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#Autos müssen draußen bleiben

Autos müssen draußen bleiben

Im Hamburger Stadtviertel Ottensen war vor zwei Jahren Schluss mit der Durchfahrt. Im Zentrum durften Autos kaum mehr durchfahren. Denn einige Straßen wurden im September 2019 zur Fußgängerzone, wenngleich Radfahrer in Schrittgeschwindigkeit vorbeidurften und es Ausnahmen für Autofahrer gab. Das Projekt „Ottensen macht Platz“ zeigte für ein halbes Jahr, wohin viele Städte in Deutschland wollen: Stopp für Autos, Vorfahrt für den nichtmotorisierten Verkehr, weniger Parkplätze und dafür mehr Platz im öffentlichen Raum.

Mit der Corona-Pandemie beschleunigt sich der Wandel der Innenstadt noch mehr. Schon vorher sorgten sich Ladeninhaber darum, dass weniger Kunden im Laden vor Ort einkaufen und mehr im Internet bestellen. Die Pandemie-Einschränkungen haben Lieferungen digitaler Wettbewerber mitsamt den Paketdiensten vorangetrieben, während der klassische Einzelhändler Umsatz verliert. Zehntausende Geschäfte stehen nach Branchenangaben auf der Kippe.

Kommunen wollen vermehrt Kitas, Schulen, Museen, Wohnungen und Handwerker in ihre Zentren holen. Gleichzeitig fürchten Händler ebendiese Pläne für autofreie Innenstädte, falls weniger Autoverkehr auch weniger Kundschaft nach sich zieht. Für eine attraktive Innenstadt kommt es auf die Mischung, auf viele Passanten und Spontankäufer an.

So waren Innenstädte für den Münchner Ökonomen Oliver Falck auch vor der Pandemie keine Selbstläufer. Viel Einzelhandelsumsatz ist ins Internet abgewandert und dort geblieben. Das Einkaufserlebnis „Innenstadt“ muss neu erfunden werden. „Dabei werden wir auch darüber nachdenken müssen, wie wir knappe Flächen in Innenstädten sinnvoll nutzen, um Innenstädte wieder attraktiver zu machen“, sagt der Leiter des Ifo-Zen­trums für Industrieökonomik und neue Technologien. Der Trend zum Home­office verschärft für ihn die Schwierigkeiten, weil viele dann einkaufen, wenn sie arbeitsbedingt in der Stadt sind.

Mit der Autofreiheit sinkt der Umsatz nicht

Um städtische Stauprobleme in den Griff zu kriegen, hat der Ökonom mit Kollegen berechnet, dass eine Gebühr für Autofahrer von 6 Euro am Tag den Verkehr um fast ein Viertel ins Münchner Zentrum senken würde. Dabei haben sie sich auch angesehen, wie sich Verkehrsmaßnahmen auf den Einzelhandel auswirken. Falck sagt, dass sich negative Auswirkungen auf stationäre Einzelhandelsumsätze nicht belegen lassen. Untersuchungen in autofreien Städten im europäischen Ausland zeigen das ebenfalls oder teilweise sogar steigende Umsätze.

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Wenn Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay mit Gewerbetreibenden über seine Pläne für die autofreie Innenstadt spricht, dann kennt er solche Untersuchungen aus anderen Städten, redet aber über anderes. Der Grünen-Politiker geht mit Händlern raus auf die Straße und fragt, wer sich hier hinsetzt, vielleicht auch mit seinen Kindern, um einen Kaffee zu trinken? Und wer sucht sich lieber eine ruhige Ecke? „Da merkt man schnell, dass das Auto stört und Platz wegnimmt“, sagt Onay. Er will für sein Konzept der autofreien Stadt Parkhäuser stärker nutzen, die bisher zur Hälfte belegt sind. Ähnlich wie in der Fußgängerzone hält er Ausnahmen vor Ladenöffnung für Zulieferer für möglich. Vor allem Durchfahrten sowie den Park- und Suchverkehr will er anders regeln.

Bis 2030 rechnet Onay mit einer autofreien Innenstadt in Hannover. Dafür wurde gerade ein Innenstadtdialog gestartet: Handel, Gastronomie, Kultur und weitere Beteiligte sollen die Zukunft des Zentrums diskutieren. An einigen Orte starten Experimentierräume mit mehr Platz für Grün und zum Schlendern. Onay sieht die Corona-Pandemie als „Brandbeschleuniger“ für den Einzelhandel. „Trotz Lockerungen merken wir, dass der Einzelhandel nicht mehr so zurückkommt wie früher.“ Seine Erfahrung ist, dass Ladeninhaber nicht das Ob in Frage stellen, sondern vor allem wissen wollen, wie es geschieht. „Kein Händler hier sagt, das läuft super, lasst mal alles so, wie es ist“, berichtet Onay.

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