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#11 Dinge, die wir 2020 übers Reisen gelernt haben

11 Dinge, die wir 2020 übers Reisen gelernt haben

2020 war wohl das verrückteste Jahr, das viele von uns jemals erlebt haben. Corona hat wie kein Ereignis im 21. Jahrhundert alle Menschen weltweit gleichermaßen beeinflusst und unsere Routinen auf den Kopf gestellt. Dazu kommen politische und gesellschaftliche Unruhen und Ereignisse wie die amerikanische Präsidentschaftswahl, die uns nicht immer direkt, aber als globalisierte Gemeinschaft dennoch beeinflussen. Für mich persönlich war es eine unendliche Achterbahn der Gefühle, ein wilder Ritt durch Höhen und Tiefen. Die Corona-Pandemie beeinflusst weiterhin direkt unsere Arbeit als Reisemagazin, wobei die einzige Konstante ist, dass nichts mehr sicher ist. Während wir im März und April Endzeitstimmung heraufbeschworen haben und uns auf ein Leben Zuhause eingestellt haben, war der Sommer wie ein kollektives Aufatmen, verbunden mit der Hoffnung, dass nun alles überstanden sei. Aber die angekündigte zweite Welle überrollte Europa Tsunamihaft und stellt unseren kollektiven Zusammenhalt und unsere Geduld auf die Probe.

Obwohl wir noch im März dachten, dass wir dieses Jahr gar nicht mehr reisen könnten, waren wir trotz allem noch bis in den Herbst viel unterwegs, wenn auch auf Abstand. Dabei haben wir 2020 einige Dinge übers Reisen an sich gelernt, die wir hier teilen wollen.

1. Corona hat uns wieder gezeigt, wie wertvoll und welches Privileg es ist, die Welt entdecken zu dürfen 

„Wir werden wieder über die Welt staunen“, habe ich zu Beginn der Corona-Pandemie in einem Artikel geschrieben – und wie wir gestaunt haben. Ich glaube, ich habe noch nie so intensiv jeden Sonnenuntergang angebetet, Gerüche und Farben wahrgenommen und mir jeden einzelnen Moment in meine Festplatte eingebrannt. Als ich nach fast drei Monaten Zuhause auf einem Hausboot in Brandenburg stand, fühlte ich mich wie die Königin der Welt. Und als ich im Juli zum ersten Mal wieder Deutschland verließ und plötzlich Schweizer Berge erkundete, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Eigentlich sollten wir regelmäßige Pausen machen, um die Wahrnehmung auf Reset zu setzen, damit wir reflektieren können, welche Privilegien wir eigentlich haben und dass das alles gar nicht so selbstverständlich ist.

mikroabenteuer zuhause

2. Wir können eine Weltreise in der eigenen Wohnung machen

Dieses Jahr sind wir  Meister*innen darin geworden, uns von Zuhause in die Ferne zu träumen oder das Abenteuer direkt in die eigenen vier Wände zu holen. Wir haben ein Zeltlager auf dem Balkon aufgeschlagen, unsere liebsten Gerichte aus dem letzten Urlaub gekocht, stundenlang Hörbücher gehört und uns mit den besten Reisebüchern des Jahres für unseren Urlaub nächstes Jahr vorbereitet. Kurzum: Wir haben bewiesen, dass die Fantasie groß genug sein muss und wir können überall hin reisen.

3. Abenteuer kann man auch vor der eigenen Haustür erleben

Oftmals warten wir bis zum nächsten Urlaub, um kleine Abenteuer und magische Momente zu erleben. Dabei geht das natürlich auch in der eigenen Stadt. Wir haben vor allem den Herbst genutzt, um Neues auszuprobieren. Wir sind um 5 Uhr früh aufgestanden, um den Sonnenaufgang am besten Spot in Berlin zu schauen. Wir haben Wildkräuter und Pilze gesammelt und danach mit den Zutaten leckere Mahlzeiten gekocht. Wir haben aus Kastanien Waschmittel hergestellt und haben eine Wanderung mit einem Coaching verbunden. Du willst auch öfter mal ein kleines Abenteuer erleben? Dann lass dich von unserer Liste inspirieren.

