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#An der großen Kreuzung der Zeiten

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An der großen Kreuzung der Zeiten

Von Idaiyapatti nach Ettimalangam, zwei Ortschaften im Bundesstaat Tamil Nadu im Süden Indiens, fährt ein Bus, in dem Passagiere für Wasserbehälter extra zahlen müssen. Die Gegend ist so trocken, dass die Menschen für ihren Flüssigkeitsbedarf weite Wege zurücklegen. Nur Ganapathy hat in dem Tuch, das er um die Hüfte gebunden hat, keine Wasserflasche, sondern etwas Hochgeistigeres.

Der dunkelhäutige Mann mit Vollbart ist barfuß unterwegs. Seine Füße müssen den heißen, sandigen Boden gewohnt sein. Er steht am Ausgang des Dorfes Ettimalangam und wartet auf seinen Sohn, den er zu den Schwiegereltern geschickt hat, um die Mutter zurückzuholen. Sie hat die Familie verlassen, weil sie das despotische Verhalten von Ganapathy nicht mehr ausgehalten hat. In dem Film „Pebbles“ von P. S. Vinothraj ist der Junge Velu die Bezugsfigur für das Publikum. Er stapft mit Sicherheitsabstand vor oder hinter seinem Vater her, immer darauf konzentriert, der jähen Gewalt auszuweichen, die von Ganapathy ausgeht.

Beim Internationalen Film Festival Rotterdam (IFFR), das am Sonntag zu Ende ging, hat „Pebbles“ die Jury so überzeugt, dass sie dafür den Goldenen Tiger vergeben hat, den ersten großen Preis bei einem europäischen Filmfestival in dieser Saison. In der deutschen Wahrnehmung steht das IFFR traditionell ein wenig im Schatten der üblicherweise gleich darauf stattfindenden Berlinale. In diesem Jahr aber war der Abstand größer, und weil man sich in Rotterdam zu einer dem aktuellen Berlinale-Plan vergleichbaren Austragungsform entschlossen hatte, war es auch aus diesem Grund von Interesse, sich das Festival näher anzusehen. Dem digitalen Durchgang in der vergangenen Woche wird im Juni eine Publikumsveranstaltung folgen. So wird es auch die Berlinale halten.

Bilder wie aus dem Outback

Dass „Pebbles“ aus den 16 Filmen des Wettbewerbs beim IFFR schließlich herausragte, hat wohl auch mit der ungewöhnlichen Landschaft zu tun, die der Film zeigt: eine exponiert aride Zone, die in vielerlei Hinsicht an Bilder aus dem australischen Outback erinnert. Es gibt sogar Felsformationen, die dem Uluru (besser bekannt unter dem kolonialen Namen Ayer’s Rock) ähneln. Und als Velu einmal zum Himmel aufsieht, weil er dort ein Flugzeug erblickt, ist das ein Zivilisationszeichen, das seine eigene Ambivalenz enthält, denn der Luftverkehr trägt sein Scherflein zu der Erwärmung des Planeten bei, die in Indien besonders drastisch zu bemerken ist.

Der Science-Fiction-Autor Kim Stanley Robinson lässt seinen aktuellen Klimakatastrophenroman „The Ministry for the Future“ nicht von ungefähr mit millionenfachem Hitzetod in Indien beginnen. Für Velu ist das Flugzeug aber auch ein Bild für einen unerreichbaren Ausweg. Er tauscht einen Blick mit einem Mädchen, das er unterwegs bei einer Familie antrifft, die sich damit durchbringt, Ratten auszuräuchern, ihnen die Beinen zu brechen und sie dann bei lebendigem Leib zu rösten. Mit solchen drastischen Szenen weist sich „Pebbles“ als typischer Festivalfilm aus, der eine von vielen Ungleichzeitigkeiten und Ungerechtigkeiten auf diesem Planeten deutlich macht.

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