#Am Rande der Erschöpfung

Das Familienmodell, in dem beide Elternteile ihre Karrieren verfolgen, wurde lange gepriesen – in der Corona-Pandemie funktioniert es aber nicht mehr gut.

„Man lässt Familien mit kleinen Kindern im Regen stehen“, sagt Basha Vicari. Die Mutter von zwei Söhnen im Alter von 4 und 8 Jahren teilt sich die Erziehung zur Hälfte mit ihrem Mann. Er arbeitet Vollzeit als Abteilungsleiter einer Bank, sie auf einer 90-Prozent-Leitungsstelle im Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Seitdem der Corona-Ausnahmezustand herrscht, hatte die Schule ihres älteren Sohnes nur rund zwei Monate normal geöffnet. „Und der Kindergarten ist seit mehr als einem Jahr eigentlich permanent im Notbetrieb“, berichtet sie. Wenn die Kinder zu Hause betreut werden müssen, bedeutet das für Vicari und ihren Mann ein tägliches Abwägen, wer wann die Lehrer-, die Erzieher- oder die Arbeitnehmerrolle übernimmt. Und es bedeutet immer wieder Nachtschichten und Dauermüdigkeit, um die Arbeit irgendwie zu schaffen, wenn die Kinder im Bett sind.

Basha Vicari ist nicht die Einzige, die enttäuscht darüber ist, dass durch den Corona-Betreuungsnotstand, der noch immer in sehr vielen Landkreisen herrscht, ihr Familienmodell mindestens temporär zum Verlierermodell geworden ist. Jedenfalls, wenn man es vergleicht mit Familien mit einem Hauptverdiener und einem Hauptzuständigen für die Sorge- und Hausarbeit.