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#„Als ginge es nur ums Geld“

„Als ginge es nur ums Geld“

Jakob Platzer beobachtet seinen Vater dieser Tage sorgenvoll. Der Senior räumt Weine von einer Ecke in die andere. „Er kann nicht anders“, sagt sein Sohn. Die Familie betreibt das gleichnamige Viersternehotel in Gerlos im Zillertal. Sein Vater hätte zum 54. Mal eine Wintersaison erlebt. Jetzt beschäftigen den Hotelier Existenzfragen rund um sein Lebenswerk. Der alte Mann erinnert sich noch an seine ärmliche Kindheit. Der Familienbetrieb in dritter Generation mit fast drei Dutzend Zimmern steht derzeit still.

Michaela Seiser

Michaela Seiser

Wirtschaftskorrespondentin für Österreich und Ungarn mit Sitz in Wien.

Normalerweise sind die Unterkünfte ausgelastet. Viele Stammgäste aus Deutschland und den Niederlanden konnten nicht anreisen. So ruhig, fast gespenstisch still, ist es in dem beliebten Skiort nie um diese Zeit. Österreichs Hoteliers dürfen nicht aufsperren. Für sie hat die Saison trotz erheblicher Anstrengungen nicht begonnen. Denn seit November unterliegt Österreichs Tourismuswirtschaft strengen Beschränkungen. Normalerweise erwirtschaftet die Familie viereinhalb Millionen Euro Umsatz im Jahr. Seit Ausbruch der Pandemie in der vergangenen Wintersaison wurde viel in Sicherheit investiert. Trotzdem bleiben die Betriebe geschlossen.

Um eine Ausbreitung der in Südafrika nachgewiesenen Virusvariante zu unterbinden, versucht die österreichische Bundesregierung aus ÖVP und Grünen Tirol zu isolieren. Aus dem Bundesland sei vom kommenden Freitag an für zehn Tage eine Ausreise nur noch mit negativem Corona-Test möglich, sagte Kanzler Sebastian Kurz am Dienstag in Wien. Die Benutzung von Seilbahnen wird nur noch mit negativem Antigen-Test erlaubt. Die Einhaltung der Covid-19-Schutzmaßnahmen wird nun strenger überwacht – das betrifft Ausgangsbeschränkungen, Abstands- und Maskenpflicht und auch die Überprüfung von Zweitwohnsitzen.

„Für uns hat die Krise mit der Wintersaison erst richtig eingeschlagen“, sagt Platzer. Diese betrifft auch die Handwerker der Region. Noch ein halbes Jahr gibt es für sie Aufträge aus dem Investitionsstau heraus. Und was ist dann? Das 800-Seelen-Dorf lebt vom Tourismus und beherbergt in seuchenfreien Zeiten im Winter 5.000 Menschen täglich.

 „Wir werden dargestellt, als ginge es nur ums Geld.“

Neben dem Hotel ist der Übungshang für den Nachwuchs. „Michi’s Schischule“ hat sich neben mehreren anderen Anbietern in Gerlos als Platzhirsch etabliert und ist eine der größten in Tirol. Vor der Pandemie beschäftigte sie in der Saison 150 Skilehrer, davon mehr als die Hälfte als Stammpersonal. In diesem Jahr sind es ein halbes Dutzend, wie Betreiber Michael Staudacher traurig einräumt. Ohne Beherbergung für Gäste gibt es für ihn keine Perspektiven. Er spricht mit Verbitterung davon, dass man gut vorbereitet in die Saison gegangen sei. „Wir werden dargestellt, als ginge es nur ums Geld. Wir sind auch Gastgeber, sorgen für Entspannung und Unterhaltung. Bereiten den Gästen schöne Stunden und Erinnerungen.“

Der Tourismus ist für Österreichs Wohlstand enorm wichtig. Investiert hat Staudacher 50.000 Euro für Sicherheit. Dafür wurden Tausende schicke Schlauchtücher beschafft. Nun herrscht jedoch FFP2-Maskenpflicht. Vergebene Liebesmüh, wie es Staudacher, der auch die Fremdenverkehrswirtschaft der Region vertritt, ausdrückt: „Langsam fühlen wir uns verarscht. Wir sind mittlerweile alle Corona-Beauftragte geworden.“ Die Liftgesellschaft hat ihre Gastrobetriebe freiwillig einem Präventionskonzept des TÜV unterworfen. Auch gibt es eine rasche Möglichkeit zum Testen beim örtlichen Arzt Arnold Stöckl. In dessen Praxis steht jetzt ein Gerät für 25.000 Euro, mit dem sich die Bevölkerung und Gäste unkompliziert einem PCR-Test unterziehen können.

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