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#Zwischen Hightech und heiligen Stätten

„Zwischen Hightech und heiligen Stätten“

Die Wüstenlandschaft zieht rasend schnell vorbei. Man sieht bloß eine ockerfarbene Fläche, die auf eine himmelblaue trifft. Draußen herrscht eine sengende Hitze, die schmerzt. Sommer in Saudi-Arabien, Temperaturen um die 50-Grad-Celsius-Marke. Die Klimaanlage hält stand, die Waggons sind angenehm temperiert. Man merkt auch nicht, mit welcher Geschwindigkeit der „Haramain-Express“ durch die Einöde gleitet: Von Mekka nach Medina, etwa 450 Kilometer, braucht der schlanke Hochgeschwindigkeitszug nicht einmal zweieinhalb Stunden. Er rollt in glitzernde Bahnhöfe ein, die wie aus der Zukunft gefallene Raumstationen aussehen. Es ist ein Milliarden von Dollar schweres Prestigeprojekt, das wie maßgeschneidert ist für die Ambitionen des Königreichs: Hightech verbindet heilige Stätten.

Der Zug ist nicht nur eine Attraktion für die Heerscharen von Pilgern, die Jahr für Jahr nach Saudi-Arabien strömen. Auch Geschäftsreisende wissen den Heiligtümer-Express zu schätzen. „Die Leute erkennen langsam, dass es viel angenehmer ist, als mit dem Auto zu fahren oder zu fliegen“, sagt ein Versicherungsangestellter. Aber auch für ihn ist die Fahrt noch alles andere als Routine. Ihn erstaunt nicht nur die neue Möglichkeit des Reisens, die ihn zwei Mal so schnell ans Ziel bringt wie sein Auto, sondern vor allem die Geschwindigkeit, mit der sich das Land verändert hat.

„Das ganze Land ist eine einzige Disco!“

Vor etwa sechs Jahren hat Kronprinz Muhammad Bin Salman, kurz MBS, die Vision 2030 verkündet, die Saudi-Arabien modernisieren, seine Gesellschaft öffnen und seine Wirtschaft unabhängig von den Öleinnahmen machen soll. Er hat dem Land dafür eine Gewaltkur verordnet. Deren Ergebnisse überwältigen sogar Leute, die sich lange nach Wandel gesehnt hatten. So sagt der Versicherungsmakler im „Haramain-Express“ einen Satz, der so oder so ähnlich wieder und wieder zu hören ist – von Künstlern und Unternehmern in Großstädten wie Dschiddah und Riad oder von Kaffeebauern in der Provinz: „Das hätte ich mir nicht träumen lassen.“

Passagiere stehen im Oktober 2018 am Bahnsteig in Medina neben einem Hochgeschwindigkeitszug.


Passagiere stehen im Oktober 2018 am Bahnsteig in Medina neben einem Hochgeschwindigkeitszug.
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Bild: dpa

Der Zug rollt pünktlich in Dschiddah ein. Die Küstenstadt galt immer als vergleichsweise weltoffen. Händler aus aller Herren Ländern machten hier Geschäfte, Gastarbeiter siedelten sich an, denen der erzkonservative wahhabitische Staatsislam fremd war. Wenn man jemanden wie Ayman Tamano, Musiker, Musikproduzent, Filmemacher und Fotograf, irgendwo vermuten würde, es wäre in Dschiddah. Er ist einer, der alle Menschen in der kreativen Szene seiner Stadt zu kennen scheint und den wiederum alle in dieser Szene zu kennen scheinen. Er ist einer ihrer nachdenklichen Köpfe. Sein Studio in einem der oberen Stockwerke eines Büroturms hat er zwar schon länger, aber inzwischen darf auch jeder wissen, was er dort tut. „Wie viele bin ich noch immer dabei zu verarbeiten, was hier gerade abgeht“, sagt Ayman. Es schwingt noch immer etwas Ungläubigkeit mit, wenn er und seine Freunde sich über die neue Offenheit unterhalten. Und das machen sie jeden Tag.

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