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#Türkei und Syrien: 20.213 Erdbeben-Tote in Türkei

„Türkei und Syrien: 20.213 Erdbeben-Tote in Türkei“




Noch immer suchen Helfer nach Menschen unter den Trümmern. Doch mit jeder Stunde sinkt die Hoffnung, auf Überlebende zu treffen. Die eisigen Temperaturen sind vor allem für Kinder bedrohlich.

Die Zahl der Erdbebentoten in der Türkei und Syrien steigt unaufhörlich weiter, doch auch fünf Tage nach der Katastrophe bergen Rettungskräfte noch immer vereinzelt Überlebende.

Inzwischen zählen die Behörden allein in der Türkei 20.213 Tote und 80.052 Verletzte, wie das Gesundheitsministerium am Freitag bekanntgab. Konnten anfangs noch zahllose Verschüttete aus den Trümmern eingestürzter Gebäude gerettet werden, bergen Helfer inzwischen fast nur noch Leichen: Laut Vize-Präsident Fuat Oktay wurden in den vergangenen 24 Stunden landesweit nur noch 67 Menschen lebend aus dem Schutt gezogen.

Doch es gibt sie noch, die berührenden Einzelschicksale mit glücklichem Ende. So zogen die Rettungskräfte in Kahramanmaras 112 Stunden nach dem Beben einen 46 Jahre alten Mann aus der Ruine eines siebenstöckigen Gebäudes, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. In der Provinz Gaziantep wurde demnach eine schwangere Frau nach 115 bangen Stunden zurück ans Tageslicht geholt. Ebenfalls in Gaziantep bargen Helfer ein neunjähriges Mädchen nach 108 Stunden aus dem Schutt – ihre beiden Eltern und ihre Schwester waren da jedoch schon tot.

In Syrien befreiten Retter mehr als vier Tage nach dem Beben zwei Menschen in der Küstenstadt Dschabla aus einem eingestürzten Wohnhaus. Mutter und Sohn, die laut Medien 60 und 22 Jahre alt sind, seien nach ihrer Rettung am Freitagabend in ein Krankenhaus gekommen. Beide erlitten demnach mehrere Knochenbrüche. Ihr gesundheitlicher Zustand sei ansonsten aber stabil.

Hoffen auf Wunder in den Trümmern

Beiderseits der Grenze kämpfen die Retter noch um jedes Leben. „Wir machen weiter, bis wir sicher sind, dass es keine Überlebenden mehr gibt“, zitierte eine Reporterin des staatlichen türkischen Fersehsenders TRT World am Freitag einen Sprecher der Einsatzkräfte.

Und tatsächlich gibt es noch Berichte über schier unglaubliche Rettungen. In der Südosttürkei wurde eine sechsköpfige Familie nach 102 Stunden unter den Trümmern lebend geborgen. Die Eltern mit ihren Kindern zwischen 15 und 24 Jahren seien ins Krankenhaus gebracht worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Ein Nachbarspaar aus demselben Gebäude sei nach 107 Stunden gerettet worden.

Ebenfalls nach mehr als 100 Stunden wurde ein Zehnjähriger aus einem eingestürzten Haus in der Stadt Kahramanmaras gerettet, wie das israelische Militär am Freitag mitteilte. Die Rettungsaktion habe rund eine Stunde gedauert.

Auch Schweizer Helfer berichteten von einem Wunder: Sie retteten in Hatay am Freitagmorgen ein sechs Monate altes Baby und seine Mutter lebend aus den Trümmern. Dort war das Schweizerische Korps für humanitäre Hilfe (SKH) zusammen mit lokalen Partnern im Einsatz. Mit Hilfe von Schweizer Suchhunden seien elf Verschüttete lebend gerettet worden, teilte die SKH-Sprecherin mit.

Nach so langer Zeit noch Lebende zu bergen, gleicht einem Wunder. Nur in seltenen Fällen überlebt ein Mensch mehr als drei Tage ohne Wasser. Hinzu kommen die eisigen Temperaturen.

