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#Zehn von 56 Reaktoren stehen still

Zehn von 56 Reaktoren stehen still

Die Freude darüber, dass die EU-Kommission die Kernkraft als nachhaltige Energiequelle einstufen will, währte für Frankreichs Atomindustrie nur kurz. Denn Frankreichs überwiegend staatlicher Energiekonzern EDF hat zuletzt schon eine Reihe unliebsamer Nachrichten hinnehmen müssen und wird nun nach neuester Prognose in diesem Jahr auch noch so wenig Strom produzieren wie seit 30 Jahren nicht mehr. Der Aktienkurs befindet sich seit Wochen im freien Fall. Mehr als 30 Prozent hat der Anteilsschein seit Anfang Dezember an Wert verloren, der Börsenwert sank in diesem Zeitraum um mehr als 10 Milliarden Euro. Auch am Montag startete die Aktie mit einem Minus von knapp 3 Prozent in den Handel.

Neuester Tiefschlag ist die Ankündigung der französischen Regierung, EDF verstärkt zur Stabilisierung der Verbraucherstrompreise einzuspannen. Ihr Anstieg soll im Wahljahr auf 4 Prozent gedeckelt werden. Die angekündigte Senkung der Stromsteuer reicht dafür nicht mehr aus, weil die Energiepreise unverändert stark steigen. Deswegen soll EDF nun 120 statt der geplanten 100 Terawattstunden Elektrizität an Wettbewerber wie Engie und Eni abgeben – zu einem staatlich regulierten Preis, der deutlich unter dem aktuellen Marktpreis liegt. Die Ankündigung kam zu einem Zeitpunkt, zu dem EDF seine Produktionsprognose um 10 Prozent auf 300 bis 330 Terawattstunden senken musste.

Flamanville als gefundenes Fressen

Die Regierung schätzt die Kosten dieser Stabilisierungsmaßnahme auf 8 Milliarden Euro. Ob sie dem Konzern, der schon in der Vergangenheit schlecht gewirtschaftet hat und Nettoverbindlichkeiten von 45 Milliarden Euro aufweist, dabei zur Seite springt, ist noch unklar. Bislang deutete die Regierung eine Unterstützung nur an. Die Analysten von JP Morgan halten eine Kapitalerhöhung für wahrscheinlich. Der französische Staat hält 84 Prozent der Anteile, er würde also am stärksten zur Kasse gebeten.

Blick auf Flamanville


Blick auf Flamanville
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Bild: AFP

Schon steht eine vollständige Verstaatlichung von EDF wieder zur Debatte, wie es sie bis zur Teilprivatisierung im Jahr 2004 gab. Sie forderte am Wochenende Yannick Jadot, Kandidat der Grünen für die Präsidentenwahl im April und bislang abgeschlagen in den Umfragen. Strom ist für Jadot Allgemeingut, und aus seiner Sicht käme es den Staat günstiger, für 5 bis 6 Milliarden Euro die verbleibenden EDF-Anteile zu erwerben, als private Aktionäre mit „astronomischem Schadenersatz“ zu kompensieren, wenn Kraftwerke vom Netz gehen.

Auch die abermaligen Probleme auf der Baustelle des neuen Druckwasserreaktors in Flamanville in der Normandie sind für die grüne Opposition ein gefundenes Fressen. Hinter dem Bau steht Framatome, seit der Zerschlagung des früheren Areva-Konzerns der EDF zugehörig. Der Atomreaktor soll nun 12,7 statt 12,4 Milliarden Euro kosten. Ursprünglich wurden 3,3 Milliarden Euro veranschlagt. Zudem verschob EDF die Fertigstellung von Ende dieses Jahres auf das Frühjahr 2023 – dabei sollte Flamanville 3 einst im Jahr 2012 stehen.

Mangelhafte Schweißnähte

Zwar geht immerhin in Finnland in diesen Tagen ein von EDF gebauter Druckwasserreaktor in Betrieb, der erste auf europäischem Boden. Doch auch dort kam es zu erheblichen Verzögerungen und Kostensteigerungen. Hinzu kommt, dass einer der beiden einzigen bislang am Netz befindlichen Reaktoren dieses Typs abgeschaltet bleibt: In Taishan in China war es im vergangenen Sommer zu Schwierigkeiten mit den Brennelementen gekommen. EDF, das die Reaktoren in Taishan zusammen mit chinesischen Partnern errichtet hat, verweist auf einen mechanischen Verschleiß bestimmter Komponenten und betont, dass dies das Reaktormodell nicht grundsätzlich infrage stellt.

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