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#„Alle sehen die hohe Inflation – und jeder fragt sich, wann die EZB handelt“

„„Alle sehen die hohe Inflation – und jeder fragt sich, wann die EZB handelt““

Angesichts der auch von den Folgen des Ukrainekriegs befeuerten Inflation gerät die EZB zunehmend unter Druck, sich auf den Weg zur Zinswende zu machen. Während die amerikanische Notenbank diese schon eingeleitet hat und nachlegen will, bleiben die Währungshüter in Frankfurt während der EZB-Ratssitzung am kommenden Donnerstag voraussichtlich in Wartestellung. Sie planen als Vorstufe einer Zinswende das Ende ihrer milliardenschweren Anleihenkäufe möglichst noch im Sommer. Doch EZB-Chefvolkswirt Philip Lane plädiert wegen einer drohenden Konjunkturflaute dafür, auf die inzwischen stark gestiegene Teuerungsrate in der Währungsunion nicht überhastet zu reagieren.

„Die EZB befindet sich in einer Zwickmühle. Sie muss die steigende Inflation mit den Abwärtsrisiken für das Wachstum in Einklang bringen, während die wirtschaftlichen Unsicherheiten aufgrund der brutalen russischen Invasion in der Ukraine und der EU-Sanktionen hoch bleiben“, sagt Ökonom Pietro Baffico vom Asset-Manager abrdn. In einer Umfrage erwartet die Mehrheit der Ökonomen, dass die Zinserhöhung erst im Herbst kommen wird, einige rechnen jedoch schon im Sommer damit.

Zuvor müssten dann aber die Anleihenkäufe auslaufen, zumindest wenn die EZB-Notenbanker bei der einst von ihnen angedachten Reihenfolge bleiben: Der niederländische Notenbankchef Klaas Knot ist dafür, das Volumen der Zukäufe im Rahmen des Bondprogramms APP im Juli auf zehn Milliarden Euro zu begrenzen und sie Ende Juli einzustellen. Eine Zinserhöhung im vierten Quartal sei „eine realistische Erwartung“.

Die Banken machen Druck

Die als Denkschmiede der Geldpolitik bekannte Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel sieht rund um den Globus eine „neue Inflationsära“ heraufziehen. BIZ-Generaldirektor Agustin Carstens mahnt die Währungshüter darum, die Zügel anzuziehen.

Die jüngst positiv auf Corona getestete EZB-Chefin Christine Lagarde lässt sich beim Zeitpunkt für die Zinswende indes nicht in die Karten blicken, während einzelne Währungshüter laut über eine Erhöhung im September nachdenken. Bundesbankchef Joachim Nagel spricht beispielsweise schon davon, dass Sparer sich wohl bald wieder über höhere Zinsen freuen könnten.

Nicht nur viele Sparer, die als Bankkunden mittlerweile bei höheren Einlagebeträgen vielfach sogenannte Verwahrentgelte zahlen müssen, dürften die Erhöhung herbeisehnen. Auch die Bankenbranche, allen voran der deutsche Privatbankenverband BdB, dringt darauf, die Negativzinspolitik in absehbarer Zeit zu beenden.

Zudem wettern Versicherer seit Jahren gegen die Niedrigzins-Geldpolitik. Talanx-Finanzvorstand Jan Wicke reiht sich in den Chor ein: „Alle sehen es eigentlich, dass wir eine hohe Inflation haben. Jeder fragt sich, wann die EZB handelt. Die EZB ist ein Stück hinter der Kurve und das ist nicht gut.“

Seiner Meinung nach sollte die EZB die Expansion der Bilanz sofort stoppen: In einem zweiten Schritt könne der negative Einlagezins für die Banken dann auf null gesetzt werden. Dieser liegt seit Jahren bei minus 0,5 Prozent, während auch der Leitzins auf dem Rekordtief von null Prozent verharrt.

Der EZB-Rat hält sich die Tür für eine Erhöhung offen. Er stehe bereit, „alle seine Instrumente“ bei Bedarf anzupassen. Damit will er sicherstellen, dass sich die Inflation mittelfristig bei der Marke von 2,0 Prozent stabilisiert. Zuletzt war die Teuerung mit 7,5 Prozent aber weit über den Zielwert hinausgeschossen.

Wird der Staffelzins nachjustiert?

Die Folgen des Ukraine-Krieges erschweren zugleich die Entscheidungsfindung der EZB. Die hohen Energiepreise und die weitreichenden westlichen Sanktionen gegen Russland lasten auf dem Wachstum. Nach Ansicht des EZB-Vizepräsidenten Luis de Guindos steht der Währungsunion auf kurze Sicht eine Konjunkturflaute ins Haus.

Auch wenn höhere Leitzinsen offenbar noch einige Zeit auf sich warten lassen, könnte die EZB nach Einschätzung von Commerzbank-Ökonom Michael Schubert an einer anderen Stellschraube drehen – und zwar beim sogenannten Staffelzins: Dieser soll Nebenwirkungen der Strafzinsen für Banken mildern. Schubert verweist darauf, dass die EZB im Dezember avisiert habe, dass der Rat „die angemessene Kalibrierung seines zweistufigen Systems für die Verzinsung von Reserveguthaben prüfen“ werde. „Unseres Erachtens könnte die Notenbank beschließen, den Teil der Überschussreserven zu erhöhen, der von der Verzinsung zum geltenden Einlagesatz befreit ist“, so Schubert. Die EZB hatte noch unter dem damaligen Präsidenten Mario Draghi im Jahr 2019 den Einlagesatz auf minus 0,5 Prozent gesenkt und zugleich das zweistufige System beim Staffelzins eingeführt.

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