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#Kurz vor Schluss kommt die Pointe im ersten Horn

Kurz vor Schluss kommt die Pointe im ersten Horn

Clubraum 7 im Kunstmuseum Luzern ist derzeit ein geschützter Raum für harte Worte. Sie gelten nicht Personen, sondern deren Werken. Wolfgang Rihm leitet gemeinsam mit Dieter Ammann und Mark Sattler das Komponistenseminar des Lucerne Festivals. Acht junge Autorinnen und Autoren setzen sich dem Urteil erfahrener Kollegen aus. „Ändert sich das noch?“, sagt Rihm über ein Stück rein elektronischer Musik. „Das langweilt mich schon nach zwanzig Sekunden. Das ist keine Komposition, sondern Sounddesign. Altmodische Hörspielästhetik der sechziger Jahre. Ich erkenne keinen kompositorischen Willen darin, nichts, was zur Interpretation auffordern würde.“ Und schnell diskutiert man über eine brisante Frage in Zeiten Künstlicher Intelligenz: Wo gibt das Subjekt seine Autorschaft ab an einen Algorithmus?

Der Sinn dieses Seminars liegt vor allem darin, sich klar zu werden über das eigene Tun. „Es ist eine gute Gabe für einen Komponisten zu wissen, wo die Musik beginnt und wo sie endet“, sagt Rihm. „Oft nämlich schreiben wir Dinge, die nicht leben; sie funktionieren nur.“ Rezepte für Stücke gebe es nicht, setzt er nach. „Man muss im Innern des Stückes sitzen wie in einem Gefängnis und warten können, wie es weitergeht.“ Ob den jungen Menschen solch eine Aussicht auf demütige Wohnhaft im eigenen Werk Mut macht? Vielleicht ja, wenn sie von jemandem kommt, der auf ein Werk im eminenten Sinn verweisen kann.

Wolfgang Rihm leitet die Sparte für zeitgenössische Musik beim Lucerne Festival. Er hat auch die Wiederaufführung von Pierre Boulez’ „Polyphonie X“ angeregt, die am 3. September mit dem Lucerne Festival Contemporary Orchestra und der Dirigentin Lin Liao zu erleben sein wird. Einen Tag später kommt „Solitude“ von Rebecca Saunders zur Schweizer Erstaufführung. Saunders, Siemens-Musikpreisträgerin des Jahres 2019, ist in diesem Jahr Festspielkomponistin in Luzern. Michael Haefliger, dem Intendanten, ist es wieder gelungen, für die zeitgenössische Musik Unterstützung bei der Industrie zu finden. Zu mehr als 57 Prozent lebt das Festival ohnehin vom Geld privater Sponsoren und Förderer. Der Anteil öffentlicher Zuwendungen liegt bei 17,8 Prozent, zuzüglich einer Ausfallentschädigung infolge der Pandemie von 7,1 Prozent. Der Rest muss selbst erwirtschaftet werden.

Die Festivalausgabe im vergangenen Jahr war sehr reduziert, aber künstlerisch eindringlich wegen der wundersamen Installation von Peter Conradin Zumthor mit den gedämpften Glocken der Luzerner Kirchen, die noch heute in jeder Seele nachhallt, die dabei war. Jetzt ist Haefliger froh, wieder bis zum 12. September vier Wochen volles Programm mit großen Orchesterkonzerten bieten zu können. Aber er weiß auch, was sich innerhalb des letzten Jahres geändert hat: „Die Pandemie hat dazu geführt, dass wir über ökologische Fragen ganz anders nachdenken. Es wird die großen Orchesterfestivals wie das Lucerne Festival weiterhin in einer europäischen Festivallandschaft brauchen, um Tourneen für Orchester hinsichtlich des Aspekts der Nachhaltigkeit sinnvoll zu gestalten. Doch Reiseformen werden sich ändern. Die Orchester versuchen, wo es geht, vom Flugzeug auf die Bahn umzusteigen.“

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