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#Australien und Indien vereinbaren den Freihandel

„Australien und Indien vereinbaren den Freihandel“

Dank stark zurückgefahrener Ansprüche ist es Australien und Indien gelungen, nach zehn Jahren der Verhandlungen ein Freihandelsabkommen zu schließen. Australien verhandelt zugleich weiter mit der Europäischen Union über Freihandel. Seit Jahrzehnten wünscht sich Brüssel auch Indien als Partner für Freihandel.

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Australien erhofft sich durch die wachsende Nachfrage des Schwellenlandes mit fast 1,4 Milliarden Menschen einen gewissen Ausgleich zu seine schwierigen Geschäften mit China. Auch Neu Delhi sucht sichere Handelsbeziehungen insbesondere für die Versorgung mit Rohstoffen angesichts der Bedrohungen aus Peking.

Am Samstag aber unterzeichneten Indiens Ministerpräsident Narendra Modi und sein australisches Gegenüber Scott Morrison einen – gemessen an europäischen Ansprüchen – stark abgespeckten Handelsvertrag. „Dieses Abkommen öffnet den australischen Landwirten und Herstellern und vielen anderen eine große Tür in die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt“, sagte Morrison.

Indien führt aktuell mit vielen Ländern Handelsgespräche

Modi, der am Vortag noch breitere Handelsbeziehungen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in Neu Delhi besprochen hatte, sagte nun während des virtuellen Treffens: „Auf der Grundlage dieses Abkommens werden wir gemeinsam in der Lage sein, die Widerstandsfähigkeit der Lieferketten zu erhöhen und auch zur Stabilität der indopazifischen Region beizutragen.“

Zölle unter dem Australia-India Economic Co-operation and Trade Agreement zu streichen, werde den bilateralen Handel innerhalb von fünf Jahren auf einen Wert von fast 50 Milliarden Dollar verdoppeln, sagte Indiens Handelsminister Piyush Goyal. Über die kommenden zehn Jahre sollen die Zölle auf 91 Prozent der australischen Ausfuhr in die drittgrößte Volkswirtschaft Asiens fallen.

Indien verhandelt ähnliche Abkommen auch mit Neuseeland und Israel. Erst vergangene Woche hatten die Inder einen ähnlichen Pakt mit den Vereinigten Arabischen Emiraten abgeschlossen. Mit Großbritannien und Kanada sprechen sie über Handelsverträge, die befreit sind von Anforderungen an Arbeitsstandards und Menschenrechte. In der nächsten Woche wird Handelsstaatssekretär BVR Subrahmanyam in Brüssel erwartet, um dort Gespräche wieder in Gang zu bringen.

Für Schafzüchter war der indische Markt bislang geschlossen

In Australien gelten die Exporteure der Landwirtschaft und des Bodenschatzsektors als große Gewinner des Abkommens. Bislang unterlagen die australischen Schafzüchter beispielsweise einem 30-prozentigen Zoll bei der Einfuhr in Indien. Gestrichen wird der Zoll nun aber vor allem auf Kohle und Kupfer, Wolle, Aluminium und auch Hummer. Insbesondere der Export von Kohle, Wein und Hummer litt unter der chinesischen Blockade.

Peking wollte die Australier damit für ungebührliches politisches Verhalten abstrafen. Schon heute aber deckt Indien ein Viertel seines wachsenden Kohleverbrauchs aus Australien, dessen drittgrößter Kunde es inzwischen ist. Dienstleister aus 31 Branchen wie Bau, Tourismus, Bildung und medizinische Dienstleistungen bekamen die Meistbegünstigten-Klausel zugesagt.

In anderer Richtung werden 96 Prozent aller Zölle auf den Import aus Indien in Australien fallen. Indische Uni-Absolventen der naturwissenschaftlichen Fächer dürfen künftig drei Jahre „down-under“ bleiben und arbeiten – womit Australien eine Beschäftigungslücke Hochqualifizierter schließen will. Tausend Visa werden jährlich an indische Jugendliche ausgegeben, die in Australien während des Rucksack-Urlaubs arbeiten wollen – und so den Farmen helfen.

Ein Jahrzehnt mit schwierigen Verhandlungen geht zu Ende

Die Gespräche mit Australien über eine Handels- und Wirtschaftspartnerschaft hatten vor gut zehn Jahren begonnen, wurden jedoch abgebrochen, nachdem Canberra Indien aufgefordert hatte, der Regionalen Umfassenden Wirtschaftspartnerschaft (RCEP) beizutreten.

Nachdem Modi sich auf den letzten Metern geweigert hatte, was die indischen Beziehungen zu Ostasien belastete, gerieten die Verhandlungen ins Stocken. Erst im September vergangenen Jahres, auch unter dem Druck eines aggressiveren Pekings, waren sie wieder aufgenommen worden.

Beide Länder sind auch Teil des Sicherheitsbündnisses Quad, in dem Tokio, Washington und auch Canberra die Inder drängten, eine eindeutigen Haltung zu Russlands Angriff auf die Ukraine einzunehmen. Das vermied Neu Delhi, das von den Russen nicht nur Waffen kauft, sondern seinerseits auch Medizin und Technik nach Russland liefert.

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