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#Am Ende nur noch Entsetzen

„Am Ende nur noch Entsetzen“

Die für antisemitische Darstellungen während der Documenta verantwortlichen Kunstkollektive haben sich entschuldigt. „Wir entschuldigen uns für den Schmerz und die Angst, die die antisemitischen Elemente in den Figuren und Zeichnungen bei all denjenigen hervorgerufen haben, die sie direkt vor Ort oder in den Reproduktionen der Medienberichterstattung gesehen haben“, sagte Ade Darmawan vom kuratierenden Kollektiv Ruangrupa am Mittwoch im Kulturausschuss des Bundestages. Bei der neben der Biennale in Venedig wichtigsten Ausstellung für Gegenwartskunst war nach der Eröffnung Mitte Juni eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache errichtet worden. Das Banner „People’s Justice“ des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi wurde nach heftiger Kritik wieder abgehängt.

„Kein stiller Boykott gegen Israelis oder auch Juden“

Der kuratorische Ansatz der Künstler sei kein „klassischer, autoritärer Ansatz, der die volle Kontrolle über die Elemente der Arbeit bei der Schaffung der Ausstellung ausübt“, sagte Darmawan. Dies könne zu Werken führen, die die Kuratoren selbst überraschen könnten. Er widersprach Anschuldigungen, dass die Ausstellung israelische Künstler ausschließe. „Es gibt keinen stillen Boykott gegen Israelis oder auch Juden“, so Darmawan.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) warf den Verantwortlichen der Documenta indes Versagen bei Planung und Organisation vor. Über Monate habe die Documenta ihr persönlich versichert, dass dort für Antisemitismus kein Platz sei, sagte die Kulturstaatsministerin in der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Kultur und Medien am Mittwoch in Berlin. „Im Vertrauen darauf habe ich die Documenta gegen Angriffe verteidigt und ihren Freiraum geschützt.“ Die Grenzen der Kunstfreiheit seien hier aber überschritten worden, so Roth.

Das antisemitische Großgemälde des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi.


Das antisemitische Großgemälde des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi.
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Bild: dpa

Sie sprach von nicht geklärten Zuständigkeiten und fehlender internationaler Expertise bei der Documenta. Außerdem sei der Projektprozess nicht gut begleitet worden. „Das hätte bedeutet, sich darauf zu verständigen, wo die Menschenwürde ihre Grenzen setzt.“ Claudia Roth hatte in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ die Documenta noch gegen Antisemitismus-Vorwürfe verteidigt, nachdem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) die Verantwortlichen der Ausstellung genau deswegen hart kritisiert hatte. Die „Jüdische Allgemeine“ hatte Claudia Roths Rücktritt gefordert.

Der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden, Daniel Botmann, kritisierte das Verhalten der Documenta-Leitung nach den Vorfällen und nannte namentlich die Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann und den Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD). „Dass Frau Schormann noch im Amt ist, ist eine Zumutung“, sagte Botmann. Die Documenta Fifteen sei für die jüdische Gemeinschaft nie eine erfreuliche Angelegenheit gewesen: „Am Anfang waren vor allem viele Fragen, danach kam der Ärger und am Ende das Entsetzen.“ In Kassel war und ist laut Botmann niemand zu einer offenen und ehrlichen Auseinandersetzung mit den eigenen Ressentiments bereit.

Die hessische Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) kritisierte, die Entschuldigung von Ruangrupa sei zu spät erfolgt. Ein Kollektiv aus Kuratoren habe offenbar dazu geführt, dass die Sorgfalt und Verantwortung des Kuratierens gelitten habe.

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