„Wie lange man in einer solchen Situation überleben kann, hängt von sehr vielen Faktoren ab: Wetter, Wasserzufuhr, körperliche Konstitution“, sagt Professor Bernd Böttiger, Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes und Direktor an der Uniklinik Köln. „Die Umweltbedingungen der winterlichen Temperaturen treffen vor allem Kinder. Sie kühlen schneller aus als Erwachsene.“

Hilfsflüge der Bundeswehr gestartet

Aus dem Ausland rollt nach dem Beben immer mehr Hilfe an. Mehr als 7000 Helfer aus 61 Ländern seien in der Türkei, teilte das Außenministerium in Ankara am Freitag mit. Die Nato teilte mit, mobile Notunterkünfte zu schicken, die mit Heizungen, Stromgeneratoren und medizinischen Behandlungsbereichen ausgestattet würden. Aus Italien ist ein Marineschiff mit Hilfsgütern und einem Feldlazarett auf dem Weg, es verfügt über vier Intensivbetten. Das Deutsche Rote Kreuz flog am Freitag unter anderem Decken, Zelte und Isoliermatten in die Türkei.

Die USA wollen für die Türkei und Syrien 85 Millionen Dollar (etwa 79 Millionen Euro) bereitstellen. Die Hilfe solle unter anderem Lebensmittel, Unterkünfte, Medizin und Versorgung von Familien umfassen, schrieb US-Präsident Joe Biden am Donnerstag (Ortszeit) auf Twitter. Die Weltbank kündigte an, der Türkei Unterstützung in Höhe von 1,78 Milliarden US-Dollar (1,65 Milliarden Euro) zur Verfügung zu stellen.

Auch Deutschland sagte weitere Hilfslieferungen zu. „Wir stehen an der Seite der Türkei“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Freitag am Militärflughafen Wunstorf bei Hannover, den sie gemeinsam mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (beide SPD) besuchte. „Wir fliegen so lange wie nötig“, betonte Pistorius. „Das wird jetzt in den nächsten Tagen so weitergehen.“ Geliefert werden vor allem Zelte, Betten, Schlafsäcke, Decken, Heizgeräte und Generatoren.

Mehr als 1000 Nachbeben

Das erste Beben hatte am frühen Montagmorgen mit einer Stärke 7,7 das Grenzgebiet erschüttert. Am Mittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,6 in der Region. Nach Angaben der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad gab es seitdem mehr als 1000 Nachbeben.

Überlebende, die vorübergehend zu Verwandten in Deutschland wollen, brauchen als Angehörige von Drittstaaten zur Einreise ein Visum. Unter anderem Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne), die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) sowie Grünen- und SPD-Abgeordnete aus Bund und Ländern dringen auf rasche Erleichterungen. Die Bundesregierung stellte eine „pragmatische Lösung“ für Visa in Aussicht.

Präsident Assad und seine Frau Asma besuchten am Freitag in einer Klinik in Aleppo Opfer des Erdbebens, wie die syrische Präsidentschaft mitteilte. Sie veröffentlichte auch Fotos, die die beiden am Krankenbett von Verletzten zeigen.
Assad geht in dem Bürgerkrieg, der 2011 ausbrach, brutal gegen die eigene Bevölkerung vor. Ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit angelastet, darunter der Einsatz von Chemiewaffen. Seine Regierung beherrscht inzwischen wieder rund zwei Drittel des zersplitterten Landes – auch Aleppo.

Lage in Syrien politisch erschwert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) stellt sich darauf ein, dass in Syrien fast 5,4 Millionen Menschen Hilfe bei Unterkünften benötigen. Schwierig ist für die Helfer vor allem die politische Lage in Syrien. Das Problem sei, dass die Regierung und ihre Truppen zuletzt keine humanitäre Hilfe in das vom Bürgerkrieg zerrüttete Land gelassen hätten, sagte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im WDR-Radio.

Nach Angaben der UN-Organisation für Migration (IOM) war am Donnerstagabend der erste aus der Türkei geschickte UN-Konvoi aus sechs Lastwagen in der Rebellenregion eingetroffen. An Bord waren Decken, Matratzen, Zelte, Solarlampen und anderes für mindestens 5000 Menschen an Bord. Ein zweiter Konvoi mit 14 Lastwagen überquerte am Freitagmorgen die Grenze und war auf dem Weg nach Idlib, wie ein IOM-Sprecher in Genf sagte.

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