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#Ziel sind die Zivilisten

„Ziel sind die Zivilisten“

Die heftigen Kämpfe zwischen den russischen Invasionstruppen und den ukrainischen Verteidigern haben sich auch am Wochenende fortgesetzt. Im Mittelpunkt stand dabei die Stadt Mariupol in der Donbass-Region am Asowschen Meer. Erstmals sollten hier am Wochenende die Bewohner einer von russischen Truppen eingekesselten Stadt evakuiert werden – doch beide Versuche sind gescheitert. Sowohl am Samstag wie am Sonntag hatten russische Truppen den Behörden der Hafenstadt eine auf wenige Stunden begrenzte Feuerpause zugesagt. In dieser sollten Busse den ersten Teil der 440.000 Einwohner in Sicherheit bringen.

Gerhard Gnauck

Politischer Korrespondent für Polen, die Ukraine, Estland, Lettland und Litauen mit Sitz in Warschau.

Geplant war, dass sich die Einwohner an drei Punkten in der Stadt sammeln. Auch Autos sollten in der Kolonne zugelassen sein, an deren Spitze gekennzeichnete Fahrzeuge des Roten Kreuzes fahren sollten. Ziel war die 220 Straßenkilometer entfernte Großstadt Saporischschja. Schließlich teilten die Behörden der Stadt nach beiden Versuchen jedoch mit, der Beschuss sei nicht eingestellt worden – die Aktion müsse abgebrochen werden. Genauso entwickelte sich die Lage offenbar in der benachbarten Stadt Wolnowacha.

Ein Vertreter der „Volksmiliz“ der Kämpfer in den von Russland unterstützen, selbst ernannten Volksrepubliken gab der ukrainischen Seite die Schuld am Scheitern: Sie habe es abgelehnt, eine Feuerpause zu garantieren. Der Gouverneur des Oblasts Donetsk, Pawlo Kirilenko, schrieb dagegen auf Facebook, die russischen Truppen hätten die Stadt weiter beschossen. Es sei extrem gefährlich, unter diesen Umständen zu evakuieren.

„Kein Wasser, kein Strom, keine Lebensmittel“

Die britische Organisation Halo Trust, die weltweit Minenräumung betreibt, beschrieb die Lage am Sonntag auf Twitter mit den Worten eines noch in Mariupol tätigen Mitarbeiters: „Keine (Tele-) Kommunikation, kein Wasser, kein Strom, keine Lebensmittel in den Läden. Schiffe, Artillerie und Flugzeuge schießen. Die Bevölkerung ist bereits am Abgrund. Aber wir halten durch. Mir fehlen die Worte, das ist die lebende Hölle.“ Der Notfallkoordinator der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in der Ukraine, Laurent Ligozat, sagte, die Lage in der Großstadt verschlimmere sich von Tag zu Tag.

Wadym Bojtschenko, Bürgermeister von Mariupol, sagte in einem Videointerview am Samstag, dass die Stadt „seit fünf Tagen ohne Strom, auch ohne Heizung und Mobilfunk“ sei. Kindernahrung und Medikamente könnten nicht mehr angeliefert werden. Auch eine Blutbank und zwei Operationssäle seien beschossen worden. Bis zur Stunde gebe es in der Stadt insgesamt „Tausende Verletzte, die Getöteten zu zählen ist leider sehr schwer“. Seit Tagen gebe es pausenlos Luft- und Artillerieangriffe. Von den fünfzig für die Evakuierung vollgetankten Bussen seien durch Beschuss erst dreißig, nach dem nächsten Beschuss nur noch zwanzig übrig geblieben, bald könnten sie alle zerstört sein.

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Bojtschenko warf den russischen Truppen vor: „Sie wollen uns als Nation zerstören und die Ukraine von Ukrainern befreien.“ Die „russisch-faschistischen Genossen“ strebten einen „Völkermord“ an. Er appellierte an die Staatengemeinschaft: „Helft uns, Mariupol noch zu retten.“ Die Stadt, wie man sie gekannt habe, „die gibt es nicht mehr“.

Aus den Städten Irpin bei Kiew und Kramatorsk im Osten des Landes sind Fotos und Videos aufgetaucht, die offenbar den Beschuss von Wohnblocks durch russische Truppen zeigen. Aus Irpin zog daraufhin eine Flüchtlingskolonne an einer zerstörten Straßenbrücke vorbei Richtung Kiew, um dort Zuflucht zu finden. Eine Videoaufnahme vom Sonntag zeigt, wie Flüchtende auf dieser Fluchtroute in Irpin beschossen werden. Im Hintergrund eilen Menschen mit Koffern vorbei, plötzlich schlägt ein Geschoss auf der Straße ein. Von der  vierköpfigen Familie auf der anderen Seite der Kreuzung waren die Mutter und die beiden Kinder sofort tot, wie eine Reporterin der „New York Times“ und Augenzeugin beschreibt. Der Vater sei schwer verwundet worden.

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