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#Woran tüftelt er diesmal?

Woran tüftelt er diesmal?

Manchmal haben sich seine Spieler schon gewundert, was er da gerade wieder macht. „Er denkt rund um die Uhr an Fußball“, sagt Kapitän Simon Kjær. Wenn die dänischen Profis während der Länderspiele vor dieser Europameisterschaft eine Frage hatten und ihr Trainer gedankenverloren in seiner Kabine beim dänischen Fußballverband (DBU) in Brøndby saß, rätselten sie: Woran tüftelt er diesmal?

Tatsächlich hat Kasper Hjulmand schon zu den Länderspielterminen im vergangenen März begonnen, mögliche und feststehende Gegner der kommenden EM zu analysieren. Und zwar er selbst, nicht ein Mitglied seines Stabes. So kam es, dass Hjulmand vor vier Monaten Stärken und Schwächen des tschechischen Teams skizzierte; dänische Zeitungen haben darüber gerade berichtet. Hjulmand findet es erstaunlich, dass das Gegenstand der Berichterstattung ist. Er findet diese Form der Vorbereitung normal.

An diesem Samstag (18.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, in der ARD und bei MagentaTV) spielt Dänemark im Viertelfinale in Baku gegen Tschechien, und man wird sehen, was Hjulmands akribische Präparation dem Team bringt. Verlassen können sich die Dänen auf einen Trainer, der bislang immer das Richtige tat, was Coaching und Umstellungen betraf. Als es im Achtelfinale gegen Wales wacklig begann, zog Hjulmand seinen Innenverteidiger Andreas Christensen auf die Sechser-Position im Mittelfeld vor. Was folgte, war die Gala beim sehenswerten 4:0.

„Für uns ist diese EM noch nicht vorbei“

Dass jemand auf diesem Niveau ein Fußballfachmann ist, kann niemanden überraschen. Das Besondere an Hjulmand bei dieser EM ist etwas, das auch die Mannschaft überrascht hat – sie kennt ihren Chef ja noch gar nicht so lange; er ist erst seit einem knappen Jahr Dänemarks oberster Trainer. Simon Kjær sagt: „Wir wussten, dass er alles vom Fußball weiß. Aber er hat gezeigt, dass er viel mehr ist als ein Fußballtrainer.“

Kasper Hjulmand fand in den schweren Stunden und Tagen nach Christian Eriksens Herzstillstand die passenden Worte. Er tat das Richtige, und er bahnte der schockierten Mannschaft den Weg zurück ins Turnier. Auch, indem er bald nach dem 0:1 zum Start gegen Finnland mit all den bekannten Begleitumständen und dem unglücklichen 1:2 gegen Belgien einen recht schmucklosen, aber sehr zuversichtlichen Blick auf den weiteren Turnierverlauf folgen ließ: „Für uns ist diese EM noch nicht vorbei.“ Das klang sehr gewagt.

Aber mit entscheidenden Umstellungen – Mikkel Damsgaard für Christian Eriksen, später Kasper Dolberg für Yussuf Poulsen – legte Hjulmand den Grundstein für die überzeugenden Siege gegen Russland und Wales. Wenn eine Mannschaft sieht, dass es fruchtet, was der Trainer macht, kann sie zu einer verschworenen Einheit zusammenwachsen.

Hjulmand hat die Spieler auch deshalb hinter sich gebracht, weil er vor zwei Wochen nicht als Alleswisser auftrat. „Er hat selbst auch Hilfe gebraucht“, sagt Verteidiger Joakim Mæhle über den 49 Jahre alten Mann aus Ålborg. Verwirrt, traurig, ängstlich, verärgert – wer Kasper Hjulmand in den Videokonferenzen der DBU sah, erlebte einen Mann mit einer reichen Gefühlspalette. Er tat nicht so, als habe er auf alles eine Antwort. Er änderte seine Meinung. Er war empathisch, mitteilsam – aber Hjulmand schlug auch irgendwann wieder den Pfad Richtung Alltag, Richtung Fußball ein. Spätestens zum Spiel gegen Russland war es so weit. Wer weiß, vielleicht hat dieses rauschhafte 4:1 den dänischen Weg ins Endspiel gebahnt.

Die Begeisterung zu Hause ist auch deshalb so groß und gepaart mit dem unvermeidlichen Vergleich mit der Europameisterschaft 1992, weil Hjulmands Elf aufregend spielt. Ganz anders als zu Zeiten des Verhinderungs-Fußballs, den sein Vorgänger Åge Hareide zur Aufführung bringen ließ. Der Norweger vertrat strikt die Devise safety first, und die Dänen waren bei der Weltmeisterschaft in Russland vor drei Jahren die Mannschaft mit den wenigsten Torschüssen. Auch deswegen wählte der dänische Fußballverband Kasper Hjulmand als Nachfolger. Offensiver Ballbesitzfußball sollte fortan gespielt werden.

Erfolgreich vorgeführt hatte Hjulmand das beim FC Nordsjælland in Farum, nördlich von Kopenhagen. Zwischen 2011 und 2014 und dann noch einmal von 2016 bis 2019 trainierte Hjulmand den FCN. Unterbrochen war sein Wirken in Kopenhagen von einer erfolglosen Zeit beim Bundesligaklub 1. FSV Mainz 05. Seinen Ruf als feiner Mensch untermauerte er indes auch dort.

Tippspiel zur Fußball-EM


Im Jahr 2012 wurde der FC Nordsjælland auf seinem Kunstrasenplatz dänischer Meister. Als Ausbildungsverein ist der FCN in ganze Europa bekannt; Mikkel Damsgaard wurde dort groß. Allerdings ranken sich um den Klub zahlreiche unvorteilhafte Geschichten. Denn der Hintergrund der jungen, talentierten, gut ausgebildeten Mannschaft ist ein knallhart wirtschaftlicher – Spieler sollen gewinnbringend verkauft werden, um dem englischen Besitzer des FC Nordsjælland, der Pathway Group, ein „return on investment“ zu verschaffen.

In Dänemark wird auch die Kooperation des FCN mit der „Right to dream Academy“ in Ghana kritisch gesehen. Die Art, wie afrikanische Talente dort auf ihrem langen Weg nach Nordeuropa behandelt werden, soll nicht immer zum Wohle der Jungen sein, um es vorsichtig auszudrücken.

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