#Angela Merkel und die Frauen
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„Angela Merkel und die Frauen“
Im Jahr 2005 sagte Norbert Lammert einen Satz, der manchen Politikerinnen bis heute Gänsehaut macht. So erzählen sie es. Es war der 22. November, jener Tag, an dem die Abgeordneten des Bundestags Angela Merkel erstmals zur Kanzlerin wählten. Das Ergebnis dieser Abstimmung verkündete Lammert, der damals Bundestagspräsident war. „Nach Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger, Willy Brandt, Helmut Schmidt, Helmut Kohl und Gerhard Schröder ist damit die Abgeordnete Doktor Angela Merkel mit der erforderlichen Mehrheit der Stimmen der Mitglieder des Deutschen Bundestages zur ersten Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland gewählt worden.“
Applaus brandete auf. Als erster kam der abgewählte Kanzler Schröder zu Merkel und gratulierte. Ihm blieb jetzt nichts anderes mehr übrig. Andere klatschten Beifall, und noch mehr Gratulanten drängten heran. Lammert rief heiter, er habe den „begründeten Eindruck“, dass Merkel die Wahl annehme, und die versicherte: ja. Wieder Applaus. In den Trubel hinein sprach Lammert ins Mikrofon: „Liebe Frau Doktor Merkel, Sie sind damit die erste demokratische Regierungschefin in Deutschland. Das ist ein starkes Signal für viele Frauen, und für manche Männer sicherlich auch.“
Vorbild für Mädchen und Frauen
Das klang lustig, war aber ernst. Lammert wollte keinen mitmeinen, sondern betonen: Es gibt die einen und die anderen. Sein Satz drückte aus, was viele Frauen empfanden, nämlich dass es eines Signals bedurft hatte, aber nicht nur an sie, die Frauen, sondern auch an die Männer. So wie eine Ampel den einen Rot zeigen muss, damit die anderen Grün bekommen. Begeistert zitieren manche Politikerinnen aus Merkels Generation heute noch diesen Satz. Eine sagt: „Das hab ich nie vergessen.“ Eine andere: „Das fand ich sensationell.“ Lammert, ein mächtiger Mann, riet anderen Männern, eine mächtige Frau als Vorbotin von etwas noch Mächtigerem zu sehen.
Nun ist Merkel seit sechzehn Jahren die mächtigste Politikerin Deutschlands. Was hat das verändert für Frauen? Einen Teil der Antwort gab Merkel selbst schon 2013, in einer Rede vor der Frauenunion. „Frauen sind auch Menschen und deshalb ganz unterschiedlich und mitnichten immer einer Meinung, und das macht die Frauen noch interessanter, als sie sowieso schon sind.“
Ivanka Trump, Angela Merkel und Christine Lagarde am 25. April 2017 in Berlin
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Bild: EPA
Weil das so ist, erzählen Frauen ganz unterschiedliche Geschichten, wenn sie über Merkel als Frau sprechen. Die meisten kreisen um eine von drei Fragen. Erstens: Was hat Merkel verändert, allein dadurch, dass sie die erste Bundeskanzlerin in einer Reihe von Bundeskanzlern ist? Zweitens: Wie feministisch ist Merkel? Und drittens: Was hat sie aus dem Amt der Bundeskanzlerin heraus politisch für Frauen verändert?
Die erste Frage wird noch ziemlich einhellig beantwortet. Merkel ist ein Vorbild für Mädchen und Frauen. Das sagen Schülerinnen in Berlin und Studentinnen in Jordanien, taz-Journalistinnen und die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde. Und 2017 sagte es auch der damalige finnische Ministerpräsident, als er Merkel einen Preis verlieh für ihre Verdienste um die Gleichstellung. „Du hast gezeigt, dass Frauen auch die höchsten Führungspositionen erreichen können“, lobte der Finne, und die Bundeskanzlerin sagte Danke, und dann, dass es noch sehr viel zu tun gebe. Selbst Annalena Baerbock, die Kanzlerkandidatin der Grünen, die vieles ganz anders machen will, gab 2018 in einem Interview zu, wie lässig sie die Kanzlerin finde. „Wie sie diese testosterongesteuerten Runden und die vielen Angriffe und Spitzen auf sich als Frau aushält, davon kann man lernen.“
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