Mosel Tipps Deutschland

4. Wir haben Deutschland als Reiseland in den letzten Jahren ganz schön unterschätzt

Wenn wir dieses Jahr etwas über uns gelernt haben, dann, dass wir Deutschland ganz schön unterschätzt haben. Vor allem im Frühjahr blieb uns nichts anderes übrig, als in Deutschland zu verreisen – und was sollen wir sagen: Wir werden in den nächsten Jahren viel öfter einfach mal in der Heimat bleiben. Seit dem ersten Lockdown haben wir 40 Artikel über Destinationen und Erlebnisse in Deutschland geschrieben – so viele wie in keiner anderen Kategorie. Wir waren an der Ost- und Nordsee, in der Pfalz und an der Mosel, und – weil wir in Berlin beheimatet sind – ziemlich oft in Brandenburg. Gerade Brandenburg hat uns dabei gelehrt, dass es nicht immer die Wahnsinnsaussichten von einem hohen Berg sein müssen, die den Endorphinspiegel in die Höhe treiben – manchmal reicht auch ein goldener Sonnenuntergang über dem Bernsteinsee.

5. Wir müssen noch stärker nachhaltige Tourismus-Angebote fördern

Wenn die Corona-Pandemie für eines gut war, dann dafür, dass sich die Natur erholen konnte. Erinnerst du dich noch an all die guten Nachrichten aus dem Sommer? Auf Mallorca ging die Luftverschmutzung um 60 Prozent und die Müllbelastung um 39 Prozent zurück. Im Bosporus wurden wieder Delfine gesichtet. Und in vielen europäischen Großstädten wie Mailand, London und Brüssel wurden stadtweit verkehrsberuhigte Zonen geschaffen und Fußgänger- und Fahrradzonen ausgeweitet. Das sind tolle Neuigkeiten, aber sie sind nicht von langer Dauer, wenn wir danach wie vorher weiter machen. Wir alle müssen noch mehr dafür tun, nachhaltig zu leben und zu verreisen. Dabei ist es gar nicht so schwer, den Urlaub nachhaltiger und verträglicher für die Umwelt zu gestalten: Anreise mit dem Zug statt mit dem Flugzeug, Buchen eines nachhaltigen Hotels statt einer großen Bettenburg, und Kaufen regionaler Lebensmittel und Souvenirs statt billigem Kram vom Touri-Markt. Noch mehr Tipps, wie du nachhaltiger Urlaub machen kannst, liest du hier.

Südtiroler Spezialitäten, vinschgerl_vinschgau_südtirol

6. Es gibt so viele schöne Destinationen in Europa, die locker mit den beliebtesten internationalen Zielen mithalten können

2019 sind wir als Reisemagazin für Europa an den Start gegangen mit dem Wissen, dass man nicht weit reisen muss, um Abenteuer zu erleben und tolle neue Orte zu entdecken. Knapp zwei Jahre später sind wir jedes Mal aufs Neuste erstaunt, wie viele wahnsinnig schöne Plätze es hier gibt und wie viele davon wir noch nicht kennen. Klar, auch andere Kontinente haben schöne Länder, aber wir sollten uns auch immer wieder bewusst machen, wie vielfältig unser Kontinent ist und dass es sich lohnt, nicht immer in die Ferne zu schweifen.

7. Wir sollten Reisen auch mal mit sozialem Engagement verbinden

Etwas, das bisher immer in meinem Hinterkopf schlummerte und das ich 2021 aktiv angehen möchte, ist soziales Engagement auf Reisen. Denn bisher war ich immer nur damit beschäftigt, neue Orte zu entdecken und dann wieder abzureisen. Klar, ich bin auch mit Menschen in Kontakt gekommen und habe über sie einen Einblick in das Leben vor Ort bekommen. Aber wie wäre es denn mal, wenn wir was zurückgeben würden? Es gibt so viele Möglichkeiten, sich im Urlaub zu engagieren, sei es, in dem man auf einem Bauernhof oder bei der Aufforstung von Wäldern hilft, Englischunterricht gibt oder in einem Krankenhaus hilft. 2021 wirst du hier zu diesem Thema noch viel mehr lesen und kannst dich schon mal von unseren 11 Tipps, wie wir zu verantwortungsvolleren Touristen werden, inspirieren lassen.

