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#Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet?

„Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet?“

„Der Synodale Weg als Prozess ist heute abgeschlossen“, sagte Bischof Georg Bätzing bei der Abschlusspressekonferenz am Samstag. „Satzung und Geschäftsordnung haben ihre Aufgaben getan und sind erledigt.“ Aber mit Synodalität als kollegialer, teilhabender Weise des Kircheseins (um genauere Begriffsbestimmung wird noch gerungen) gehe es nun freilich erst richtig los, auch auf Weltkirchenebene.

Ob die Kirche jetzt erst einmal wieder über Gott und die Welt reden können wird, über die Auferstehung der Toten und andere religiöse Eigenheiten? Über das Verhältnis von Gnade und Freiheit beispielsweise und den existentiellen Bezug, den derartige Themen theologisch beanspruchen und für Gläubige womöglich auch hätten, wenn sie von ihnen erführen. Wäre der institutionelle Raum für so etwas frei, jetzt, wo die veröffentlichte Verkündigung sich nicht mehr in Satzungsfragen und Geschäftsordnungen des Synodalen Wegs erschöpfen müsste?

Als sei er erleichtert, diese dreijährige Ochsentour hinter sich gebracht zu haben, mit all ihren Gereiztheiten und Gruppendynamiken, sagte Bätzing, der dem Synodalen Weg präsidierte: „Der Gegenwind, den wir spüren, ist auch eine Reaktion auf die Geistkraft.“ Sicher, Bätzing war zwischenzeitlich autoritärer Führungsstil vorgehalten worden und ein ungeschicktes Ignorieren vatikanischer Einsprüche. Auch das erzeugte Gegenwind, selbst bei dezidiert reformwilligen Teilnehmern. Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken etwa legte vorzeitig sein Mandat für den Synodalen Weg nieder. Die Debatten seien nicht hinreichend offen für eine kontroverse Auseinandersetzung, erklärte Picken zur Begründung, die präsidiale Regie sei teilweise auch stur und hermetisch gewesen (Näheres auf kath-bonn.de). Aber davon abgesehen lässt sich Bätzings Geistkraft-These schwer widersprechen: Der Geist weht, wo man denkt, dass er will.

Ein therapeutisches Setting

Und andererseits: Diese Beschwörungen bei der Abschlusspressekonferenz, ein „neues Miteinander“ erreicht zu haben, den „Stein vom Herzen“ fallen zu hören, keinesfalls ein „zahnloser Tiger“ zu sein, den „Stresstest bestanden“ zu haben und so weiter – war da nicht Zweckoptimismus der Pate des Gedankens? Ach, was! „Der Synodale Weg hat funktioniert“ sagt Bätzing, „bei allem Knirschen und trotz aller Unkenrufe.“

Er hat funktioniert, doch in welcher Hinsicht? Als therapeutisches Setting zweifellos, Emotionen wurden freigesetzt, in der Selbstwahrnehmung Blockaden gelöst, auch bei dieser fünften Vollversammlung flossen Tränen (beim Text zum Diakonat für Frauen). Irme Stetter-Karp, neben Bätzing im Präsidium des Synodalen Wegs, hob auf diesen therapeutischen Aspekt ab, als sie das Framing für den Streit um Zuständigkeiten so anlegte: „Bischöfe konnten erleben, dass sie nicht einsam Entscheidungen treffen müssen, dass sie im Team beraten und entscheiden dürfen und können.“

Funktioniert hat der Synodale Weg aber auch als Erfahrung, Kirche rocken zu können, mit Bätzing gleichsam als Popfigur des theologischen Wandels. Es ist, als höre man ihn beiseite sprechend: „Synodaler Weg ist mein Baby und wahrscheinlich der wichtigste Song, den ich je gemacht habe.“ Und alle spüren: Da ist jemand, der ein Ding durchzieht, der die schwelenden Reformthemen in Rom jetzt endlich mal durchdrücken wird, ein Panzerknacker im Dienst seiner Kirche.

Wir gründen einen Arbeitskreis

Aber gefragt werden muss eben auch: Was wurde denn geknackt? Wo hatte denn der Tiger Zähne nicht nur gezeigt, sondern kraftvoll zugebissen? Weiheämter für Frauen, synodale Räte, Zölibatslockerung, der Segen für alle, die sich lieben – bei der sich seit Jahrzehnten gleichbleibenden Reformagenda lief auch diesmal alles auf die Ansage hinaus: Wir gründen einen Arbeitskreis. Anders gesagt: dort, auf synodaler Arbeitskreis- beziehungsweise Ausschussebene sollen Prüfbitten an den Papst gesendet, orthodoxe Segensformulare erarbeitet, die Anschlussfähigkeit von synodalen Räten erarbeitet werden undsoweiter. Und dafür der ganze Stress?, ist man versucht zu fragen. Ein Showdown mit dem Vatikan blieb aus, auf spätere Gespräche, so sie denn stattfinden, ruht jetzt die ganze Reformerwartung. Mit oder ohne Zähne – war da jemand als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet?

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