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#Aufbau in den betroffenen Kommunen

Aufbau in den betroffenen Kommunen

Als er in den Innenhof mit dem halb eingestürzten Haus kraxelt, ist Fritz Jaeckel plötzlich Seelsorger. Den ganzen Tag vorher hat er Fragen beantwortet und Abläufe erklärt, jetzt hört er nur Lutz Henkelmann zu. „Wir sind in der achten Woche nach der Flut, und ich habe nur stundenweise Zugang zu meinem eigenen Grundstück“, sagt Henkelmann. Der Winter nahe, so komme er nicht voran. „Ich bin massiv von der Stadt Stolberg enttäuscht. Ich habe so einen Hals.“

Jaeckel ist der Beauftragte für den Wiederaufbau in den Flutgebieten, genau dort steht er gerade, im Dorf Vicht in der Nähe von Aachen, das zu Stolberg gehört und stark vom Hochwasser im Juli getroffen wurde. Henkelmann arbeitet in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Autoherstellers Ford, sein Grundstück grenzt direkt an das Flüsschen Vicht, seine Schwiegermutter wohnt hier seit 80 Jahren, er seit mehr als 20. Das heißt, gerade wohnt er woanders, denn seine Wohnung stand im Erdgeschoss komplett unter Wasser. Das größere Problem ist für ihn aber das Haus des Nachbarn, dem eine ganze Wand fehlt und das notdürftig mit Eisengerüsten und Holzpfählen gesichert wurde.

„Seien Sie etwas gnädig“

Dass es abgerissen werden muss, sieht auch Jaeckel mit einem Blick. „Ich werde auf jeden Fall mit der Gemeinde reden“, verspricht er Henkelmann, der inzwischen einen eigenen Gutachter eingestellt hat, um ein Gutachten der Stadt Stolberg zur Statik des Nachbarhauses zu widerlegen. Henkelmann hat Angst davor, dass das Haus im Innenhof einstürzt, doch kümmere sich der Nachbar nicht. Als Jaeckel fragt, ob der solvent genug wäre, um bei einem Abriss und Wiederaufbau von 1,2 Millionen Euro mal 200.000 Euro auslegen zu können, zuckt Henkelmann nur mit den Schultern und sagt: „Keine Chance, das Haus ist in den vergangenen Jahren zwei Mal zwangsversteigert worden.“

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Jaeckel lässt sich zeigen, wo einmal die Mauer stand neben dem Fluss und das massive Gartenhaus, das zwar versichert war, aber auch von den Fluten mitgerissen wurde. Sein Gegenüber ist sichtlich erbost darüber, dass er sich neben den ganzen körperlich anstrengenden Aufbauarbeiten mit Gutachtern und Anwälten herumschlagen muss und ihm keiner aus der Stadt helfen wolle: Seine E-Mails und Anrufe seien nie beantwortet worden. „Seien Sie etwas gnädig, die haben so etwas auch nicht erlebt“, sagt Jaeckel, und Henkelmann nickt nur müde.

Der Kontakt zur Wirtschaft hilft

Von diesem Montag an sollen Kommunen, Unternehmen, Land- und Forstwirte sowie Privatleute ihre Förderanträge für den Wiederaufbau einreichen können. Bundestag und Bundesrat hatten die 30 Milliarden Euro schwere Staatshilfe in der vergangenen Woche bewilligt. Auf Nordrhein-Westfalen entfallen dabei allein 12,3 Milliarden Euro. Eine Hauptaufgabe von Jaeckel besteht in diesen Tagen darin, den Bürgermeisterinnen und Landräten, Hoteliers und Unternehmern zu erklären, wie sie ihren Wiederaufbau strukturieren sollen.

Er hat Erfahrung darin: Schon 2002 war der heute 58 Jahre alte Jurist in der Leitstelle für den Wiederaufbau der Sächsischen Staatskanzlei eingesetzt. Auch nach dem Hochwasser im Jahr 2013 leitete er in Sachsen den Wiederaufbaustab. Aus der Staatsregierung ist er 2017 ausgeschieden und in den Westen zurückgekehrt, im Hauptberuf ist Jaeckel Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen in Münster. Nicht nur seine Erfahrung in der Politik und im Wiederaufbau, sondern auch der Kontakt zur Wirtschaft hilft ihm gerade weiter – und damit auch allen anderen, die von der Katastrophe betroffen sind.

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