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#Bauschutt für den Straßenbau

Mirco Illian hat 2011 mit einem einzigen Containerfahrzeug angefangen, das er selbst mehrere Hunderttausend Kilometer gefahren hat. Was unter dem Namen IK Umwelt zuerst als reiner Dienstleistungsbetrieb anfing, hat sich über die Jahre zu einem Unternehmen mit 200 Mitarbeitern und 74 Millionen Euro Umsatz entwickelt: „Die Aufträge wurden größer, und wir haben erkannt: Was wir in unseren Lkw laden, ist nicht nur Abfall, sondern brauchbar“, sagt Illian, der Inhaber und Geschäftsführer von IK Umwelt ist.

Denn wo abgerissen und neu gebaut wird, da entsteht einiges an Abfall. In Deutschland fallen jährlich rund 230 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle an. Zwar werden davon heute mehr als 90 Prozent schon wiederverwertet, doch meist nur, um Baugruben zu verfüllen – oder der Abfall landet in Deponien. Von den 500 Millionen Tonnen mineralischer Baurohstoffe, die im Jahr in Deutschland verbaut werden, bestehen nur 13 Prozent derzeit aus Recyclingmaterial. Nun befindet sich die Bauwirtschaft freilich auch im Umbruch, es geht um Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit – und daher gibt es einige Spieler, die das Material stärker recyceln wollen.

Sonst regelte es Hagedorn mit Übernahmen

Da kommen IK Umwelt ins Spiel und Hagedorn, eine Unternehmensgruppe aus Gütersloh. Mit mehr als 440 Millionen Euro Umsatz und rund 1700 Mitarbeitern ist Hagedorn eines der vier größten Abbruchunternehmen der Welt. Um jetzt auch ins Recy­clinggeschäft einzusteigen, verbünden sich die beiden Unternehmen, die bislang nur gegenseitige Kunden waren.

„Für mich war es ungewöhnlich, weil ich zum ersten Mal in meinem Leben was abgebe“, sagt Thomas Hagedorn, Geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Unternehmens. Den Mitarbeitern wurde der Zusammenschluss jetzt bekannt gegeben, wie die F.A.Z. vorab erfuhr. Das Unternehmen ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, auch durch zahlreiche Übernahmen von anderen, spezialisierten Anbietern – bisher wurden die aber immer bei Hagedorn eingegliedert, wie etwa der Kranvermieter Wasel. Jetzt bringt auch Hagedorn Teile in ein neues Gemeinschaftsunternehmen ein, darunter die Wertstoffzentren in Gütersloh und Hannover und den eigenen Transportspezialisten für Schüttgut.

Nur wenig Bauabfälle werden recycelt

Die Entsorgungsflotte der beiden Unternehmen kommt zusammen auf mehr als 300 Lkws; jährlich transportieren sie rund 6 Millionen Tonnen Bauabfälle und Baustoffe. Zu den Recyclingbaustoffen ist da noch ein großer Unterschied, im Jahr produzieren Hagedorn und IK Umwelt 2,5 Millionen Tonnen davon – aber das wollen sie gemeinsam nun deutlich steigern.

„Die Abbruchbranche ist aus unseren Augen der neue Rohstofflieferant für die Recyclingbranche“, sagt Illian. „Praktisch die Baustelle als das Sand- und Kieswerk von morgen. Wir machen aus den rückzubauenden Materialien einen gleichwertigen Baustoff“, ergänzt Hagedorn. Gerade im Rückbau ist der Mittelständler aus Ostwestfalen gut im Geschäft. Das Steinkohlekraftwerk Knepper in Dortmund kaufte Hagedorn, außerdem ein ehemaliges RWE-Heizkraftwerk in Bochum und eine frühere Anlage von Steag in Bochum – auf den Industriebrachen soll später neues Gewerbegebiet entstehen.

Ämter noch nicht so weit

Aufbereitete Stoffe von den Baustellen dürfen aber bislang nicht überall weiterverwendet werden, etwa um eine Industriestraße zu bauen. „Leider schließt ausgerechnet die öffentliche Hand heute Recyclingmaterial zu häufig in seinen Ausschreibungen noch aus. Das kann doch nicht sein“, klagt Hagedorn. „Da sitzen noch immer Leute im Amt, die sagen: Eine Straße mit Recyclingmaterial haben wir noch nie gebaut.“ So eine Straße müsse 50 bis 70 Jahre halten – und beim Recyclingmaterial könne man sich nicht sicher sein, ob das funktioniere. Mit so einer Einstellung, sagt Hagedorn hingegen, seien die Ziele, nämlich Kreislaufwirtschaft und kurze Wege, nicht zu erreichen. So würden die Deponien mit Bauschutt überfüllt, während gleichzeitig noch der Schotter aus dem Sauerland angekarrt werden muss.

Dabei sollen gerade die kurzen Wege mit dem Zusammenschluss in die neue HIK Umwelt Gruppe möglich sein, gibt es dann zwischen den Baustellen nun noch mehr Wertstoffzentren, die von den Lkws angefahren werden. Dabei hoffen die Unternehmer darauf, dass sich mit der seit August geltenden Ersatzbaustoffverordnung, die den Einsatz zum ersten Mal nicht mehr länderweit, sondern für den gesamten Bund regelt, in den Kommunen etwas ändert. „Der Straßenbau ist die Branche, die das meiste Material abnehmen kann. Die es noch nicht tut, aber die es könnte“, sagt Illian. Ganz ohne Sand, Schotter und Kies werde man nie auskommen, sagt Hagedorn. „Aber die alte Brücke muss wieder in die neue Brücke. Dann haben wir es geschafft.“

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