#Zutritt in Berliner Freibäder nur noch mit Ausweis
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Nach wiederholter Gewalt in Berliner Freibädern setzen Betreiber und Landesregierung auf schärfere Sicherheitsmaßnahmen. Ab diesem Samstag (15.7.) ist der Eintritt in die Bäder nur noch mit einem Ausweis möglich, wie die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) am Freitag mitteilten. Neben dem Personalausweis könnten Besucherinnen und Besucher ihren Führerschein oder einen Schülerausweis vorzeigen. Um überfüllte Bäder zu vermeiden, sollten zudem künftig deutlich früher als bislang Einlass-Stopps verhängt und das Sicherheitspersonal aufgestockt werden, hieß es weiter.
Ziel der Maßnahmen sei, „die Sommer- und Freibäder sicherer und damit attraktiver für Besucherinnen und Besucher zu machen und zugleich die Beschäftigten der Bäder zu entlasten“, erklärte eine Sprecherin der Bäder-Betriebe. Zuvor hatte eine neue Arbeitsgruppe getagt mit Vertretern von Badbetreiber, Polizei und Senatsinnenverwaltung.
Columbiabad öffnet erst am Montag wieder
Auslöser waren Auseinandersetzungen in Freibädern in Neukölln und Kreuzberg, die für bundesweite Schlagzeilen gesorgt haben. Das Columbiabad in Neukölln wurde am vergangenen Sonntag zum wiederholten Mal geräumt. Seither ist das beliebte Bad wegen hohen Krankenstandes geschlossen. Es soll erst an diesem Montag (17.7.) wieder öffnen, wie die Bäder-Betriebe mitteilten. Das Freibad ist überregional bekannt, weil es dort öfter Randale und Probleme mit Jugendlichen und jungen Männern gibt. Der Bezirk Neukölln gilt in Teilen als sozialer Brennpunkt.
Bundeskanzler Olaf Scholz sprach sich dafür aus, mit Polizei gegen die Randalierer vorzugehen. „Es ist völlig richtig, wenn daraus die Konsequenz gezogen wird, jetzt auch Polizei einzusetzen“, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin bei seiner Sommer-Pressekonferenz. Derartige Vorfälle dürften nicht „achselzuckend“ zur Kenntnis genommen werden, betonte Scholz. Es müsse klar werden, „dass wir als Staat das nicht dulden“. Zur Frage, ob die Vorfälle auf Integrationsdefizite zurückzuführen seien, äußerte sich Kanzler Scholz ausweichend: „Wer sowas macht, verhält sich nicht so, wie unsere Regeln sind.“
Mit den neuen Sicherheitsvorkehrungen wollen Badbetreiber und Landesregierung Randalierer künftig aus den Bädern fernhalten. Man werde dort „keine rechtsfreien Räume“ zulassen, betonten Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Donnerstag nach einem Besuch des Prinzenbads in Kreuzberg. In erster Linie hätten zwar die Bäder-Betriebe als Betreiber für Sicherheit zu sorgen, aber auch die Landesregierung sei in der Pflicht.
Videoüberwachung an den Eingängen
Die Berliner Polizei wird künftig an vier Standorten mit mobilen Wachen vertreten sein, teilte ein Sprecher der Senatsinnenverwaltung am Freitag mit. Als Standort nannte er Columbiabad, Prinzenbad, das Sommerbad am Insulaner und das Sommerbad Pankow. Die Landespolitik plant zudem eine Videoüberwachung an den Eingängen vom Columbiabad und dem Prinzenbad. Wann diese eingerichtet werden soll, war zunächst offen. Von den Bäderbetrieben hieß es am Freitag, „weitere Maßnahmen zur Befriedung der Sommerbäder sind in Vorbereitung“.
Offen sind bislang auch die finanziellen Folgen der verschärften Sicherheitsmaßnahmen. Bislang hieß es von dem Unternehmen, es gebe jährlich rund 1,5 Millionen Euro für private Sicherheitsfirmen aus. Am Freitag hieß es, das Sicherheitspersonal in den Bädern werde „grundlegend“ aufgestockt. Die betreffe grundsätzlich alle Standorte – werde aber von der Badleitung individuell entschieden. Das Unternehmen hatte Ende 2022 nach eigenen Angaben 803 Beschäftigte. In den Sommermonaten kämen etwa 50 Saisonkräfte hinzu. Innensenatorin Spranger hatte Donnerstag betont, Geld für erhöhte Sicherheitsvorkehrungen sei vorhanden.
Auf der Suche nach möglichen Auslösern für Gewaltausbrüche in Freibädern verwies der Kriminologe Vincenz Leuschner in der „Berliner Morgenpost“ auf Aspekte wie Selbstdarstellung, Gruppendynamik, das Verständnis von Männlichkeit – und natürlich die Wärme. „Hohe Temperaturen sind nicht gerade zuträglich dafür, Aggressionen, die man mit sich rumschleppt, im Zaum zu halten“, sagte Leuschner der Zeitung. Er ist Professor für Kriminologie und Soziologie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.
Ein allgemeiner Befund aus der Kriminologie sei, dass meistens junge Männer an Gewalt beteiligt seien – die aber wiederum auch am meisten darunter litten. „Wir müssen uns daher mit Männlichkeitskonzepten auseinandersetzen, die auch in Freibädern zum Tragen kommen: sich in der Ehre verletzt fühlen, Autoritäten nicht anerkennen“, sagte er.
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