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#Alles über Eva – aus christlicher, jüdischer, islamischer Sicht

Ihre Augen können nicht voneinander lassen, sie halten sich fest im Blick. Noch ahnen sie nichts von der eigenen Nacktheit, die uns Eva frontal zuwendet und Adam diskret vorenthält. Ihre rechte Hand ruht auf seiner Schulter, mit der anderen zieht sie einen Ast vom Baum der Erkenntnis herunter. Gleich wird er von der verbotenen Frucht kosten, die bereits in seiner Linken liegt. Die Geschichte vom Sündenfall, wie sie im Kalksteinrelief von Ludwig Krug aus dem Jahr 1514 im Berliner Bode-Museum zu sehen ist, gehört zu den Schlüsselszenen aller drei abrahamitischen Religionen. Doch welche Rolle spielt Eva in dieser heiklen Geschichte?

Mit dieser Frage beschäftigt sich eines der beiden „Interreligiösen Gespräche“, die den Auftakt zu einer neuen Reihe von Kurzfilmen des Berliner Bode-Museums bilden. Ben Quash, Professor für Christentum und Kunst am Londoner King’s College, Mira Sievers, Juniorprofessorin für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität, und Gesa Shira Ederberg, Rabbinerin der Jüdischen Gemeinde Berlins, nehmen dabei kein Feigenblatt vor den Mund.

Schon in der strittigen Frage nach der Erschaffung Evas aus der Rippe Adams treten feine, aber bezeichnende Unterschiede zwischen den drei Religionen zutage, die in der jüdischen und islamischen Tradition auch ein partnerschaftliches und gleichberechtigtes Geschlechterverhältnis zulassen. Ge­gen das christlich geprägte Stereotyp von Eva als Verführerin (im Gegensatz zu Maria als Ideal der Reinheit) führt Quash eine andere Deutungsmöglichkeit an, die Eva weniger die Rolle der Sünderin als vielmehr die Initiative und Führungsrolle gegenüber dem eher passiven Adam zuspricht. Eine etymologische Entsprechung könnte im hebräischen Wort „Chava“ für Eva liegen, das so viel wie „die ins Leben rufende“ heißt, während der hebräische Adam mit dem ähnlich klingenden „Adama“ aus der Erde hervorgeht. Anders als in der biblischen Tradition ist im Koran nicht Eva die Verführerin, sondern Satan. Nicht Eva nimmt die Frucht, sondern Adam. Noch entscheidender ist jedoch, dass im Islam den Stammeltern ihre Sünde sofort vergeben wird, während die Christenheit erst im und durch den Kreuzestod die Vergebung der Erbsünde erfährt.

Genauso vieldeutig wie die Geschichte vom Ungehorsam des ersten Menschenpaares ist die Geschichte vom bedingungslosen Gehorsam Abrahams, der auf Gottes Geheiß sogar bereit war, seinen eigenen Sohn zu opfern, auch wenn das Opfer in letzter Minute abgewendet wurde. Die große Berliner Pyxis (um 400) bildet den Ausgangspunkt für das zweite Gespräch der drei Theologen, die Abraham als ihren Stammvater betrachten. So wie die Darstellung von „Abrahams Opfer“ auf dem liturgischen Elfenbeingefäß zur Aufbewahrung der Hostie in der typologischen Lesart an den Opfertod Christi erinnert, ist auch für die beiden anderen Religionen das Element der Erinnerung wesentlich für die Geschichte. Während im Judentum das Blasen des Schofarhorns zu Rosch ha-Schana den Menschen an seine Gehorsamkeitspflicht und Gott an seine Gnade erinnert, dient das islamische Opferfest Eid al-Adha der Erinnerung an das Opfer, das dank des absoluten Gehorsams Abrahams nicht vollzogen wurde.

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