Nachrichten

#Woher hat Djokovic diese Ausnahmegenehmigung?

Inhaltsverzeichnis

Woher hat Djokovic diese Ausnahmegenehmigung?

In Australien kochen die Gefühle hoch: Während das Land unter der Omikron-Welle stöhnt, inneraustralische Grenzen wieder geschlossen werden und die Menschen ihre Urlaubspläne für den Sommertrip im Januar begraben müssen, scheinen Tennisprofis Ausnahmemenschen zu sein. Denn die Nummer Eins der Welt, der Serbe Novak Djokovic, soll zum Grand-Slam-Turnier in die Wirtschaftsmetropole Melbourne einreisen dürfen, ohne vorher seinen Impfstatus offenlegen zu müssen. Kann er dort vom 17. Januar an seinen zehnten Titel bei den Australian Open gewinnen, läge er mit 21 gewonnenen Grand Slams vor seinen Konkurrenten Roger Federer und Rafael Nadal.

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Allerdings löste die Sondergenehmigung für Djokovic in Australien heftige Reaktionen aus. Denn er überquert die Grenze an einem Tag, an dem der Fünfte Kontinent zum dritten Mal in Folge einen Rekordwert von nun 65.000 Neuinfektionen vermeldet, Landes- und Bundesregierung hoffnungslos über Gegenmaßnahmen zerstritten sind und sich in der Sommerhitze endlose Schlangen vor den Testzentren bilden. Seit Beginn der Pandemie hat das Land der rund 25 Millionen Einwohner gut 612.000 Fälle registriert, 2290 Menschen starben offiziell an Corona – die Hälfte der Infektionen aber ereignete sich in den vergangenen zwei Wochen.

Djokovic droht zum Politikum zu werden

Ministerpräsident Scott Morrison, dem immer lauter abermaliges Versagen vorgeworfen wird, nachdem er schon die Brandkatastrophe 2019 zunächst vom Urlaubsort auf Hawaii verfolgt hatte, schlingert auch zu Beginn dieses Wahljahres. Weil die Regierung im vergangenen Jahr zu wenig Impfstoff hatte, und nun zu wenig Tests besitzt, verkündete Morrison, die Testregelungen würden erleichtert, um die Menschenschlangen abzubauen – das aber zu einem Zeitpunkt, an dem gerade in den Bundesländern New South Wales und Victoria mit seiner Hauptstadt Melbourne die Infektionszahlen in den Himmel schießen. Arme, Rentner und Veteranen sollten zudem kostenlose Tests erhalten.

Was aber ist mit Tennisprofis? Angesichts der ernsten Lage „down-under“ droht der Fall Djokovic zum Politikum zu werden. Denn auch den leidensfähigen Australiern reißt nun in ihrer Ferienzeit der Geduldsfaden. In den sozialen Netzwerken tobte schnell ein Sturm der Entrüstung. Der frühere Australian-Rules-Football-Spieler Kevin Bartlett schäumte, Australier würden „zum Narren gehalten“. Sein Kollege Corey McKernan legte nach: „Menschen, deren Angehörige sterben, können nicht mal in andere Bundesstaaten reisen. Ihr erzählt den Leuten, sie könnten ungeimpft nicht in den Supermarkt oder ins Café. Aber als Nummer Eins bekommst Du einen Pass?“ Der frühere Stellvertretende Vorsitzende des Ärzteverbands, Stephen Parnis, twitterte: „Das sendet ein widerliches Signal an Millionen, die die Risiken mindern wollen.“ Daran hängte er ein „Impfen zeugt von Respekt, Novak“ an.

Der Fall ist auch deshalb so gewichtig, weil ausgerechnet das lebensfrohe Melbourne unter monatelangen Ausgangssperren gelitten hatte wie keine andere australische Stadt. Inzwischen aber sind hier 90 Prozent der Menschen über 16 Jahre zweimal geimpft. Morrison ließ am Mittwoch zunächst seine Innenministerin Karen Andrews Stellung nehmen: In der Nation, die so sehr auf Gleichheit pocht, erfahre „niemand eine Sonderbehandlung“, selbst wenn er bei den Australian Open antrete, erklärte sie. Zwar dürfen Menschen, die ein Visum besitzen und geimpft sind, seit dem 15. Dezember wieder nach Australien einreisen. Wer aber nicht geimpft sei, müsse nachweisen, dass eine Immunisierung aus medizinischen Gründen unmöglich sei.

Dies aber hat der Spitzenspieler laut Medienberichten nicht getan: Mehrfach habe Djokovic sich geweigert, seinen Impfstatus offenzulegen. „Jedermann, der nach Australien einreisen will, muss sich unseren strikten Einreisebestimmungen beugen“, erklärte Andrews nun. Zugleich reichte sie den Ball weiter: „Die Landesregierung von Victoria und Tennis Australia könnten einem nicht geimpften Spieler erlauben, bei den Australian Open anzutreten. Aber als Bundesregierung werden wir unsere Bestimmungen an der Grenze durchsetzen.“

F+Newsletter – das Beste der Woche auf FAZ.NET

Samstags um 9.00 Uhr

ANMELDEN


Das hebt den Konflikt auf eine neue Ebene: Denn Djokovic hatte auf Instagram verkündet, er sei im Besitz einer Ausnahmegenehmigung und auf dem Wege nach Australien. Aber von wem hat er sie? Craig Tiley, der Vorsitzende des Verbandes Tennis Australia, berief sich am Mittwoch auf die Regeln des Bundesstaates Victoria. „Wir haben immer gesagt, dass jeder, der den Melbourne Park betritt, geimpft sein muss, oder aber eine Ausnahmegenehmigung aus medizinischen Gründen braucht“, sagte Tiley. Für eine solche habe es 26 Anträge gegeben – anonymisiert, so dass man nicht wisse, wer sie gestellt habe. Aber zuerst ein Ausschuss von Ärzten und dann die Gesundheitsbehörden hätten sie beurteilt.

Victorias Gesundheitsminister sekundierte: „Denken die Menschen, wir hätten das getan, um Djokovic eine Chance zu geben, das Turnier zu spielen, irren sie gewaltig. Weder ich noch der Ministerpräsident oder irgendein anderer Politiker kann festlegen, wer das Turnier spielen darf und wer nicht. Dafür gibt es ein Gremium von Fachleuten.“ Tiley schob nach, dass dies ganz sicher nicht der Ablauf sei, den ein Normalbürger durchlaufe, der einreisen wolle.

Im Übrigen handele es sich auch bei Djokovic um „persönliche, private, vertrauliche, medizinische Daten“, die man nicht veröffentlichen könne. In dem Versuch, die wachsende Zahl der Kritiker zu beruhigen, sagte der Turnierdirektor dann noch: „Wir haben volles Verständnis dafür, dass einige Leute darüber verärgert sind, dass Novak wegen seiner Äußerungen zum Thema Impfung in den vergangenen Jahren hierher gekommen ist. Aber es ist letztlich seine Sache, mit der Öffentlichkeit über seinen Zustand zu sprechen.“ Zumindest eine Bitte formulierte Tiley trotzdem: „Es wäre sehr hilfreich, wenn Novak erklären würde, auf welcher Grundlage er die Ausnahmegenehmigung beantragt und erhalten hat.“

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!