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#Als Erzieherin ungeeignet

Als Erzieherin ungeeignet

Träger und Leiter von Kindertagesstätten in Hessen beklagen, dass es immer schwieriger wird, gutes Personal zu finden. So berichtet der freie Träger BVZ mit mehr als 150 Kitas in Frankfurt, dass Einrichtungen mitunter lieber eine Weile mit weniger Personal auskämen, als neue, womöglich nicht geeignete Leute einzustellen. „Wer zum dritten Mal die Erfahrung gemacht hat, dass eine neue Kollegin schon wieder nicht die richtige war, wartet lieber auf die Kollegin, bei der es dann wirklich passt“, sagt Isabelle Stork, stellvertretende Abteilungsleiterin Regionalleitung Kindertagesstätten. Früher habe stets die Bewerberin hoffen müssen, die ersehnte Stelle zu bekommen. Bei guten Kandidatinnen sei es heute dagegen so, „dass die Einrichtung Stoßgebete zum Himmel schickt: Hoffentlich entscheidet sie sich für uns.“ Wer es in einem bestimmten Stadtteil zu anstrengend finde, habe freie Auswahl, anderswo unterzukommen.

Das Einstiegsgehalt für Erzieher liegt nach Tarif bei etwas mehr als 3100 Euro. Unterschiede bestehen darin, was ein Träger über das Gehalt hinaus bietet: ein Ticket für den Nahverkehr, ein unentgeltliches Frühstück und Mittagessen oder Coachings. Grundsätzlich gelte, so heißt es bei der BVZ: „Je besser der Ruf einer Einrichtung, desto leichter ist es für sie.“

Auch die Arbeiterwohlfahrt Frankfurt bestätigt, dass nahezu jeder, der sich für eine Ausbildung als Erzieher entscheide, nach dem Abschluss eine Anstellung finde. Der Grund sei der Fachkräftemangel. „In Ballungsgebieten und wachsenden Städten, wo der Ausbau von Betreuungsplätzen besonders rasant ist, besteht besonders hoher Druck“, berichtet auch Gabriele Bischoff, Betriebsleiterin des städtischen Trägers Kita Frankfurt mit 146 Einrichtungen. Nach ihren Angaben berichten Fachschulen für Erzieher sogar selbst, dass die Kriterien nicht mehr so hoch seien, wie sie einmal waren.

Defizite werden erst in der Praxis deutlich

Sie selbst sei in der Ausbildung einst „auf Herz und Nieren geprüft worden“, berichtet Monika Kramer, Leiterin des Familienzentrums Frankenberg der Lebenshilfe in Nordhessen. Inzwischen macht auch sie die Erfahrung, dass Fachschulen „so gut wie jeden nehmen“. Die Schulen sind oft privat und finanzieren sich selbst. Kramer weist aber auch darauf hin, dass sie von der Politik gedrängt würden, angesichts des Kita-Ausbaus möglichst viele Erzieher auszubilden. Oft falle dann erst in der Kita auf, wo es hapere. Etwa, wenn jemand zu introvertiert für den kommunikativen Beruf sei. Dafür müsse man zudem „ein Stück weit brennen“. Nicht alle wollten sich selbst „Input holen“ und Fortbildungen machen. „Wenn drei Erzieherinnen mit Sonnenbrille auf der Bank sitzen und keine am Sandkasten oder der Schaukel ist, ist das kein gutes Zeichen.“

Kramer ist froh, dass sie in ihrer eigenen Kita „keine Rumsitzer“ hat. Von den vier Bewerbern auf die letzte Ausschreibung seien zwei infrage gekommen. Weniger Glück hatte da Julia Zabudkin, die in Frankfurt fünf bilinguale russisch-deutsche Kitas betreibt. Weil sie kein Personal findet, das ihren Ansprüchen an Qualität entspricht, schließt sie nun eine der Einrichtungen.

Auch bei der BVZ heißt es, oft zeigten sich Defizite erst in der Praxis. Manche seien nicht auf die Arbeit mit Eltern vorbereitet. „Es geht eher um Soft Skills als um fachliche Themen“, bestätigt Bischoff von Kita Frankfurt und nennt als Beispiel den Umgang mit Belastungssituationen. Eine weitere Schwierigkeit sehen die beiden großen Frankfurter Träger in der Mehrsprachigkeit vieler angehender Erzieher. Die könne Bereicherung sein, aber auch Hindernis, etwa wenn es darum gehe, einen Bericht zu schreiben.

Einig sind sich die Träger darin, dass die Kitas als Arbeitgeber in der Pflicht seien: „Wir müssen in die jungen Menschen investieren und nachqualifizieren“, sagt Bischoff. Und Stork: „Der Weg aus der Misere ist, bei der Ausbildung zu beginnen, und das müssen auch wir mitgestalten.“ Bischoff weist darauf hin, dass die Ansprüche an den Beruf gestiegen seien. Die Fachleute betonen, dass Quereinsteiger, die über die praxisintegrierte vergütete Ausbildung kommen, oft deutlich besser seien als die Absolventen der Fachschulen. Denen fehle „oft die eigene Traute“, sagt Kramer aus Frankenberg – während jene, die umsattelten, oft gefestigte Persönlichkeiten seien.

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