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#Zu viel Druck auf Simone Biles

Zu viel Druck auf Simone Biles

Das, was im Vorfeld für schlicht unmöglich gehalten wurde, ist eingetreten: Die russischen Turnerinnen gewinnen das Teamfinale in Tokio. Zum ersten Mal überhaupt – 1992 in Barcelona hatte die Gemeinschaft Unabhängiger  Staaten gewonnen – geht die begehrteste aller Medaillen bei den Turnwettbewerben an Russland. Wie das geschehen konnte? US-Superstar Simone Biles hat den Wettkampf nach dem ersten Gerät ab gebrochen.

Alles ging ganz schnell: Russland und die USA starteten am Sprung. Biles als letztes der drei US-Girls. Welchen Sprung würde sie zeigen? Als die Anzeigetafel auf 5,8 – den Ausgangswert – springt, ist es klar: Biles geht im Teamfinale auf Nummer sicher, wählt den Amanar, ein Jurtschenko mit zweieinhalb Schrauben. Es ist der einfachste Sprung aus ihrem beeindruckenden Repertoire.

Eine Drehung weniger

Biles landet extrem tief und schlecht. Ein irritierter, etwas leer wirkender Blick, Biles hüpft wie immer vom Podium, Trainer Laurent Landi scheint sie zu beruhigen. Dann die Wertung: Ausgangswert 5,0. Das hatte zunächst kaum jemand bemerkt, auch weil es so unwahrscheinlich ist: Simone Biles hatte eine Längsachsendrehung weniger geturnt als geplant. Russland ging mit einem Punkt Vorsprung an den Barren. Ein Punkt ist gleichbedeutend mit einem Sturz, alles war weiterhin offen.

Doch die große Unruhe sollte erst noch kommen: In den drei Minuten, die jedem Team zum Einturnen am Gerät nochmals zur Verfügung stehen, ging nicht Simone Biles an das Gerät, sondern Jordan Chiles. Im Teamfinale starten normalerweise nur die ersten drei in der offiziellen Startliste aufgeführten Turnerinnen. Es ist allerdings laut Reglement erlaubt – und zwar spontan und ohne Angabe von Gründen -, die vierte Starterin einzuwechseln. Jemand twittert, Biles, die nahe der Bande mit ihren Teamkolleginnen zusammensteht, habe gesagt: „Ihr seid völlig okay ohne mich!“ Wenige Minuten später bestätigt der Verband USA Gymnastics, dass Simone Biles den Team-Wettkampf abbricht.

„Mehrfach gebrochenen Zehen“

Der Barren läuft gut für die USA. Chiles ersetzt Biles mit einem sauberen Vortrag. Sie selbst bleibt im Innenraum und feuert ihr Team an. Noch besser läuft es am Barren für Russland, was keine Überraschung ist, sind doch die Russinnen in Hinblick auf Technik und Ausführung den USA überlegen. Derweil sprießen in den Sozialen Medien unter Turn-Insidern die Spekulationen: Es ist die Rede von „mehrfach gebrochenen Zehen“, mit denen Biles turnen würde – in der Tat war ihr rechter Zeh beim Sprung getaped. Die Kommentatoren von NBC, jener US-Fernsehanstalt, der die Übertragung der Olympischen Spiele Milliarden Dollar wert sind, sagen, dass Biles Rückzug „nicht aufgrund einer Verletzung, sondern aus einem anderen Grund“ stattgefunden habe.

Während die ganze Welt sich fragt, was los ist, geht der Wettkampf einfach weiter. Die russischen Turnerinnen realisieren, dass es nun tatsächlich eine Option ist, diesen Wettkampf zu gewinnen. Das macht es keineswegs einfacher. Während die US-Ersatzturnerin, wiederum Jordan Chiles, die übrigens gemeinsam mit Biles im World Champions Centre in Texas, das Biles‘ Familie gehört, trainiert, ihren Vortrag recht souverän abspult, fällt die 16-jährige Vladislava Urazova vom Balken – ein Punkt Abzug, der Vorsprung schmilzt. Die Entscheidung fällt auf der Bodenmatte.

Vor lauter Begeisterung über immer neue Schrauben und Salti von Simone Biles hatte man zuletzt fast vergessen, wie schön das Turnen auf der Bodenfläche sein kann, wenn die Choreographie einer Übung tatsächlich etwas mit der Musik zu tun hat, wenn gymnastische Elemente exakt ausgeführt werden, und dieser Anschein von Mühelosigkeit, den man Grazie nennt, die anderthalb Minuten lange Übung bestimmt. Vladislava Urazova, Europameisterin Viktoria Listunova, ebenfalls erst 16 Jahre alt, und Angelina Melnikowa führen genau das vor.

Die US-Girls kämpfen tapfer, Simone Biles klatscht und lacht und wirkt schon wieder ganz entspannt. Derweil gehen die Spekulationen weiter: Über den NBC-Streamingdienst Peacock heißt es, Biles habe „wegen einer mentalen Sache“ auf den Wettkampf verzichtet. Der Verband twittert ganz offiziell: Es sei eine „medizinischen Sache“ und versichert: „Sie wird täglich untersucht werden, um sicherzustellen, dass sie aus medizinischer Sicht wettkampftauglich ist.“ Russland gewinnt mit fast dreieinhalb Punkten Vorsprung.

IOC-Präsident Thomas Bach erscheint – allen Corona-Regeln zum Trotz? – im Innenraum und sucht das Gespräch mit dem vermeintlichen Superstar dieser Spiele, Simone Biles. Als sie allen voran und dann auch ihre Teamkolleginnen den Russinnen in sportlicher Geste gratulieren, wird klar, dass auch Angelina Melnikowa fragt, was los ist. Biles erschien auch zur Siegerehrung, auf dem für sie ungewohnten Silberplatz links von den Gewinnerinnen aus Russland. Rechts standen übrigens die Britinnen, die fast unbemerkt von all den Ereignissen Bronze gewonnen haben.

„Ich musste tun, was richtig für mich ist, mich auf meine mentale Gesundheitfokussieren und nicht mein Wohlbefinden gefährden“, sagte Simone Biles im Anschluss an diesen denkwürdigen Wettbewerb. „Es ist Mist, wenn man mit seinem eigenen Kopf kämpft.“ Nach ihrem Sprung habe sie entschieden: „Ich will einfach nicht weitermachen“. Körperlich ginge es ihr gut, sagte sie im Anschluss gegenüber NBC und: „Zu den Spielen zu kommen, als der Star, ist emotional nicht einfach“. Auf die naheliegende Frage, ob sie zum Mehrkampf am Donnerstag antreten wird, antwortete Simone Biles mit Ja. Tritt sie an, ist sie die Favoritin.

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