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#45,94 Sekunden! Warholm mit unwirklicher Weltrekord-Show

45,94 Sekunden! Warholm mit unwirklicher Weltrekord-Show

Schultern lockern, Druck auf den Startblock. Schritt, Schritt, Schritt, erste Hürde. Zweite Hürde: Karsten Warholm zieht an Alison dos Santos vorbei, dem Mann, der den Südamerika-Rekord hält. Dreizehn Schritte zwischen jeder Hürde, es geht weiter. Vorletzte Hürde, Rai Benjamin, kurz hinter Warholm. Die Beine schwer, das Laktat strömt in die Muskeln. Arme bewegen, Schritt beibehalten. Letzte Hürde: Nur leicht zeitversetzt fliegen sie über das Hindernis. Zielgerade: Benjamins Schritt wird flacher, Warholm sprintet die letzten dreißig Meter davon: Weltrekord, 45,94 Sekunden. Unter 46 Sekunden.

Karsten Warholm, Norweger, 25 Jahre alt, hat seinen eigenen Weltrekord gebrochen. 76 Hundertstel war er schneller. Warholm verschiebt die Grenzen. Im Ziel reißt er sich sein Trikot auf, hockt sich auf den Boden. Kurz innehalten. Er steht auf, reißt die Augen auf. Er läuft zu Benjamin, der auf dem Boden kauert, drückt seinen Kopf an den des Konkurrenten. Dann geht er zu dos Santos, dem Bronzemedaillengewinner, faustet ihm zu.

Weltrekorde werden nicht allein gelaufen. Athleten brauchen den Atem des anderen im Nacken, das Geräusch der Schritte hinter sich, um die eigenen körperlichen Grenzen zu verschieben. In Warholms Fall war dieser Mann Rai Benjamin. Benjamin, 24 Jahre alt, gebürtiger New Yorker, Sohn eines Cricketspielers, mit 46,17 Sekunden nun der zweitschnellste Mann über 400 Meter Hürden. Schneller als Warholms alte Bestmarke von 46,70 Sekunden, die er am 1. Juli beim Diamond-League-Meeting in Oslo lief. „Es könnte einen anderen Weltrekord brauchen, um die Olympischen Spiele zu gewinnen“, sagte Warholm nach seinem Rennen dort. Und er wusste: Wenn, dann wird ihm Benjamin dabei helfen. Vor zwei Wochen sagte der Norweger: „Er wird mir einen guten Kampf liefern.“ Und nach dem Rennen: „Rai Benjamin hätte auch Gold verdient.“ Der Beginn einer großen Freundschaft? Wohl kaum.

Warholm wollte diesen Sieg, und er versteht sich in der Kunst, diesen Sieg zu inszenieren. In der Nacht vor dem Wettkampf habe er wach gelegen. Er habe so ein bestimmtes Gefühl in der Brust gehabt. Wie ein Sechsjähriger an Heiligabend habe er sich gefühlt. „Ich wusste, dass dieses Rennen das härteste meines Lebens werden würde, aber ich war bereit. Ich habe davon geträumt wie ein Wahnsinniger, das sage ich dir. Ich habe meine ganze Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken“, sagte Warholm in der Mixed Zone nach dem Wettkampf. Warholm liebt ausgefeilte Strategien. Bei diesem Rennen wollte er seine Konkurrenten von Anfang an unter Druck setzen. „Das war meine Taktik, die Jungs zu einem wirklich, wirklich harten Rennen zu zwingen.“ In seiner Freizeit tüftelt Warholm gerne. Er baut mit Lego-Steinen. Sein erstes Projekt: ein Rennwagen von Bugatti, 3599 Einzelteile. Sein bisher schwierigstes Set. Das zeigt, wie Warholm an Dinge herangeht: mal machen.

Bei der Leichtathletik-WM 2017 in London verfolgte er genau das Motto. Die Bahn feucht, Regen und Kälte. Warholm rennt los wie ein Irrer und hört nicht auf. Er schlägt den Amerikaner Kerron Stephon Clement, den Olympiamedaillengewinner von Rio 2016. Warholm reißt seinen Mund auf, Warholm reißt immer irgendetwas weit auf. Und steckt seine Finger in den geöffneten Mund. „Ich bin einfach drauflosgerannt“, sagte Warholm danach. WM 2019 in Doha, gleiches Spiel. Nach seinem WM-Sieg kaufte Warholm sich einen Porsche 911 Turbo S. Besessen vom Rausch der Geschwindigkeit. In Tokio trägt er Spikes von Puma, die er mitentwickelt hat, angepasst an seine Bedürfnisse, seinen Laufstil. Die Zeit der Zufälle, längst vorbei. Er ist schnell, vielleicht zu schnell? Der französische Hürdenläufer Ludvy Vaillant sagt nach dem Rennen: „Wir laufen gegen Monster, Karsten (Warholm), (Rai) Benjamin, (Abderrahman) Samba, Alison dos Santos und die anderen.“ Das Niveau werde kontinuierlich höher. Rai Benjamin hingegen sagte: „Es war das größte Rennen in der Geschichte der Olympischen Spiele.“

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