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#Zum Tod von Notker Wolf: Er verdiente Millionen – und blieb bescheiden

Er ging in Talkshows, spielte E-Gitarre, schrieb Bestseller über Spiritualität und Lebensführung. Und er hatte durchaus auch „ketzerische Gedanken“. Jetzt ist der beliebte Benediktinerpater Notker Wolf gestorben.

Oft war er der einsame Rufer in der Wüste. Ein Spinner, der Verzicht predigte, selbst aber um die Welt jettete. Gut 300.000 Kilometer waren es in manchen Jahren, die Notker Wolf als Abtprimas der Benediktiner zurücklegte. Millionen verdiente er mit Büchern über Spiritualität und Lebensführung, mit Seminaren, die er vor Unternehmern hielt. Dabei blieb er be­scheiden, das Geld kam der Klostergemeinschaft zugute. Dass er dennoch auch Lebemann war, er das Leben zu genießen wusste, und nicht nur ein Geistlicher, der von oben herab predigte, sondern Wahrheiten verkündete, die er auch „ketzerische ­Ge­danken“ nannte, all das machte ihn vor allem in Deutschland populär. Und am Ende auch glaubwürdig.

Werner Wolf wollte schon als Schüler Missionar werden, was für ihn Freiheit bedeutete, die Möglichkeit, hinaus in die Welt zu ziehen. Wolf, Jahrgang 1940, stammte aus einer katholischen Allgäuer Familie, war Messdiener. Der Pfarrer half ihm, dass er ans Gymnasium der Missionsbenediktiner in Sankt Ottilien gehen konnte. Nach dem Abitur trat er in den Orden ein und wählte den Namen „Notker“. Er studierte an der Päpst­lichen Hochschule Sant’Anselmo in Rom und wurde 1968 zum Priester ­geweiht. Mit 37 Jahren war er schon Erzabt in Ottilien, 2000 wurde er zum obersten Benediktiner gewählt, mit Sitz in Rom.

Er übte mitunter auch an den Päpsten Kritik

Kritik übte Notker Wolf mitunter auch an den Päpsten, wenn sie ihm ­nötig ­ erschien. Reformen wie etwa den in Deutschland eingeschlagenen Synodalen Weg sah er als richtig und wichtig an. Mit den Missbrauchs­fällen, die auch „seine“ Benediktinerabtei Ettal betrafen, musste sich der Abtprimas ebenfalls aus­ein­ander­setzen. Er kritisierte, dass ausgerechnet die beiden, Schulleiter und Abt, die die alten Fälle aufarbeiteten, vom Erzbistum München und Freising zum Rücktritt gedrängt wurden. Überhaupt gehe es bei den „tragischen“ Vorgängen zu oft um die Täter, zu wenig um die Opfer.

Das kam gut an bei jenen, denen die Kirche rückwärtsgewandt scheint. Notker Wolf war anders. Genau das machte ihm Spaß: Er ging zu Talkshows, spielte E-Gitarre, einmal sogar mit einer Schülerband als Vorgruppe der Hardrock-Band Deep Purple, hatte einen Podcast: „Gegen den Strom“.

Am Dienstag starb Notker Wolf im Alter von 83 Jahren überraschend auf einer Rückreise von Italien nach Ottilien, wie das Kloster am Mittwoch bekanntgab.

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