8. In der Nebensaison ist das Urlaubserlebnis viel intensiver

Meine Kollegin Lilly schrieb Ende September in ihrem Artikel „Für Urlaub ist es nie zu spät“: „Für den Süden Europas beginnt nach dem Sommer zwar die Nebensaison, für mich aber die schönste Reisezeit.“ Kurz darauf bin ich mit dem Camper nach Süditalien gefahren und hab Lilly in Gedanken immer wieder beigepflichtet. Wenn die Straßen, Strände und Restaurants leerer sind und man nur noch vereinzelt ein paar verirrte Kennzeichen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sieht, dann macht der Urlaub eigentlich erst richtig Spaß. Denn nicht nur hat man einfach mehr Platz bei oftmals angenehmeren Temperaturen (vor allem in Südeuropa), man bekommt auch was vom echten Leben der Locals mit, die an beliebten Urlaubsorten manchmal kaum noch sichtbar sind. Ich und die Nebensaison könnten noch gute Freunde werden.

Camping Apulien, Ford Nugget, Apulien, Italien, San Foca

9. Wir brauchen viel mehr und bessere Nachtzug-Angebote in Europa

2020 war ein gutes Jahr für Nachtzüge in Europa, denn es sind viele neue Strecken ans Gleis gegangen. Im Sommer fuhr der Alpen-Express von Sylt nach Salzburg. Seit Juni 2020 gibt es neue Verbindung von Berlin nach Wien über Dresden und Prag. Und ab dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2020 fährt täglich ein Nachtzug von Wien und Innsbruck nach Amsterdam. Dazu will die Österreichische Bundesbahn bis 2028 ein riesiges Zugnetz in ganz Europa aufbauen und alle großen europäischen Städte wie Berlin, Paris, Rom und Stockholm miteinander verbinden. Wir können es kaum erwarten!

10. Ohne den Kontakt zu anderen Menschen ist Reisen nur halb so schön

Unsere Autorin Patrizia Barbera hat in ihrem Artikel „So können wir unsere Weltoffenheit auch in Corona-Zeiten retten“ geschildert, wie sich ihr Verhalten gegenüber Fremden in diesem Jahr verändert hat. Normalerweise ist sie eine offene Travellerin, die jede*n mit einem Lächeln und einem kleinen Schwätzchen begrüßt. Doch ihre sonst so offene Art hat sich in nur einem Jahr komplett ins Gegenteil verkehrt: „Andere, das sind zwar immer noch spannende, nette Menschen, aber sie sind auch potenzielle Virenträger, wie mir die Nachrichten jeden Tag seit über einem halben Jahr eindrücklich einhämmern und deshalb gilt es mich (und alle die mir lieb sind und denen ich zukünftig begegne) zu schützen.“ Einerseits fehlt uns ein langes, geselliges Dinner oder das spontane Kennenlernen von anderen Gleichgesinnten. Andererseits gehen wir nicht nur physisch auf Abstand, wodurch wir viele wertvolle Bekanntschaften verpassen. Reisen, das ist eben nicht nur das Sehen neuer Orte, sondern auch das Kennenlernen der Menschen, die diese Orte zu dem machen, was sie sind.

Bosch_Südtirol_ebike

11. Reisen ist nicht die Sammlung toller Fotos, die man gemacht hat, sondern die Momente, die man fernab vom Handy wirklich intensiv erlebt hat

Was nützen Hunderte schöner Fotos und Storys auf Instagram, wenn man zu den Fotos keine Geschichte erzählen kann? Auch das ist uns wieder bewusst geworden. Auf Reisen bin ich oft fast entkoppelt von dem, was vor mir passiert, weil ich damit beschäftigt bin, Fotos und Videos für die Website und Social Media zu machen, anstatt mal fünf Minuten inne zu halten und wirklich zu genießen. Denn genau das sind ja die Momente, an die wir uns später erinnern werden. Im gleichen Atemzug ist ein anderer Aspekt dabei mindestens genauso wichtig: Wir sollten nicht reisen, weil wir das Gefühl haben „mal wieder raus zu müssen“, sondern weil wir das Bedürfnis haben, die Welt und die Menschen, die auf ihr leben, wirklich kennenzulernen.

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