel Macht haben, hatte Daniela Bergelt im Vorfeld mit „Ja“ beantwortet. Sie hat dabei die Bund-Länder-Konferenzen der vergangenen Monate vor Augen: „Auf mich wirkten diese Veranstaltungen wie ein einziges Schaulaufen: Jeder wollte für sein Bundesland die meisten Lockerungen rausschlagen.“ Das Ego hätte zu oft vor der Vernunft gestanden. Sie hätte sich allerdings gewünscht, dass mehr darauf geschaut worden wäre, was für das ganze Land gut ist. „Das ist Politik! Die Leute wollen gewählt werden“, gibt Bilic zurück.

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