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#Worüber Erdogan mit Putin sprechen will

„Worüber Erdogan mit Putin sprechen will“

Der türkische Präsident Recep Tayip Erdogan trifft Wladimir Putin in hoher Regelmäßigkeit. Am Donnerstag gab eine asiatische Sicherheitskonferenz in der kasachischen Hauptstadt Astana den Anlass für das vierte Treffen in nur vier Monaten. Vor seiner Abreise aus Ankara hatte Erdogan seinen Wunsch wiederholt, dass er die Präsidenten Russlands und der Ukraine in der Türkei zu einem Gespräch zusammenbringen wolle. Putin sprach am Vorabend der Konferenz von Astana hingegen davon, dass die Türkei ein Hub für russisches Gas sein könne, das für Europa bestimmt sei. Auch würde er lieber mit dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden sprechen als mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodomyr Selenskyj.

So wie offenbar die Präsidenten aneinander vorbeireden, ist es auch bei den Außenministern der Fall. Während der russische Außenminister Sergej Lawrow, so berichtet die türkische Presse, in Erdogan den Politiker sieht, der es ermöglichen könne, dass der Westen mit Putin spricht, sagte sein türkischer Gegenüber Mevlüt Cavusoglu, die Annektierung der vier ukrainischen Gebiete und die russische Sondermobilmachung mache die Lage noch viel schwieriger.

Türkische Sorgen wegen Saporischschja

Und doch gibt es aus türkischer Perspektive einiges, worüber es sich für Erdogan lohnt, mit Putin zu sprechen. Während des öffentlichen Teils der Konferenz in Astana machte Erdogan deutlich, wie sehr es ihm daran liegt, das Abkommen zur Ausfuhr von Getreide durch einen von der türkischen Marine geschützten Korridor im Schwarzen Meer, das Ende November ausläuft, zu verlängern. Mit großer Sorge blickt die Türkei zudem auf das Atomkraftwerk Saporischja. Sollte dort nukleares Material entweichen, würde die Türkei stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Entfernung zwischen dem Kraftwerk und der türkischen Nordküste beträgt weniger als 900 Kilometer. Bereits nach dem Reaktorunfall 1986 in dem weiter entfernt liegenden Tschernobyl hatte eine radioaktive Wolke die Türkei erreicht.

Auch beim Erdgas hat Erdogan Gesprächsbedarf mit Putin. Während der Herrscher im Kreml mehr Gas durch die im Jahr 2020 eröffnete Pipeline Turkstream nach Südosteuropa und möglicherweise darüber hinaus pumpen will, heißt es in Ankara, Erdogan sei daran gelegen, die türkischen Gasrechnungen erst nach den nächsten Wahlen, die mutmaßlich im Juni 2023 stattfinden, zu begleichen. Ohne Gegenleistung wird er das nicht bekommen. Ein Preis könnte die Bereitschaft sein, dass durch Turkstream weiter Gas nach Europa fließt. Die Hälfte der Pipelinekapazität von 32 Milliarden Kubikmeter ist für die Länder Südosteuropas bestimmt.

Putin ist ferner Erdogans Ansprechpartner für Syrien. So hatte Erdogan bereits vor Monaten eine weitere Invasion in den Norden Syriens angekündigt, um einen Puffer zu den von den Kurden verwalteten Gebieten und Raum für die Rückkehr syrischer Flüchtlinge aus der Türkei zu schaffen. Das wird Russland, das die Lufthoheit über Syrien hat, aber nur dulden, so heißt es in Ankara, wenn Erdogan auf den syrischen Machthaber Assad zugeht und seine Schutzfunktion für die bewaffneten syrischen Rebellen aufgibt.

In der vergangenen Woche hatte Erdogan erstmals gesagt, ein Treffen mit Assad sei möglich, sofern Bedingungen, die er nicht nannte, erfüllt seien. Gespräche zwischen den Geheimdiensten der beiden Länder finden längst statt. Ein weiteres Thema für Erdogan und Putin sind die umfangreichen russischen Gelder, die in der Türkei geparkt und möglicherweise gewaschen werden. Dabei liefert sich die Türkei einen Wettbewerb mit den Vereinigten Arabischen Emirate.

In der Türkei bekommt Erdogan für seinen Kurs gegenüber Putin viel Lob. Ankara könne sich nicht passiv verhalten, weil die Lage in der Ukraine von überragender Bedeutung für die Sicherheit der Türkei sei. Denn die Türkei wolle weder einen Krieg mit Russland führen noch ihren wichtigen Verbündeten Ukraine verlieren.

Allerdings besteht eine große Diskrepanz zwischen der Bevölkerung und den Entscheidungsträgern in Ankara. In der Bevölkerung sprechen sich, das hat eine Umfrage des German Marshall Funds im Frühjahr ergeben, 84 Prozent dafür aus, sich ein dem Krieg entweder neutral zu verhalten oder zu vermitteln. Eine solche Vermittlung strebt auch Erdogan an. Die Mehrheit der Türken sieht weiterhin die Vereinigten Staaten als wichtigsten Feind des Landes an, während der Sicherheitsapparat gegenüber Russland mit großer Vorsicht agiert. Schließlich hatte das Osmanische Reich gegenüber keinem anderen Land so viele Kriege und so viel Land verloren wie gegen Russland.

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